Ein Keim im Wasser: Jetzt kocht wieder eine Gemeinde ab
Seit Samstagnachmittag gilt das Gebot. Handzettel und Feuerwehr informieren die Bewohner. Kurz darauf ist Mineralwasser bei einem Discounter ausverkauft. So geht es jetzt weiter
Die Nachricht hat sich rasend schnell verbreitet in der Marktgemeinde: Bereits am Samstagabend war Mineralwasser bei einem Diedorfer Discounter ausverkauft. Das berichtet Bürgermeister Peter Högg. Wenige Stunden zuvor hatte er in Absprache mit dem Gesundheitsamt ein Abkochgebot für das Trinkwasser in allen Diedorfer Ortsteilen bekannt gegeben. Das war passiert: Bei einer täglichen Routinekontrolle des Trinkwassers vom vergangenen Freitag war ein coliformer Keim gefunden worden. Dieses Ergebnis lag Samstag Mittag vor. Seit diesem Zeitpunkt unterstützen drei Mitarbeiter des Gesundheitsamts die Marktgemeinde.
Schon wenig später fanden sich an allen Briefkästen und öffentlichen Gebäuden rote Zettel. Dort wird erklärt, was nun nötig ist: Zur Zubereitung von Nahrung, zum Zähneputzen oder Reinigen von Wunden muss das Wasser abgekocht werden. Einmaliges Aufkochen, etwa im Wasserkocher, reicht aus. zehn Minuten soll das Wasser dann abkühlen, bevor er verwendet werden kann, etwa zum Salat- oder Obstwaschen. Wer kein Deutsch kann, der versteht die stilisierten Bildchen auf dem Flugblatt. Zusätzlich wiesen am Samstag Durchsagen der Feuerwehr bis spät in den Abend hinein die rund 10000 Diedorfer auf die neue Situation hin.
Wie Bürgermeister Peter Högg am Samstagabend mitteilte, ist im Trinkwassernetz der Gemeinde, das im Verbund mit den Stadtwerken Augsburg betrieben wird, ein einziger coliformer Keim gefunden worden. Weil der Grenzwert aber bei null liegt, ordnete das Gesundheitsamt ein Abkochgebot an. Coliforme Keime können bei empfindlichen Personen Krankheitssymptome auslösen, wie Erbrechen oder Durchfall. „Wir arbeiten eng mit dem Gesundheitsamt zusammen“, so der Bürgermeister. Auch Mitarbeiter der Stadtwerke Augsburg sind bereits das ganze Wochenende in Diedorf aktiv gewesen. Sie versuchen gemeinsam mit den Mitarbeitern der Gemeindewerke, den Schaden möglicherweise noch eindämmen zu können, erläutert der Bürgermeister. So wurden noch Schieber im Versorgungsnetz gesetzt und Leitungen abgestellt. Zudem haben die Wasserfachleute in vier Teams Entnahmestellen von Trinkwasser direkt aus der Leitung in allen Ortsteilen der Marktgemeinde ausfindig gemacht, wo nun täglich Wasserproben genommen werden. Das geschieht jeweils am Vormittag, damit ein Labor bis zum folgenden Mittag die jeweils neuesten Ergebnisse vorlegen kann.
Lokalisiert ist der Ursprung des Keims allerdings noch nicht. „Möglicherweise spielt auch das heiße Wetter eine Rolle“, so Bürgermeister Peter Högg. Er hat die Hoffnung, dass das Abkochgebot nicht allzu lange gelten wird. Betroffen war zuletzt, nur wenige Kilometer von Diedorf entfernt, die Marktgemeinde Dinkelscherben. Dort folgte auf das Abkochgebot eine Chlorung des Wassers, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Gerade dieser Umstand wird unter anderem auch im sozialen Netzwerk Facebook bereits hefig diskutiert. „Bin mal gespannt, ob sich das Chloramt (Gesundheitsamt) in Diedorf auch so aufführt wie in Dinkelscherben“, schreibt dort ein Nutzer. „Jeder darf mal, keine Sorge“, ein anderer. „Das geht im Kreis herum. Erst Gessertshausen, dann Dinkelscherben und jetzt Diedorf“, eine weitere.
Für die Diedorfer ist im Rathaus ein Infotelefon (08238/300449) geschaltet. Dort wurde etwa gefragt, wie man nun das Planschbecken der Kinder (mit Leitungswasser, aber nicht schlucken) oder die Kaffeemaschine befüllen soll (im Privathaushalt mit abgekochtem Wasser). Übrigens sind die Benutzung von Spülmaschine (bei über 60 Grad) und Waschmaschine (bei über 40 Grad) laut Gesundheitsamt unbedenklich.
Darüber hinaus ist Bürgermeister Peter Högg zuversichtlich, dass es auch am heutigen Montag in den Diedorfer Geschäften noch genügend Mineralwasser zu kaufen gebe. Einer der Einzelhändler lebe selbst in Dinkelscherben und habe signalisiert, dass er sich schnell auf die Situation einstellen könne, berichtet der Bürgermeister.
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