Weiter mit Tracking durch Dritte

Besuchen Sie unsere Website mit externen Inhalten, personalisierter Werbung und Werbetracking durch Dritte. Details und Informationen zu Cookies, Verarbeitungszwecken sowie Ihrer jederzeitigen Widerrufsmöglichkeit finden Sie in der Datenschutzerklärung und in den Privatsphäre-Einstellungen.

Weiter mit dem PUR-Abo

Nutzen Sie unser Angebot ohne Werbetracking durch Dritte für 4,99 Euro/Monat. Kunden mit einem bestehenden Abo (Tageszeitung, e-Paper oder PLUS) zahlen nur 0,99 Euro/Monat. Informationen zur Datenverarbeitung im Rahmen des PUR-Abos finden Sie in der Datenschutzerklärung.

Zum Angebot Bereits PUR-Abonnent? Hier anmelden

Einwilligung: Durch das Klicken des "Akzeptieren und weiter"-Buttons stimmen Sie der Verarbeitung der auf Ihrem Gerät bzw. Ihrer Endeinrichtung gespeicherten Daten wie z.B. persönlichen Identifikatoren oder IP-Adressen für die beschriebenen Verarbeitungszwecke gem. § 25 Abs. 1 TTDSG sowie Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO durch uns und unsere bis zu 220 Partner zu. Darüber hinaus nehmen Sie Kenntnis davon, dass mit ihrer Einwilligung ihre Daten auch in Staaten außerhalb der EU mit einem niedrigeren Datenschutz-Niveau verarbeitet werden können.

Tracking durch Dritte: Zur Finanzierung unseres journalistischen Angebots spielen wir Ihnen Werbung aus, die von Drittanbietern kommt. Zu diesem Zweck setzen diese Dienste Tracking-Technologien ein. Hierbei werden auf Ihrem Gerät Cookies gespeichert und ausgelesen oder Informationen wie die Gerätekennung abgerufen, um Anzeigen und Inhalte über verschiedene Websites hinweg basierend auf einem Profil und der Nutzungshistorie personalisiert auszuspielen.

Externe Inhalte: Zur Ergänzung unserer redaktionellen Texte, nutzen wir in unseren Angeboten externe Inhalte und Dienste Dritter („Embeds“) wie interaktive Grafiken, Videos oder Podcasts. Die Anbieter, von denen wir diese externen Inhalten und Dienste beziehen, können ggf. Informationen auf Ihrem Gerät speichern oder abrufen und Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten.

Verarbeitungszwecke: Personalisierte Werbung mit Profilbildung, externe Inhalte anzeigen, Optimierung des Angebots (Nutzungsanalyse, Marktforschung, A/B-Testing, Inhaltsempfehlungen), technisch erforderliche Cookies oder vergleichbare Technologien. Die Verarbeitungszwecke für unsere Partner sind insbesondere:
Informationen auf einem Gerät speichern und/oder abrufen

Für die Ihnen angezeigten Verarbeitungszwecke können Cookies, Gerätekennungen oder andere Informationen auf Ihrem Gerät gespeichert oder abgerufen werden.

Personalisierte Anzeigen und Inhalte, Anzeigen und Inhaltsmessungen, Erkenntnisse über Zielgruppen und Produktentwicklungen

Anzeigen und Inhalte können basierend auf einem Profil personalisiert werden. Es können mehr Daten hinzugefügt werden, um Anzeigen und Inhalte besser zu personalisieren. Die Performance von Anzeigen und Inhalten kann gemessen werden. Erkenntnisse über Zielgruppen, die die Anzeigen und Inhalte betrachtet haben, können abgeleitet werden. Daten können verwendet werden, um Benutzerfreundlichkeit, Systeme und Software aufzubauen oder zu verbessern.

▌▉▍▉▉▍▉▌▌▉▍▉▌ ▉▌▌▉▍▉▌▌▉▍▉▍▉▍ ;▌▉▍▉▉▍▉▌▌▉▍▉▌
  1. Startseite
  2. Wirtschaft
  3. Wirtschaftsweise Schnitzer: "Länger arbeiten und mehr fürs Alter sparen"

Interview
20.03.2024

Chefin der Wirtschaftsweisen: "Länger arbeiten und mehr fürs Alter sparen"

Monika Schnitzer ist die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

Professor Monika Schnitzer ist Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Die Wissenschaftlerin kritisiert die Rentenpläne der Bundesregierung.

Frau Schnitzer, wie betrachten Sie als Chefin der Fünf Weisen die nicht enden wollende Tarifauseinandersetzung bei der Bahn mit immer neuen Streiks?

Monika Schnitzer: Der Tarifkonflikt bei der Bahn ist deshalb so kompliziert und heftig, weil der Konzern unabhängig voneinander mit zwei Gewerkschaften verhandelt, zunächst mit der EVG und jetzt mit der GDL. Am Ende wird nach dem Tarifeinheitsgesetz in einem Betrieb der Tarifvertrag der Gewerkschaft angewendet, die in diesem Betrieb die meisten Mitglieder hat. Deshalb tritt die Lokführergewerkschaft nach meiner Beobachtung so unglaublich hartnäckig auf. Die GDL will damit mehr Mitglieder gewinnen und unter Beweis stellen, dass sie ihren Mitgliedern mehr zu bieten hat. Gäbe es nur eine Gewerkschaft bei der Bahn oder könnten unterschiedliche Verträge angewendet werden, dann wäre der Konflikt weniger groß. Das Beharren der GDL auf einer Maximalposition, obwohl die Bahn bereits sehr viele Zugeständnisse gemacht hat, ist der Bevölkerung allerdings zunehmend schwerer zu vermitteln. 

Schaden das Verhalten der GDL, aber auch der Gewerkschaften Verdi und Ufo, was die Streiks im Luftverkehr betrifft, dem Wirtschaftsstandort Deutschland? Verkommt unser Land zu einer Streit- und Streikrepublik? 

Schnitzer: Die Sorge habe ich nicht, verglichen mit anderen Ländern wie beispielsweise Frankreich ist unsere Streikkultur doch weniger heftig. Deutschland war in den vergangenen Jahren kein Land mit überdurchschnittlich vielen Streiks im Zuge von Tarifkonflikten. Da derzeit die Bahn und auch die Lufthansa bestreikt werden, entsteht natürlich der Eindruck, hierzulande gäbe es besonders viele Arbeitskämpfe. Es zeichnet sich aber ab, dass manche der Tarifkonflikte in Deutschland das Resultat einer veränderten Verhandlungsmacht sind. 

Werden Arbeitnehmer in Zeiten des Fachkräftemangels mächtiger? 

Lesen Sie dazu auch

Schnitzer: Ja, der demografische Wandel führt dazu, dass junge Leute heute eine stärkere Verhandlungsposition haben als früher. Immer weniger jüngere Frauen und Männer stehen immer mehr älteren Bürgern gegenüber. Sie können deshalb gegenüber ihren Arbeitgebern vielfach höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen. Das gönne ich ihnen und freue mich mit ihnen. Die Kritik mancher, die junge Generation sei zu bequem geworden, verkennt die Lage. Menschen stehen eben nicht mehr Schlange für einen Arbeitsplatz. Man muss um sie werben. 

Das klingt nach einer erfolgreichen Ära für junge Beschäftigte. 

Schnitzer: Wenn junge Beschäftigte mehr Lohn durchsetzen, werden die Arbeitgeber reagieren und Arbeit stärker automatisieren. Höhere Löhne können Unternehmen nur dann zahlen, wenn die Arbeit produktiver ist. Das geht aber nur durch den zunehmenden Einsatz etwa von Robotern und künstlicher Intelligenz. 

Angesichts der knappen Ressource „Arbeitskraft“ wächst der Druck auf Arbeitgeber, den finanziellen Forderungen jüngerer Menschen zu entsprechen. 

Schnitzer: Arbeitgeber können solche Verteilungskonflikte auch entschärfen, ohne dass das viel kosten muss. Die Forschung zeigt: Beschäftigte wollen nicht nur höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten, ihnen ist es auch wichtig, welche Entwicklungsmöglichkeiten sie in ihrer Tätigkeit haben, wie viel Wertschätzung ihnen entgegengebracht wird und wie zeitlich und örtlich flexibel sie arbeiten können. 

Arbeitgeber müssen demnach radikal umdenken. 

Schnitzer: Ja, das ist eine Führungsaufgabe. Wer mehr auf die Beschäftigten eingeht, für den sind diese auch gerne bereit, im Alter länger zu arbeiten. Früher wurden ältere Beschäftigte schnell etwa via Altersteilzeit abserviert, in der Erwartung, sie durch junge Menschen zu ersetzen, die niedrigere Gehälter beziehen. Das war ein Fehler. Viele erfahrene Arbeitskräfte wurden zu früh in Rente geschickt. 

Das klingt nach paradiesischen Jobzuständen für jüngere Menschen und härteren Zeiten für ältere Beschäftigte, die nicht mehr in dem Maße dank Altersteilzeit früher aus dem Beruf ausscheiden können. Sind die Jungen die Gewinner dieser Umverteilung? 

Schnitzer: Auf dem Arbeitsmarkt vermutlich schon. In anderen Bereichen laufen Verteilungskonflikte zuungunsten der jüngeren Menschen ab. 

Warum das denn? 

Schnitzer: Weil immer weniger junge Menschen für immer mehr Rentnerinnen und Rentner aufkommen müssen. Das Problem ließe sich am einfachsten durch eine viel höhere Zuwanderung von Fachkräften als heute lösen. Doch das zeichnet sich nicht ab. 

Dieser Zusammenhang scheint vielen AfD-Wählern nicht vermittelbar zu sein. 

Schnitzer: Sowohl für den Arbeitsmarkt als auch zur Stabilisierung unseres Rentensystems brauchen wir mehr Zuwanderung. Da sind die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sehr klar. 

Wie viele qualifizierte Zuwanderer bräuchte Deutschland jährlich? 

Schnitzer: Deutschland bräuchte jedes Jahr netto eine Zuwanderung von 400.000 Menschen, um das Potenzial an Erwerbspersonen konstant zu halten. Dazu müssten aber rund 1,5 Millionen Menschen jährlich brutto zu uns kommen, weil etwa 1,1 Millionen Frauen und Männer jedes Jahr Deutschland verlassen, um in ein anderes Land weiterzuziehen oder in die Heimat zurückzugehen. 

Viele Bürger reagieren ablehnend auf solche Fakten und wählen AfD. Wie kann man solchen Menschen die deutsche Realität nahebringen? 

Schnitzer: Ich frage mich immer, von welchen Kräften sich solche Menschen im Alter pflegen lassen wollen. Ohne Pflegebeschäftigte aus dem Ausland geht das nicht. Und wie wollen sie sich medizinisch behandeln lassen? Gerade auf dem Land gibt es viel zu wenige Ärzte. Sogar die Kirchen machen es vor: Sie holen Priester aus dem Ausland, weil es in Deutschland viel zu wenig Nachwuchs gibt. An allen Ecken und Ende fehlen hierzulande Arbeitskräfte. Damit Zuwanderung in Deutschland mehr Akzeptanz findet, müssen wir aufhören, Asylsuchende und Fachkräfte, die zu uns wollen, in einen Topf zu werfen. Das führt bei vielen Menschen zu einer ablehnenden Reaktion. 

Was muss hier konkret politisch passieren? 

Schnitzer: Wir müssen überlegen, wie wir es besser vermeiden können, dass Menschen als Asylbewerber zu uns kommen, die wenig Chancen haben, als asylberechtigt anerkannt zu werden. Was Arbeits- und Fachkräfte betrifft, sollten wir mit Drittstaaten Abkommen vereinbaren und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass vor Ort geprüft wird, ob Bewerber für den deutschen Arbeitsmarkt auch entsprechend qualifiziert sind. Und wenn sie es nicht sind, sollten wir Unterstützung leisten, dass sie in ihren Heimatländern weitergebildet werden und die deutsche Sprache erlernen. Alles mit der klaren Perspektive, danach zu uns kommen zu können. 

Und wie gehen wir mit Asylbewerbern um? 

Schnitzer: Viele Asylsuchende bezahlen viel Geld für einen Schlepper, um irgendwie über das Mittelmeer zu kommen. Dabei riskieren sie ihr Leben. Besser wäre es, sie müssten sich gar nicht erst auf dem Weg übers Mittelmeer machen. Dafür sollten wir mehr Angebote in den Heimatländern schaffen, sich für den deutschen Arbeitsmarkt zu qualifizieren und im Zuge von Länder- und Qualifikationsquoten klare Zuwanderungsperspektiven schaffen. 

Was passiert, wenn es sich dennoch gesellschaftlich nicht durchsetzen lässt, viel mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland zu uns zu holen? 

Schnitzer: Dann bleibt uns noch der japanische Weg, wo immer mehr Roboter in einer alternden Gesellschaft eingesetzt werden. Roboter unterstützen dort zum Beispiel das Pflegepersonal. 

Doch auch das wollen Deutsche nicht, die gleichzeitig gegen mehr Zuwanderung sind. 

Schnitzer: Die Alternative sind immer schlechtere Betreuungsquoten in den Pflegeheimen. Das kann niemand wollen. Wie einschneidend sich der Arbeitskräftemangel auswirkt, sieht man übrigens auch in der Gastronomie. Viele Restaurants und Cafés öffnen nur noch vier Tage die Woche. 

Weil unter dem Strich zu wenige Zuwanderer in Deutschland bleiben und den Arbeitsmarkt entlasten, bleibt uns zur Finanzierung der Rente nichts anderes übrig, als das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Brauchen wir die Rente mit 68, 69 oder gar einmal mit 70? 

Schnitzer: In den letzten 40 Jahren hat sich die Zeit, in denen Menschen Rente bezogen haben, um rund acht Jahre erhöht. Frauen und Männer genießen heute viel länger ihre Rente. Andererseits ist die Geburtenrate in Deutschland seit 1971 zu niedrig, um die Bevölkerung konstant zu halten. Selbst die in den 50er- und 60er-Jahren geborenen Babyboomer haben nicht in ausreichender Zahl Kinder auf die Welt gebracht. 

Was hat das für Konsequenzen für das Renteneintrittsalter? 

Schnitzer: Der Sachverständigenrat schlägt vor, dass wir für jedes Jahr, um das sich die Lebenserwartung erhöht, acht Monate länger arbeiten. Im Jahr 2031 wird das Renteneintrittsalter nach aktueller Gesetzeslage bei 67 Jahren liegen. Nach jetzigem Stand leben die Menschen in Deutschland alle zehn Jahre neun Monate länger. Unserer Formel zufolge würde das bedeuten, dass die Bürgerinnen und Bürger alle zehn Jahre sechs Monate länger arbeiten müssen.

Video: dpa

Wann würde dann die Rente mit 68, wann mit 69 und wann mit 70 Wirklichkeit? 

Schnitzer: Wenn sich die Lebenserwartung weiter so erhöht wie bisher, wären wir 2051 bei der Rente mit 68, 2071 bei der Rente mit 69 und erst 2091 bei der Rente mit 70. 

Da ist es zum Glück noch eine Weile hin.  

Schnitzer: In der Tat. Wir dürfen den Menschen keine Angst machen. 

Aber aufklären sollte man die Menschen schon. 

Schnitzer: Ja, wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern deutlich machen, dass wir uns bei der Rente nicht nur auf das Umlageverfahren verlassen dürfen, nachdem die Jungen für die Alten zahlen. Die Menschen müssen mehr für ihre Rente sparen. 

Diese Botschaft hören viele Bürger nicht gerne. 

Schnitzer: Dabei wurde diese Botschaft seit der Jahrtausendwende den Menschen vermittelt. Trotzdem glauben viele noch, sie könnten im Alter allein von der gesetzlichen Rente leben und damit ihren Lebensstandard sichern. Das ist leider eine Illusion. 

Doch die Bundesregierung packt das Thema jetzt an und will einen kleineren Teil der Renten zum ersten Mal dank des Kapitalmarktes finanzieren. Ist das in Ihrem Sinne?

Schnitzer: Wenn man, wie die Regierung plant, das Rentenniveau des Durchschnittsverdieners auf 48 Prozent des Durchschnittslohns zu stabilisieren, werden die Beitragssätze in den nächsten Jahren um mehrere Prozentpunkte ansteigen müssen. Durch das Generationenkapitel wird dieser Anstieg um rund 0,5 Prozentpunkte verringert. Das ist nicht viel. Besser wäre es, so unser Vorschlag im Sachverständigenrat, die Beitragszahler würden einen Teil der Rentenbeiträge selbst am Kapitalmarkt, also etwa in Aktien investieren. Damit würden sie eigene Rentenansprüche erwerben, mit hohen Renditen. 

In Deutschland gibt es große Vorbehalte, die Rente zum Teil auf die unsichere Entwicklung von Aktien aufzubauen. 

Schnitzer: Wenn das Geld breit angelegt wird, also über viele Länder und Branchen gestreut wird, sind die Erträge sehr sicher. Schweden hat uns das vorgemacht. Dort gibt es ein solches System schon seit 20 Jahren, mit Renditen zwischen neun und zehn Prozent. Ein Börsencrash, der alle Aktien weltweit gleichzeitig trifft, ist ein sehr seltenes Ereignis. Wenn man die Aktien lange genug hält, also nicht darauf angewiesen ist, sie zu einem bestimmten Zeitpunkt zu verkaufen, dann sind auch solche Ereignisse verkraftbar. In Deutschland ist die Aktienkultur leider im Zuge des Börsengangs der Telekom beschädigt worden. Damals wurde der falsche Eindruck erweckt, man könne allein auf ein Papier wie die T-Aktie setzen. Das ging schief. Aber es war auch der falsche Ansatz. Man muss Aktienbesitz breit streuen. Dafür gibt es Fonds. 

Der T-Aktien-Schock sitzt nach wie vor tief bei vielen Menschen. 

Schnitzer: In Deutschland fehlt einfach die Finanzbildung. Wir vermitteln Kindern zu wenig, wie man spart und Geld gut anlegt. Deswegen schlagen wir als Wirtschaftsweise vor, jedem Kind pro Monat vom Staat zehn Euro zu überweisen und zu vermitteln, wie man das Geld am besten spart, also möglichst breit am Aktienmarkt anlegt. 

Ihnen ist es als Volkswirtschaftsprofessorin wichtig, dass Ökonomie für breite Schichten verständlich vermittelt wird.  

Schnitzer: Ja, wir reden über viele Themen in der Schule, aber für solche praktischen Themen verlassen wir uns auf das Elternhaus. Und Eltern kennen sich sehr unterschiedlich gut in solchen Fragen aus. Deshalb sparen in Deutschland leider immer noch viel zu viele auf einem Sparkonto. Das führt zu sozialen Ungleichgewichten: Wer weiß, wie sich Geld am Aktienmarkt vermehren lässt, hat zuletzt hohe Renditen erwirtschaftet, während klassische Sparer bei den niedrigen Zinsen deutlich schlechter abgeschnitten haben. Das zeigt: Durch eine teilweise kapitalgedeckte Rente hätten auch Menschen mit nicht so viel Geld Anteil an der Entwicklung am Aktienmarkt. 

Wie lautet letztlich Ihre Rentenbotschaft? 

Schnitzer: Wir müssen länger arbeiten und mehr fürs Alter sparen. Gleichzeitig können die Renten nicht mehr so stark wie bisher erhöht werden. Das ist der Dreiklang. Wenn wir an allen drei Stellschrauben drehen, können wir die Rente sichern, ohne gleichzeitig die junge Generation zu stark zu belasten. Die jetzt vorgeschlagenen Reformen gehen in die genau andere Richtung. Sie halten das Renteneintrittsalter fest und sie zementieren den weiteren Anstieg der Renten mit der Lohnentwicklung. Dadurch belasten sie vor allem die junge Generation. 

Ihr Rentendreiklang missfällt sicher vielen Menschen. 

Schnitzer: Fakt ist: Das Umlageverfahren kommt an seine Grenzen, wenn eine Gesellschaft nicht genug Kinder bekommt. 

An Ihnen und Ihrem Mann, der auch Ökonom ist, liegt es nicht. 

Schnitzer (lacht): Wir haben drei Kinder. Und weil wir uns gleichberechtigt die Erziehungsarbeit aufgeteilt haben, konnten mein Mann und ich beide als Wirtschaftsprofessoren arbeiten. 

Manchmal streiten auch Ökonomen. Unter den fünf Wirtschaftsweisen ist öffentlich ein heftiger Konflikt ausgetragen worden. Sie als Vorsitzende des Sachverständigenrates und zwei Kollegen wie eine Kollegin sind nicht einverstanden damit, dass die Fünfte im Bunde, Professor Veronika Grimm, in den Aufsichtstat von Siemens Energy einzieht. Wie weise ist dieser Streit? 

Schnitzer: Wir diskutieren gerade im Rat, welche Compliance-, also Verhaltensregeln wir uns gemeinsam geben wollen, um mit potenziellen Interessenkonflikten umzugehen, die sich aus solchen Mandaten ergeben können. Bisher hatten wir leider noch kein solches Regelwerk. 

Wollen Sie gar nichts zum Konflikt zwischen Ihnen und Frau Grimm sagen? Das ist ein ungewöhnlicher Vorgang.  

Schnitzer: Ich möchte mich zu diesem Thema nicht weiter äußern.

Zur Person: Monika Schnitzer, 62, ist seit 2022 Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Das Gremium wird als die „Fünf Weisen“ bezeichnet. Die Ökonomin ist Professorin für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Schnitzer berät seit 20 Jahren Politikerinnen und Politiker. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Innovation, Wettbewerb und multinationalen Unternehmen. 

Themen folgen

Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.

Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.

23.03.2024

Lese gerade, dass Minister Heil die Beamten zur Einzahlung in die Rentenversicherung heranziehen will. Ein Schritt, der längst über-
fällig ist ! Bei dieser Gelegenheit muss man auch mal die Tatsache zur Sprache bringen dürfen, dass die Beamten in Bayern folgende
Arbeitszeiten haben : Montag, Dienstag bis 17 Uhr, Donnerstag bis 17.30 Uhr, Mittwoch und Freitag bis 12 Uhr ( ! ).
Bevor dies hier als falsch kritisiert wird, bitte den Faktencheck machen.
(edit/mod/NUB 7.3)

23.03.2024

In meiner Behörde beginnt die Arbeitszeit um 6:30 Uhr und endet um 19:Uhr. Am Freitag muss jede Organisationseinheit bis 15 Uhr besetzt sein. Viele Kollegen sind 10 Stunden und mehr im Büro. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden. Überstunden können begrenzt übertragen werden. Wie oft wollen Sie diesen Unsinn noch verbreiten?

23.03.2024

Faktencheck:

"Die Arbeitszeit beträgt für Beamtinnen und Beamte 40 Stunden pro Woche und für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 40 Stunden und 6 Minuten. Geregelt ist sie in der Bayerischen Arbeitszeitverordnung (BayAzV) und im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Weitere Vorgaben ergeben sich aus der EU-Arbeitszeitrichtlinie 2003/88/EG."
(Quelle: https://www.stmfh.bayern.de/oeffentlicher_dienst/informationen/arbeitszeit.aspx).

Sie plappern erneut Unsinn, Willi!

16.03.2024

Dann warten wir mal ab ob uns Frau Schnitzer bis zum 80ten Lebensjahr in Wissenschaft, Forschung und Lehre treu bleibt.
Sie kann auch bestimmt um Rollator noch zum barrierefreiem Vorlesungssaal kommen.
Oder auch virtuell, wie es beliebt. Sie ist bestimmt eine ausgebuffte Fachkraft und gibt wertvolles Wissen weiter, schon das rechtfertigt ihre Pension nach hinten zu verschieben.

15.03.2024

Die Bemessungsgrenze aufheben wäre ein großer Schritt

15.03.2024

Ihnen ist aber auch klar, was eine Folge wäre: wer viel einzahlt bekommt auch viel raus... .

15.03.2024

Die Erhöhung des Renteneintrittsalters ist defacto nichts weiter als eine ideologisch verpackte Rentenkürzung, weil sich niemand wagt, das Thema auszusprechen. Sorry, wer stellt den Menschen 55+ überhaupt ein, selbst wenn sie noch über 10 Jahre arbeiten könnten und müssen, um im Alter eine anständige Rente zu bekommen? Ich bin 60 Jahre alt, eine Frau mit einem "normalen" Job und gut qualifiziert, daher nach über 40 Berufsjahren auch gut bezahlt. Nun schließt meine Firma. Welches Unternehmen in Deutschland hat in den den letzten Jahrzehnten (!) eine Frau 60+ eingestellt und ihr ein angemessenes Gehalt bezahlt? Erfahrung ja, aber bitte zum Tarif einer 25-jährigen. So sieht die Realität aus.
Statt dessen erzählt man was von Fachkräftemangel, bezahlen und einstellen will Fachkräfte mit viel Erfahrung aber niemand wirklich, denn Junge, Unerfahrene sind deutlich billiger. Bis sich dieser Mindset ändert, gehen noch viele, viele Jahre ins Land und bis dahin ist man im dümmsten Fall im Alter noch sehr lange arbeitslos und ruiniert sich seine in Jahrzehnten angesparte Rente für immer. Erst Arbeitslosengeld, dann Bürgergeld und dann Grundsicherung. So sieht die Wahrheit aus.

15.03.2024

Eine gewisse Flexiblität auf beiden Seiten sollte natürlich schon vorhanden sein. Wenn ich Sie höre, scheint das allerdings eher weniger der Fall zu sein.

15.03.2024

>> Schnitzer: Weil immer weniger junge Menschen für immer mehr Rentnerinnen und Rentner aufkommen müssen. Das Problem ließe sich am einfachsten durch eine viel höhere Zuwanderung von Fachkräften als heute lösen. Doch das zeichnet sich nicht ab.

Dieser Zusammenhang scheint vielen AfD-Wählern nicht vermittelbar zu sein. <<

Weil die der Überzeugung sind, dass vielfach keine Fachkräfte zuwandern?

Warum nicht als Signal an die Leistungsträger auf dieser Welt Steuern und Sozialabgaben senken und Sozialleistungen für gesunde Menschen auf unbegrenzte Gemeinschaftsunterkunft und Gemeinschaftsverpflegung umstellen?

14.03.2024

Die meisten Vorschläge zur „Reform“ der Rentenversicherung kommen von Experten, die meist eine auskömmliche Altersversorgung haben. Im vorliegenden Fall ist die Dame Lehrstuhlinhaberin (Beamtin) an der LMU. Wie siehst denn mit den Pensionen aus, die werden immer aus dem Steuertopf gezahlt, kein Reformbedarf?

13.03.2024

„Besser wäre es, so unser Vorschlag im Sachverständigenrat, die Beitragszahler würden einen Teil der Rentenbeiträge selbst am Kapitalmarkt, also etwa in Aktien investieren. Damit würden sie eigene Rentenansprüche erwerben, mit hohen Renditen.“

Ob sich das für die Beitragszahler lohnt, hängt auch von den Anlagekonditionen ab. Jedenfalls sind die Verwaltungskosten bei der Deutschen Rentenversicherung mit 1,5 Prozent vergleichsweise sehr günstig. Die Kardinalfrage ist allerdings, ob sich insbesondere die Leute, bei denen das Risiko von Altersarmut besonders hoch ist, sich die private Altersvorsorge überhaupt leisten können.
Die Klärung dieser Frage sollte der Ampel schon einen Forschungsauftrag wert sein. Die Forscher sollten dabei auch die künftigen Einschnitte beim frei verfügbaren Einkommen der Beitragszahler mitberücksichtigen, z. B. durch Schnitzers Vorschlag zur Einführung eines Ukraine-Solis oder durch ein erneutes Ansteigen der Energiepreise. (McKinsey spricht von der Möglichkeit, dass beim Strom allein das Netzentgelt von heute 9 ct/kWh auf 24 ct/kWh ansteigt.)

Außerdem habe ich in Erinnerung, dass die Wirtschaftsweisen die Bundesregierung zu beraten haben. Wie kann es da bei dem großen ökonomischen Sachverstand sein, dass sowohl die Große Koalition als auch die Ampel-Regierung es versäumt haben, die Niedrigzinsen langfristig im Sinne der Steuerzahler zu sichern.
(Quellen:
https://www.deutschlandfunk.de/wirtschaftsweise-schnitzer-schlaegt-ukraine-solidaritaetszuschlag-vor-104.html;
https://www.mckinsey.de/news/presse/2024-01-19-zukunftspfad-stromversorgung;
https://www.iwkoeln.de/studien/tobias-hentze-gruende-fuer-den-starken-anstieg-der-zinsausgaben-beim-bund.html)

Helmut Eimiller

12.03.2024

Frau Schnitzer beleuchtet alles nur aus der Wirtschafts- und SozialTHEORIE heraus. Aber anscheinend lebt sie in einer solchen Blase, dass sie die Realität nicht mehr mitbekommt.

12.03.2024

Und an welche Theorie denken Sie da im Speziellen?

11.03.2024

Wenn ihr kein Brot habt, warum esst ihr nicht dann Kuchen?...

11.03.2024

Im Grunde genommen absolut daneben, was Frau Schnitzer hier von sich gibt. Österreich hat es uns ganz wunderbar schon vor mehr als 2 Jahren vorgemacht, wie es funktionieren kann. ALLE Zahlen in EINE Rentenkasse ein, auch Beamte und Politiker! Gleichzeitig muss das Rentenniveau angepasst werden. Wie kann es bitte sein, dass Beamte 75,5 % ihrer letzten Bezüge als Pension bekommen (Politiker sind noch um ein vielfaches besser gestellt), "Normalbürger" lediglich 48 %. Dazu kommt noch, dass Beamte bei vorzeitiger Inanspruchnahme der Pension max. 10,4 % Abzüge hinnehmen müssen, "Normalbürger" 18 %. Wo bleibt denn hier der Gleichbehandlungsgrundsatz?! Das Rentensystem MUSS dringendst komplett überarbeitet werden, so wie es heute ist, ist es überhaupt nicht mehr zeitgemäß!

11.03.2024

Warum sind Sie nicht Politiker oder Beamtin geworden? Das Mär mit denb 48% steckt immer noch in manchen. In Deutschland dürfte kein einziger die 48% bekommen. Es handelt sich hierbei um eine Rechengröße.

11.03.2024

Der "Dreiklang", den Frau Professor Schnitzer vertritt, entspricht nicht unbedingt der heutigen Zeit. Länger arbeiten kann nicht jeder – bei den heutigen Anforderungen gibt es Menschen, die noch lange arbeiten können, aber das gilt nicht für alle. Wer 45 Jahre schwer körperlich gearbeitet hat, wird mir recht geben. Und das mit dem Sparen ist auch so eine Sache. Wer Mindestlohn bezieht oder hohe Mieten zu zahlen hat – wie soll er noch groß was zurücklegen? Und dass die Renten weniger steigen sollen – die Rentenerhöhungen gleiche gerade mal die Inflationsrate aus. Auf der anderen Seite haben wir Menschen mit Migrationshintergrund im Land, die arbeiten möchten, denen aber vielerlei Hindernisse in den Weg gelegt werden. Bessere Eingliederungsmöglichkeiten inkl. Sprachunterricht, die Möglichkeit abgelehnter Asylbewerber, in ein geregeltes Zuwanderrungsverfahren zu kommen usw. Dass man diese Möglichkeiten nicht nutzt, ist der Bürokratie und der rechtsextremen Seite geschuldet. Damit vertut unser Land eine Chance, die wirklich etwas bringen würde, während der "Dreiklang" nur wieder aufs Tablett bringt, was man seit Jahren will, was aber nicht in die Realität passt.

11.03.2024

Länger arbeiten um mehr fürs Alter zu sparen.. wie lange solls denn sein.. bis jeder kurz vor der Grube steht.. Und unsere Jungen fangen dann er erst zu Arbeiten an nachdem sie ihre Freiheit genossen haben, mit einer 20 Stunden Woche an und der Option wenn es zu schwer wird ihre Ruhezeiten zu bekommen. Dann können sie ja das praktizieren, wegen dem sie heute auf die Straße gehen, Bunt, Liebe, Spaß, Miteinander usw.. und der Lebensunterhalt kommt von Tafeln, Spenden aus dem Ausland, Hähnchenschenkel kurz vor den Verfall, älteres Gemüse usw.. kennen wir ja..
Was das jetzt mit der AFD zu tun hat verstehe ich nicht ganz.. Die Grünen, Linken, SPD wollen doch weniger Arbeiten, weniger Bevormundung, mehr Freizeit. Und unsere Migranten, Flüchtlinge sind auch nicht gerade die Arbeitswütigen.

11.03.2024

Einiges geht an der Professorin, die ein Stück weit in ihrer eigenen Realität lebt, vorbei. Ich würde die Dame mal für ein Jahr als Praktikantin in ein Pflegeheim schicken, damit sie weiss was es bedeutet, richtig hart zu arbeiten. Ein längeres Leben bedeutet nicht immer, dass es am Ende auch erfüllt ist.
Die Asylbewerber langweilen sich zu tode, weil sie nicht arbeiten dürfen. Das führt dann zu Frust und leider auch zu Gewalt. Und genau darauf basiert der Wahlkampf der AFD. Deutsch kann man nicht über Nacht lernen, das bedeutet aber nicht, dass die Neuankömmlinge überhaupt keiner sinnvollen Arbeit nachgehen könnten.
Der Bahnstreik ist für alle, die kein eigenes Fahrzeug haben und zur Arbeit pendeln müssen, kein beiläufiges Ärgernis sondern eine Katastrophe.
Wie soll jemand, der bald die Hälfte seine Gehaltes für das Wohnen ausgibt, etwas für das Alter sparen? Wenn überhaupt sollte für alle eine einheitliche Grundrente eingeführt werden, auch für die Beamten. Jeder kann privat vorsorgen, um im Alter seinen gewohnten Lebensstandart zu halten.

11.03.2024

Viele Rechtsradikale wollen doch gar wahrhaben, dass unsere Wirtschaft händeringend Hunterttausende Arbeitskräfte aus dem
Ausland ( Migranten ) fordert, wogegen die AfD Hunderttausende aus Deutschland vertreiben will, sodass wir nur noch reinrassige,
saubere Deutsche ohne Migrationshintergrund haben.

11.03.2024

Wenn man dabei auch noch genauer hinsieht würde es in Deutschland aber verdammt leer werden.

11.03.2024

Es kommen doch wegen den Rechtsradikalen nicht weniger Flüchtende, Migranten ins Land.. die regieren nicht mal mit, denen ihre Vorschläge werden abgelehnt.. ob es passt oder nicht... Diese fehlgesteuerte Politik betreiben doch die Altparteien.
Warum diese Kommentare wenn es nicht so ist.. lassen sich die andren dadurch beeinflussen .. NEIN. also warum dann soviel Geschrei..