Corona: Hochschule Augsburg plant „Turbo-Sommersemester“
Das Lehrprogramm in Augsburg wird umgekrempelt, Brückentage für Studenten gestrichen. Was nach dem verschobenen Abitur für Studienanfänger gilt.
Rund 6700 Studenten an der Hochschule Augsburg steht wegen der Corona-Pandemie ein Turbo-Semester bevor – mit vielfältigen Auswirkungen auf den Lehrbetrieb. Auch freie Brückentage für Studenten sollen für Vorlesungen genutzt werden.
Der Präsenzbetrieb an allen bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften wurde auf den 20. April verschoben, um Infektionsrisiken für Studierende zu minimieren. Dadurch fallen 21 Tage des regulären Lehrbetriebs weg. Dennoch muss laut Wissenschaftsministerium der Gesamtunterrichtsstoff des Semesters ungekürzt vermittelt werden. Hochschulsprecher Tobias Kolb sagt, „wir setzen alles daran, dass unsere Studierenden fristgerecht ihre Noten erhalten, damit sie rechtzeitig Praktika, Auslandsaufenthalte oder Wechsel an andere Hochschulen organisieren können.“ Dafür hat die Erweiterte Hochschulleitung zusammen mit Studierendenvertretern eine Lösung beschlossen. Sie besteht aus einer Kombination umfassender Angebote der digitalen Lehre ab sofort und verstärktem Vorlesungsbetrieb an der Hochschule ab dem 20. April. Freie freien Brückentage und der Dienstag nach Pfingsten werden als Vorlesungstage genutzt.
Verschiebung in den August soll vermieden werden
Mit dieser Lösung soll sowohl eine Verschiebung der Vorlesungs- und Prüfungszeit bis in den August hinein als auch eine Überlastung von Studierenden und Lehrenden durch eine zu starke Verdichtung der Stundenpläne vermieden werden. Sofern der Präsenzbetrieb am 20. April, wie derzeit geplant, starten kann, endet die Vorlesungszeit am 10. Juli. Das würde bedeuten, dass Studierende fristgerecht ihre Noten erhalten. Das sind die Reglungen im Detail:
Ab sofort findet die Lehre online statt. Erste Studiengänge bieten Lehrangebote online an. Weitere Studiengänge sollen ab Montag, 23. März folgen. Die Fakultäten versuchen, an dem für das Semester vorgesehenen Stundenplan festzuhalten - soweit das Lehrmodul online-fähig ist.
Von 20. April bis 10. Juli ist Präsenzphase des Studiums. Lehrangebote, die nicht online angeboten werden können, finden an der Hochschule statt.
Am 10. Juli ist Start der Prüfungsphase. Da die Prüfungsphase in die Vorlesungsphase hineinreicht und die Lehrenden eine extrem kurze Korrekturphase haben, gibt es heuer einen ausgeweiteten Prüfungsmodus. Über die geänderten Prüfungsmodalitäten soll rechtzeitig informiert werden.
Die Fristen für die Abgabe von Abschlussarbeiten
Studierende im Praxissemester müssen beim Praxispartner wie vertraglich vereinbart anwesend sein, solange der Betrieb geöffnet ist. Sollte der Praktikumsbetrieb aufgrund der Krise den Betrieb vorübergehend oder dauerhaft schließen, so gilt das Praktikum als absolviert, sofern Studierenden nicht mehr als sechs Wochen des ursprünglich geplanten Praktikumszeitraums fehlen. Studierende, die bereits im Praxissemester im Ausland sind, sollen sich sich bei Problemen mit dem International Office in Verbindung setzen.
Kommende Woche will die Hochschule über die Abgabefristen für Abschlussarbeiten sowie über eine eventuelle Verlängerung der Abgabefristen informieren.
Das bayerische Kultusministerium hat entschieden, den Beginn der Abiturprüfungen vom 30. April auf den 20. Mai zu verlegen. „Trotz der Corona-Krise wollen wir faire Bedingungen für unsere Abiturientinnen und Abiturienten sicherstellen“, erklärt Kultusminister Michael Piazolo. Wegen der Einstellung des Unterrichts bis nach den Osterferien hätten die Schülerinnen und Schüler ohne eine Änderung des Terminplans nicht genügend Vorbereitungszeit. Durch diese Änderung sei der Bewerbungszeitraum für Abiturienten, die im kommenden Wintersemester ein Studium an der Hochschule Augsburg beginnen wollen, nicht betroffen, so die derzeitige Einschätzung an der Hochschule. Die Bewerbungsfrist läuft nach wie vor von 2. Mai bis 15. Juli. Frist für die Nachreichung des Abi-Zeugnisses wäre bislang der 27. Juli gewesen. Hier sei eine Änderung zu erwarten. Diese müsse jedoch durch das Ministerium kommuniziert werden, hieß es.
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Wobei sich mir die Frage stellt: Ist es im 21. Jahrhundert noch zeitgemäß, Studenten zu Lernzwecken in Vorlesungsräumen zu versammeln, einen prestigeträchtigen riesigen Gebäudekomplex, genannt Universität, zu unterhalten? Nur um in der Nähe einer Uni sein zu können, müssen Studenten viel Geld für Wohnraum ausgeben, genau in der Lebensphase, wo sie am wenigsten haben.
Vorlesungen könnten genau so gut online vermittelt werden und sollten grundsätzlich öffentlich und frei zugänglich sein. Schließlich haben wir alle mit unseren Steuergeldern dafür bezahlt und es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, Bildung hinter geschlossenen Türen abzuhalten. Ausschließlich für die Prüfungen und praktische Unterrichtseinheiten ist eine Anreise der Studenten zwingend notwendig.