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Serie
20.04.2017

Mit einem künstlichen Bein in ein neues Leben

„Sarkasmus und Selbstmitleid sind wie Medikamente: Erst helfen sie, über die Schmerzen hinweg zu kommen. Doch irgendwann führen sie zu noch größeren Schmerzen.“
2 Bilder
„Sarkasmus und Selbstmitleid sind wie Medikamente: Erst helfen sie, über die Schmerzen hinweg zu kommen. Doch irgendwann führen sie zu noch größeren Schmerzen.“

Nach einem schweren Motorradunfall wurde Lydia Müller ein Bein amputiert. Die 47-jährige Wertingerin erzählt von Träumen und Erkenntnissen. Und davon, wie sie selbst und Freunde mit der neuen Situation umgehen

Motorradfahren gehört zu den großen Träumen von Lydia Müller. Mit 20 Jahren macht die Wertingerin den Führerschein und kauft sich erstmals ein eigenes Motorrad. Als sie von zuhause auszieht und sich ein Auto zulegt, muss sie ihr Motorrad erst mal wieder aufgeben: „Alles drei ging als Schneiderin finanziell nicht“, erzählt die 47-Jährige rückblickend. Und so setzt sich die junge Frau in den folgenden Jahren immer wieder als Beifahrerin auf die Motorräder von Freunden und Kumpels. Angst? Das Wort empfindet sie als zu groß. „Respekt“ nennt sie das Gefühl, das ihr beim Losfahren immer wieder begegnet. Ganz selbstverständlich geht sie davon aus, dass bei Menschen ab einem gewissen Alter „das Hirn mitfährt“. Doch das war nicht immer so. Es gab Situationen, in denen sie dachte: „Ups, das war knapp.“ Wenn sie beispielsweise plötzlich mit 200 Stundenkilometern über eine Landstraße rasten.

So wächst in ihr erneut der Wunsch nach einem eigenen Motorrad. Den verwirklicht sie sich – noch bevor irgendetwas passiert. Raser sollten ihrer Meinung nach ihre Adrenalin-Kicks auf der Rennstrecke ausleben statt auf öffentlichen Straßen. „Man verliert so viel beim Rasen.“ Statt den Fokus auf den schwarzen Strick des Tachos zu richten, nimmt sie beim Fahren lieber die Landschaft wahr. Und so schätzt sie sich glücklich, 2001 endlich wieder mit eigenem Motorrad und eigener Geschwindigkeit unterwegs zu sein.

Mit einer Freundin plant sie einen gemeinsamen Motorradurlaub in Frankreich. Um nach zehn Jahren wieder Fahrpraxis zu bekommen, will sie den Weg zur Arbeit – mittlerweile arbeitet sie bei Portofino in Gundelfingen – in den folgenden Monaten per Motorrad zurücklegen. Und dann passiert, gleich am ersten Tag etwas, was ihr Leben grundlegend verändern wird.

Morgens um 7.10 Uhr, rund einen Kilometer nach Binswangen in Richtung Eppisburg – so jedenfalls habe es in der Zeitung gestanden – kam ihr ein Lkw entgegen. Dahinter zieht plötzlich ein Autofahrer raus, will den Lkw überholen. Die 31-jährige Motorradfahrerin hat null Chance zu reagieren. Sie sieht das Auto auf sich zukommen, hört in dem Moment nur noch einen Knall. Als Letztes erinnert sie sich, wie sie einen Helfer bittet, bei ihr zu bleiben. Sechs Tage später wacht Lydia Müller im Klinikum Augsburg auf, ein Tubus im Hals, der Körper ans Bett fixiert. „Etwas ist schief gelaufen“, merkt sie. Irgendwann kommt eine Schwester und klärt sie auf, dass sie später noch Besuch bekommen werde. „Woher weiß die das?“, wundert sie sich.

„Logisch wusste die Schwester, dass meine Familie kommen wird“, weiß die Wertingerin heute. „Die kam ja schon seit sechs Tagen täglich.“ Die Ärzte hatten die schwer verletzte Frau in ein künstliches Koma versetzt. Häppchenweise erfährt sie, was an ihr alles verletzt ist. Erst am nächsten Tag bei der Visite zieht ein Arzt die Bettdecke weg, und die 31-Jährige erkennt: „Mein Bein ist weg.“ In der Mitte des Knies hatte man es ihr amputiert. Auch wenn der Arzt ihr erklärt, dass sie so viel wie möglich erhalten haben, für Lydia Müller ist es wenig. Niemand hatte sie auf diese Situation vorbereitet. Als gesunder Mensch war sie zur Arbeit gefahren, als amputierter aufgewacht. Ellenbogenbruch, Symphysesprengung, stumpfes Bauchtrauma – das Schlimmste war ein offener Oberschenkelbruch mit zerfetzter Arterie gewesen. „Zehn Minuten später hätten sie sich die ganze Arbeit sparen können“, sagt Lydia Müller sarkastisch.

Sarkasmus – den kennt sie gut. „Er hat mich damals erhalten“, sagt sie rückblickend. „Er war meine Form, mit der Situation klar zu kommen.“ Gar mancher Kontakt zu Menschen zerschellte durch ihn. Wer mit ihr und ihrer neuen Situation nicht zurechtkam, den stempelte sie schnell als oberflächlich ab. „Ein Lernfeld für beide Seiten, für mich als Betroffene und für mein Umfeld“, sagt sie nachdenklich. „Und eine Herausforderung für beide Seiten, einen Weg zu finden.“ Heute dankt sie mancher Freundin, die damals ein klares Wort an sie gerichtet hat. „Sarkasmus und Selbstmitleid sind wie Medikamente: Erst helfen sie, über die Schmerzen hinwegzukommen. Doch irgendwann führen sie zu noch größeren Schmerzen.“ Richtig dosiert, könnten sie dagegen zurück ins Leben helfen...

„Nordic-Walking für Beinamputierte“ – irgendwann stößt Lydia Müller auf das Angebot einer Reise nach Andalusien und meldet sich an. Im ersten Jahr nach der Amputation fühlt sie sich sehr unsicher, wagt so erstmals wieder, auf Reisen zu gehen. Dabei lernt sie unter anderem eine Frau kennen, die beim Schaufensterbummel angefahren wurde und so ein Bein verloren hat. Sie wird fortan zu ihrer Lieblingsgeschichte, wenn Leute sie mit den Worten angreifen: „Wie kannst du nur aufs Motorrad steigen!“ Das macht Lydia Müller nach dem Unfall nämlich sehr schnell wieder, nimmt erneut Fahrstunden, legt eine spezielle Prüfung in Krefeld ab und erobert sich ihre Fahrerlaubnis Schritt für Schritt zurück. Ebenso wie das selbstständige Laufen und Fahrradfahren.

Gleichzeitig geht Lydia Müller auf Entdeckungsreise, was das Leben sonst noch zu bieten hat. Zweimal hintereinander nimmt sie mit einem Team an der Allgäu-Orient-Ralley teil, schwärmt von tollen Erlebnissen, Gastfreundschaft, Völkerverständigung und Offenheit. Letztere schätzt sie auch sehr im Umgang mit ihrem neuen, intelligenten, elektronisch programmierten Bein. Im Sommer trägt sie kurze Hosen und Röcke. Und sie hat gelernt, sich fremder Hilfe zu öffnen. Mittlerweile kann sie Hilfe annehmen und offen darum bitten.

Die 47-Jährige erinnert sich an viele Lernprozesse, Rückschritte und Grenzerfahrungen. Letztendlich hat sie akzeptiert, was geschehen ist. So schwer es ihr in mancher Situation noch immer fällt, versucht sie heute, das Beste daraus zu machen. „Morgens fahr mit meinem Rolli (Rollstuhl), einst mein größter Feind, zum Frühstück und Duschen“, erzählt sie – frei von Sarkasmus. Danach legt Lydia Müller täglich ihre Prothese an. Mit dem Vorbild eines jungen Mannes im Kopf, den sie einst mit Prothese „so schön“ hat laufen sehen, geht sie in einen neuen Tag.

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