TV-Kritik: Diese olympischen Winterspiele sind anders – auch für die TV-Sender

Plus Trotz erschwerter Bedingungen übertragen erneut die drei Sender ARD, ZDF und Eurosport live von Olympia in Peking. Lange wird dabei der Anschein von Normalität gewahrt.

VonMichael Kienastl

Stundenlang konnte man den Eindruck gewinnen, als wären nicht hunderttausende Angehörige einer ethnischen Minderheit im Osten des Landes in Internierungslagern gefangen. Als gäbe es keine Unterdrückung in Tibet. Als würden nicht Proteste in Hongkong brutal niedergeschlagen und Menschen auf Schritt und Tritt überwacht werden. Kurz: Als sei China ein gewöhnlicher Staat und diese Winterspiele ein gewöhnliches „Treffen der Jugend der Welt“ – zugegebenermaßen in einer surrealen weißen Kunstlandschaft inmitten brauner Hänge.

Es ist Samstag 3 Uhr nachts und Julia Scharf beginnt mit der Moderation des ersten Wettkampftages der olympischen Winterspiele in Peking. Am Vormittag wird sie ihre Kollegin Jessy Wellmer ablösen. Knapp 15 Stunden lang wird die ARD übertragen, im täglichen Wechsel mit dem ZDF. Daneben laufen die Spiele jeden Tag auf Eurosport. Der Tag beginnt entspannt mit der Curling-Vorrunde und der Qualifikation der Frauen im Snowboard-Slopestyle. Hier punktet Jan Wiecken als Kommentator, der die spektakulären Tricks mit laienfreundlicher Sprache erklärt. Parallel dazu spricht das Kommentatorenpaar auf Eurosport dagegen einen breiten Mix aus Englisch und Deutsch – „Switch Backside“ und „jetzt wird gedoubled“ lassen Uneingeweihte ratlos zurück. Die ersten Medaillen werden dann im Skiathlon der Frauen am Vormittag vergeben. In regelmäßigen Abständen bringen hilfreiche Zusammenfassungen Sportfans, die später zugeschaltet haben, auf den neuesten Stand. Übertragen werden hauptsächliche Wettkämpfe mit deutscher Beteiligung und Medaillenentscheidungen. Daneben finden sich bis zu sechs Livestreams gleichzeitig im Online-Angebot.

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