Neues Konzept: Feuerwehr führt Brandmeister vom Dienst ein
Ab Samstag wird bei der Aichacher Feuerwehr das neue Führungskonzept angewendet. Welche Vorteile Kommandant Christoph Fischer darin sieht.
Die Feuerwehr kann nicht vorausplanen, wann ein Haus brennt oder ein Unfall passiert. Deshalb muss sie zu jeder Zeit einsatzfähig sein. Wichtig ist dabei auch die Einsatzleitung. Diese übernimmt bei der Freiwilligen Feuerwehr in Aichach ab dem heutigen Samstag, 1. Juni, 8 Uhr, der Brandmeister vom Dienst.
Notwendig geworden ist dieses neue Führungskonzept wie berichtet, weil die beiden Anfang Mai neugewählten Kommandanten, Christoph Fischer und sein Stellvertreter Dominik Wenger, nicht in Aichach arbeiten. Fischer ist Berufsfeuerwehrmann in München, Wenger arbeitet in Schrobenhausen. Tagsüber stehen sie deshalb anders als ihre Vorgänger nicht in der Regel als Einsatzleiter zur Verfügung. Die Lösung für dieses Problem soll der „Brandmeister vom Dienst“ sein.
Feuerwehr: Der Brandmeister vom Dienst weiß immer, dass er den Einsatz leitet
Einen Einsatzleiter gab es natürlich auch bisher, wenn beide Kommandanten nicht vor Ort waren: Nach dem Feuerwehrgesetz übernimmt dann der ranghöchste Feuerwehrmann die Einsatzleitung. Aus Sicht von Fischer hat diese Regelung aber einen entscheidenden Nachteil: „Es kann sein, dass die Feuerwehr erst am Einsatzort feststellt, dass keiner der Kommandanten da ist. Dann wird der ranghöchste Feuerwehrmann ins kalte Wasser geschmissen.“ Für diesen sei das dann eine zusätzliche Herausforderung, sagt Fischer. Der „Brandmeister vom Dienst“ dagegen wisse von vornherein, dass er den Einsatz leitet, ebenso die ausrückenden Aktiven.
Zum Start teilen sich in Aichach fünf Feuerwehrmänner die Zwölf-Stunden-Schichten als „Brandmeister vom Dienst“: die Kommandanten Fischer und Wenger sowie Patrick Bardenhagen, Markus Bergmeier und Benedikt Schulz. Unterstützt werden sie zusätzlich von Robert Anlauf, Andreas Silber und Kreisbrandrat Christian Happach.
Ausgewählt wurden sie anhand ihrer persönlichen Eignung und ihrer zeitlichen Verfügbarkeit. Patrick Bardenhagen ist die Schnittstelle zwischen der Feuerwehrjugend und den aktiven Mitgliedern. Er soll der nächste Jugendwart werden. Der Stellvertretende Kommandant Wenger koordiniert die Ausbildung der jungen Feuerwehrler. Markus Bergmeier ist bereits Stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Kühbach und unterstützt zusätzlich die Aichacher Wehr.
Benedikt Schulz, der neue Vorsitzende der Aichacher Feuerwehr, bringt als Elektromeister technisches Wissen für die Fahrzeuge und die Funkanlage mit. Robert Anlauf, der Zweite Vorsitzende, ist Teil der Kreis-Einsatzzentrale. Andreas Silber arbeitet als Zugführer bei der Berufsfeuerwehr in München, in Aichach ist er für die Einsatzvorbereitung zuständig. Christian Happach steht als Kreisbrandrat an der Spitze der Feuerwehren im Landkreis.
Wer wann Brandmeister vom Dienst ist, regelt ein Schichtplan. Morgens und abends wird gewechselt. Den Schichtplan hat das Team laut Fischer in den vergangenen drei Monaten bereits getestet. „Wir konnten ihn lückenlos füllen“, sagt Fischer. Das neue Konzept hat in seinen Augen den zusätzlichen Vorteil, dass neben den Kommandanten auch andere Feuerwehrleute die Chance haben, Einsätze zu leiten und darin Routine zu bekommen. „Wie soll man es lernen, wenn man keine Erfahrung sammeln kann?“, sagt Fischer. Wenn mehr Aktive in der Lage sind, Einsätze zu leiten, verteile sich zudem die Verantwortung. „Das verteilt die Last auf acht Schultern. Oder eigentlich ja auf sechzehn Schultern“, sagt Fischer.
Feuerwehr Aichach: Reaktionen auf das neue Konzept sind bisher gut
Im Wittelsbacher Land ist das Konzept des Brandmeisters vom Dienst neu. „Man schaut jetzt schon auf uns, ganz klar“, ist ihm bewusst. Bayernweit sei die Aichacher Wehr eine von wenigen mit einem solchen Konzept, verbreiteter sei es in Norddeutschland. Die Reaktionen auf das neue Konzept seien bisher ganz gut, so Fische, auch wenn noch ein paar skeptisch seien.
Grundsätzlich können noch weitere „Brandmeister vom Dienst“ dazukommen. Fischer ist es aber wichtig, dass der Einzelne dann nicht nur ein oder zwei Mal im Monat an der Reihe ist: Alle „Brandmeister vom Dienst“ sollen im Ernstfall Erfahrung in ihrer Aufgabe haben. „Ich möchte eine gewisse Qualität halten“, sagt Fischer. „Wir müssen bei Einsätzen auf Zack sein.“
Am morgigen Sonntag, 2. Juni, wird die Feuerwehr im Rahmen des 2. Aichacher Tags der Verkehrssicherheit an ihrem Stand unter anderem diesen Führungsdienst vorstellen.
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