Ackerpreise im Kreis explodieren
Der durchschnittliche Quadratmeterpreis im Landkreis klettert laut Zahlen des Gutachterausschusses auf 6,70 Euro. Unter der Hand dürfte um einiges mehr bezahlt werden
Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis Aichach-Friedberg weniger unbebaute Grundstücke verkauft als noch im Jahr zuvor. Dennoch wurde damit mehr Geld umgesetzt. Unbebaute Grundstücke wechselten für durchschnittlich 193 Euro pro Quadratmeter den Eigentümer. Die Quadratmeterpreise gingen also nach oben. Diese Zahlen gab der Gutachterausschuss des Landkreises bekannt. Den Erkenntnissen des Gutachterausschusses zufolge gibt es in den Kommunen genügend Baulandreserven. Sie würden aber nicht vermarktet, da die Eigentümer sie als Kapitalanlage ansähen. Die Preise für landwirtschaftliche Grundstücke sind gegenüber der Erhebung 2012 enorm gestiegen.
Die Zahl der Verkäufe für Ackerland ist dabei konstant. Anders bei bebauten Grundstücken und Eigentumswohnungen. Hier wurden im Vergleich zur letzten Erhebung insgesamt mehr Kaufverträge abgeschlossen. Bei bebauten Grundstücken blieb der Umsatz in etwa gleich, während bei Eigentumswohnungen der Trend nach oben zeigt. Hier hat sich dem Gutachterausschuss zufolge der Umsatz gegenüber dem Jahr 2010 von 39 auf 77 Millionen Euro fast verdoppelt.
Insgesamt gingen die Bodenrichtwerte im Landkreis nach oben. Außerhalb der verdichteten Orte blieben sie auf einem moderaten Niveau. Dem Gutachterausschuss zufolge werde es in den nächsten Jahren interessant sein zu beobachten, ob sich ein Verlagerungsprozess aufs Land einstellt oder ob die Gemeinden ihr innerörtliches Baulandreservoir aktivieren können. Der Ausschuss kritisiert „das ungebremste Bauen auf der grünen Wiese“ beziehungsweise auf wertvollen landwirtschaftlichen Böden als falschen Weg „für eine zukunftsorientierte Entwicklung“. Er nennt dafür als Grund die Nachhaltigkeit, „die mit den drei Eigenschaften ökonomisch, ökologisch und sozial beschrieben werden kann“.
Bei den unbebauten Gewerbegrundstücken haben sich die Umsätze nach einem Hoch im Jahr 2010 und einem darauffolgenden Rückgang wieder stabilisiert. Der Gutachterausschuss wertet die Zahlen als Zeichen für „eine gewisse Sättigung“. Damit läuft die Entwicklung im Wittelsbacher Land dem bundesweiten Trend zuwider. Deutschlandweit steigen nämlich die Umsätze bei bebauten und unbebauten Gewerbeflächen. Im Landkreis Aichach-Friedberg wurden 2014 im Durchschnitt 87,50 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Vor allem in Aichach, Friedberg, Friedberg-Derching, Mering, Kissing, Merching und Ried gingen die Preise nach oben.
Im Vergleich zu 2012 wurde im vergangenen Jahr wieder mehr Geld in landwirtschaftliche Grundstücke investiert. Hier verzeichnet der Gutachterausschuss eine Steigerungsrate von durchschnittlich 50 Prozent – obwohl die Größe der verkauften Flächen nahezu gleich blieb. In einem Fall lag der Richtwert um sage und schreibe 173 Prozent über dem Wert von zwei Jahren zuvor.
Hier schwankt das Preisniveau allerdings sehr von Gemarkung zu Gemarkung. Waren 2012 noch durchschnittlich 4,50 Euro pro Quadratmeter bezahlt worden, waren es im vergangenen Jahr schon 6,70 Euro – offiziell zumindest. Die Preise, die tatsächlich gezahlt wurden, dürften um einiges höher gewesen sein. Ein offenes Geheimnis zum Preis von landwirtschaftlichen Grundstücken – über das aus gutem Grund aber keiner der Beteiligten offen spricht – ist nämlich auch die „Tradition“, Acker, Wald und Wiese „unterprotokolliert“ zu verkaufen. Will heißen: Käufer und Verkäufer geben beim Notar einen niedrigeren Kaufpreis an. Der finanzielle „Rest“ wird dann unter der Hand geregelt, um Notargebühren und Steuern für beide Seiten zu sparen. Logisch, dass diese „Verkaufskonditionen“ in die offizielle Statistik nicht einfließen.
Übersicht Einen Überblick über die Baulandpreise in den Gemeinden und in den Ortsteilen im Wittelsbacher Land und einen Kommentarlesen Sie aufSeite 1
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