Asyl: Jetzt folgt zweite Herausforderung
Kreistag Im vergangenen Jahr ging es vorrangig darum, die vielen Menschen im Kreis unterzubringen. Nun müssen sie integriert werden. Bei einer vierstündigen Sondersitzung wird Ist-Situation dargestellt
Aichach-Friedberg Der Kreistag nahezu komplett, ein Dutzend Referenten aus Landratsamt, Schulamt und anderen Behörden im Saal, Detailinfos aus einer 40-seitigen Sitzungsunterlage, fast vier Stunden Diskussion. Das sind die Eckpunkte des „Asylgipfels“ gestern Nachmittag im Blauen Palais. Völlig neue Erkenntnisse blieben aus. Das war auch nicht das Ziel der Sitzung, sondern eine umfassende Darstellung der Ist-Situation im Wittelsbacher Land und der „zweiten Herausforderung“, wie es Landrat Klaus Metzger beschreibt. Im vergangenen Jahr ging es vorrangig darum, die große Zahl an Flüchtlingen im Kreis unterzubringen. Jetzt gelte es, „alle Kräfte zu bündeln“ um Menschen mit Bleibeperspektive in Gesellschaft, Bildungssysteme und Arbeitswelt zu integrieren.
Menschen Derzeit sind rund 1600 Asylbewerber in zwei zentralen Unterkünften (Aichach-Unterwittelsbach und Friedberg) und in 114 dezentralen Unterkünften im Kreis untergebracht (siehe Grafik). Die Verteilung ist nicht nach einer Quote geregelt wie in anderen Landkreisen. Aber in 22 von 24 Kommunen leben Flüchtlinge und in den beiden noch fehlenden Gemeinden (Steindorf und Todtenweis) werden bald welche einziehen, berichtete Sachgebietsleiterin Simone Losinger aus dem Landratsamt. Seit 2012 sind bereits rund 500 Asylbewerber aus Aichach-Friedberg anerkannt worden. Weil im Landkreis vor allem Syrer, Iraker und Eritreer untergebracht sind, ist die Anerkennungsquote hier sehr hoch. Diese Menschen müssen eigentlich aus den Unterkünften ausziehen. Weil die Lage auf dem Wohnungsmarkt aktuell sehr schwierig ist, leben derzeit rund 300 dieser anerkannten Flüchtlinge weiter als sogenannte „Fehlbeleger“ in den dezentralen Kreiswohnungen. Landrat Metzger betonte, dass dies so bleibe. Denn sonst müssten sich die Kommunen um diese obdachlosen Menschen kümmern. Laut Metzger werde versucht, nicht mehr benötigte Asyl-Unterkünfte als reguläre Wohnungen für Flüchtlinge zu nutzen. Seit Oktober 2015 sind laut Landratsamt 143 Asylberechtigte „untergetaucht“. Das heißt: Das Amt weiß nicht, wo sie sich jetzt aufhalten. Im Kreis leben auch 56 abgelehnte Asylbewerber. Sie müssen ausreisen. Das tun sie aber nicht, weil sie keinen Pass besitzen, aus Krankheitsgründen, weil sie eine Klage oder Petition eingereicht haben oder konkret ankündigen einen Deutschen zu ehelichen und deshalb nicht abgeschoben werden können.
Schulen Derzeit besuchen 250 Asylbewerberkinder Grund- und Mittelschulen des Landkreises vor allem in Aichach, Friedberg, Pöttmes, Kühbach und Merching. An der Berufsschule in Aichach werden derzeit rund 140 Schüler in acht Berufsintegrationklassen unterrichtet.
Minderjährige Flüchtlinge Das Kreisjugendamt betreut 62 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Jobcenter Nach der Anerkennung haben Flüchtlinge Anspruch auf Leistungen aus dem Sozialgesetzbuch. Das dafür zuständige Jobcenter betreut derzeit rund 270 Personen. Rund 140 Flüchtlinge stehen derzeit in einem Arbeitsverhältnis. Diese Zahlen würden momentan aber nur sehr gering steigen.
Neues Sachgebiet Das im Landratsamt neu gebildete Sachgebiet für Ehrenamt, Bildung Integration (derzeit sieben Mitarbeiter) soll in einer weiteren Außenstelle in Aichach untergebracht werden. Der Kreistag stimmte der Anmietung von Räumen in der Steubstraße zu.
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