Ein 44-Tonner, der das Klima schützt: Quantron enthüllt Wasserstoff-Laster
Das Unternehmen Quantron stellt einen Schwerlaster mit Brennstoffzellen-Antrieb vor. Er soll auf bis zu 700 Kilometer Reichweite kommen.
Ssss... Er brummt nicht mehr, er summt über den Parkplatz. Das Unternehmen Quantron aus Gersthofen bei Augsburg hat diese Woche seinen neu entwickelten Wasserstoff-Lkw der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelt sich um eine Sattelzugmaschine für ein Gesamtgewicht von bis zu 44 Tonnen. Der Lkw ist für den schweren Fernverkehr gedacht, er kann mit bis zu 54 Kilo Wasserstoff betankt werden und erreicht Unternehmensangaben zufolge eine Reichweite von rund 700 Kilometern. Dies bewege sich im Bereich, der mit einem klassischen Diesel-Lkw erreichbar ist. Neue Elektro-Laster, die allein auf Batterien setzen, hätten in der Regel eine geringere Reichweite.
Das 2019 gegründete Unternehmen Quantron hat sich darauf spezialisiert, Nutzfahrzeuge mit Elektro- oder Wasserstoff-Antrieb anzubieten. Entweder werden bestehende Fahrzeuge umgerüstet, oder es sind aber auch Eigenentwicklungen dabei.
Quantron: Nutzfahrzeuge mit elektrischem und wasserstoffelektrischem Antrieb
Das Portfolio reicht inzwischen von Transportern für die Logistik im Stadtverkehr bis zu Schwerlastern. Auch kommunale Müllfahrzeuge rüstet Quantron auf elektrische Antriebe um. In Wien hat die Firma das Möbelhaus Ikea mit 55 elektrischen Fahrzeugen ausgestattet, die dort Ware an die Kundinnen und Kunden ausliefern. Das Unternehmen ist aus dem Traditionsunternehmen Haller aus Gersthofen hervorgegangen, das auf die Reparatur, Wartung und Pflege von Nutzfahrzeugen spezialisiert ist.
Quantron ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und beschäftigt derzeit rund 120 eigene Beschäftigte.
Quantron-Gründer Andreas Haller: "Ein emotionaler Moment"
„Es ist ein emotionaler Moment, den neuen Lkw präsentieren zu können“, sagte Quantron-Gründer Andreas Haller in Gersthofen. Bei Quantron ist man stolz darauf, dass die Wasserstoff-Tanks komplett in der Rahmenstruktur des Lkw verbaut sind. Die üblichen Zusatztanks – „den Rucksack“ – wie bei anderen Anbietern gebe es nicht. Der Lkw könne damit ohne Einschränkung oder zusätzliche Zulassungen eingesetzt werden. Er basiert auf einem MAN TG 3, der Diesel-Antrieb wird entnommen. „Durch den Umbau ist die Wertschöpfung zu 75 Prozent neu“, erklärt Haller. Die Brennstoffzellen, die an Bord den Wasserstoff in Strom für den E-Motor umwandeln, stammen beispielsweise vom Partner-Unternehmen Ballard Power.
Für den Lkw gebe es inzwischen Bestellungen in einem dreistelligen Bereich, die Fördersumme für die Lkw summiere sich auf 100 Millionen Euro, sagte Haller. Gebaut werde der Lkw in Gersthofen. Der auf dem Firmengelände präsentierte Laster ist zudem aerodynamisch überarbeitet worden, ein geringerer Luftwiderstand erhöht die Reichweite.
Am 2. Mai will das Unternehmen auf der Nutzfahrzeugmesse ACT Expo in Kalifornien eine Version für den US-Markt vorstellen.
Jorgo Chatzimarkakis: 665 Wasserstoff-Tankstellen in Europa bis 2030
Der Einsatz von Wasserstoff gilt als ein Weg, den Lkw-Fernverkehr in Europa klimafreundlich zu gestalten. Die Wasserstofftechnologie werde auf dem Weg Bayerns zur Klimaneutralität „gerade im Transportsektor eine zentrale Rolle spielen“, sagte CSU-Staatskanzleichef Florian Herrmann, als er den Lkw in Gersthofen vorab ansah. Bayern hat das Ziel, schon bis 2040 klimaneutral zu werden.
Helfen könnte, dass mehr Wasserstoff-Tankstellen geplant sind. Pläne der EU sehen vor, in Europa entlang der Hauptverkehrsstraßen bis 2030 alle 200 Kilometer eine Tankstelle zu errichten, insgesamt 665, berichtete Jorgo Chatzimarkakis, Geschäftsführer des Verbandes Hydrogen Europe bei der Präsentation in Gersthofen, zu der er zugeschaltet war.
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Toll - 44 Tonnen sind der Höchstwert, den LKW in Deutschland aber nur im kombinierten Verkehr erreichen darf.
Der ist so definiert:
„ Kombinierter Verkehr ist der Transport von Gütern in einem Lastkraftwagen oder in Ladeeinheiten (z.B. Wechselbehälter, Container oder Sattelanhänger) bei dem der Transport auf dem überwiegenden Teil der Gesamtstrecke mit der Eisenbahn oder dem Binnen- oder Seeschiff und auf dem anderen, möglichst kurzen Teil mit dem Kraftfahrzeug durchgeführt wird und zudem beim Wechsel der Verkehrsträger nicht die Güter selbst, sondern die beladenen Ladeeinheiten umgeschlagen werden oder die beladenen Kraftfahrzeuge auf dem Eisenbahnwaggon oder auf dem Schiff mitgeführt werden.“
Quelle: https://www.balm.bund.de/SharedDocs/FAQs/DE/Gueterkraftverkehr/KombinierterVerkehr.html
Und dafür brauchen wir keine 700 km Reichweite.
Oder anders: Die schöne neue LKW-Generation wird mit ihrem Gewicht wohl unserer bröckeligen Infrastruktur den Rest geben.