"Zwang verträgt sich nicht mit Liebe"
Landkreis Augsburg Dass die Lockerung oder gar Abschaffung des Zölibats für mehr Priester sorgen würde, bezweifeln die meisten der Pfarrer aus dem Augsburger Land, die wir zu der aktuellen Diskussion befragt haben. Ausgelöst wurde sie vor Kurzem vom neuen Präsidenten des Zentralkomitees der Katholiken, Alois Glück.
"Wir haben derzeit ganz andere Themen", findet der Dinkelscherbener Pfarrer Herbert Gugler. "Der Glaube verdunstet", beobachtet er. Die Kirche habe die Aufgabe, die christlichen Werte zu vermitteln, da stehe der Zölibat nicht im Vordergrund. Eine Änderung bringe nicht zwangsläufig mehr Priester, glaubt Pfarrer Gugler.
Den Vorschlag Glücks, bewährte, verheiratete Diakone zur Priesterweihe zuzulassen, begrüßt Raimund Kitzinger, seit 1986 Diakon in Zusmarshausen. "Das wird auch so kommen, dieser Trend lässt sich nicht aufhalten", meint der Vater von sechs Kindern und Opa von 13 Enkeln. Zum Zwangszölibat meint Kitzinger, die Kirche sei eine "Organisation der Liebe", und "Zwang verträgt sich nicht mit Liebe". Deshalb plädiert er für eine Abschaffung. Dass dies Auswirkungen auf den Mangel an katholischen Priestern hätte, bezweifelt Kitzinger aber. "Pfarrer sein - das ist eine Karriere nach unten, zu den Bedürftigen, und dies ist nicht begehrt."
Auch der Ustersbacher Josef Knöpfle, seit zwei Jahren Diakon der Pfarrei in Dinkelscherben, würde es begrüßen, wenn es Priestern freigestellt würde, ob sie im Zölibat leben möchten. Der Vater von drei Kindern sieht aber selbst, "dass es ein Spagat ist zwischen Seelsorge und Familie", bei ihm kommt die normale Erwerbstätigkeit noch hinzu. "Ein Pfarrer könnte nicht mehr ausschließlich für die Gemeinde da sein", andererseits hätte er einen größeren Erfahrungsschatz.
Regionaldekan Karl Freihalter aus Hainhofen hält die Debatte für "natürlich und sinnvoll". Aber außer dem Zölibat sieht auch Freihalter viele andere Gründe für den Priestermangel. "Wir haben auch einen Gläubigenmangel." Er könnte sich aber gut vorstellen, dass jeder Priester selbst entscheiden können soll, ob er heiraten will.
"Ein Einzelner sollte die Entscheidung selbst treffen können", meint auch die evangelische Pfarrerin Silvia Strauch, die sich mit ihrem Mann Hans-Georg in Zusmarshausen eine Pfarrerstelle teilt. Zumal die Ehelosigkeit nicht biblisch verankert sei. Alois Glücks Vorstoß findet sie richtig, "man muss zumindest darüber diskutieren dürfen". Das meint auch eine Vertreterin des Katholischen Frauenbunds, Diözesanvorsitzende Wedigunda Zillner. Sie würde sich wünschen, dass die Ehelosigkeit irgendwann eine persönliche Gewissensentscheidung des Betroffenen wird, "das wäre aber ein revolutionärer Schritt für die katholische Kirche, und dafür ist die Zeit vermutlich noch nicht reif".
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