Ex-Bordellboss ist wieder frei
Er war eine Führungsfigur im Bordell Colosseum. Im vorigen Sommer wurde Olaf R. auf Mallorca bei einer Razzia gegen Hells Angels verhaftet. Jetzt durfte er das Gefängnis verlassen.
Er war der starke Mann im Augsburger Großbordell Colosseum. Die Kripo hatte Olaf R., 43, über Jahre im Visier. Die Ermittler hegten den Verdacht, R. arbeite in dem Sexklub beim Oberhauser Gaskessel als Strohmann eines mächtigen Rotlichtpaten. R. kam stets mit einem blauen Auge davon. Ins Gefängnis musste er nicht – bis er im vorigen Sommer auf der Ferieninsel Mallorca bei einer Großrazzia gegen die Rockerbande Hells Angels verhaftet wurde. Doch vermutlich wird er auch dieses Mal glimpflich davonkommen: Mitte Mai ist R. aus der Untersuchungshaft in Spanien entlassen worden.
Rund ein Dreivierteljahr saß Olaf R. dort hinter Gittern. Der Verdacht: Verwicklung in Bandenkriminalität. Die spanischen Ermittler mutmaßten, R. gehöre zum Umfeld des berüchtigten Hells-Angels-Chefs Frank Hanebuth, 49. Er hatte lange in Hannover das Rotlichtmilieu dominiert und war dann nach Mallorca umgesiedelt. In Spanien wirft man Hanebuth und rund zwei Dutzend weiteren Verdächtigen aus der Rockerszene Drogen- und Waffengeschäfte, Menschenhandel und Geldwäsche vor. Olaf R. hielten die Ermittler für einen wichtigen Geldwäscher der Organisation.
Von den Vorwürfen gegen Olaf R. ist nicht viel übrig geblieben
Doch von den Vorwürfen ist offensichtlich nicht viel übrig geblieben – zumindest nichts, was man beweisen könnte. R.s Augsburger Rechtsanwalt Bernhard Hannemann sagt auf Anfrage unserer Zeitung: „Es ist uns gelungen, die von den spanischen Behörden gegen Herrn R. erhobenen Vorwürfe zu entkräften.“ Einfach sei dies angesichts von Sprach- und Ländergrenzen nicht gewesen. Doch es führte zum Erfolg: R. wurde aus dem Gefängnis freigelassen.
Die Freilassung ist auch für Ermittler in Deutschland ein Rückschlag. Als R. auf der Ferieninsel verhaftet wurde, schien es so, als ob sich erstmals eine Verbindung zwischen dem Augsburger Bordell Colosseum und den Hells Angels beweisen lässt. Den Verdacht, dass das Bordell aus diesen Kreisen gesteuert wird, gab es schon lange. Als ein Hintermann galt den Ermittlern Necati A., 42. Er war einst eine Größe im Kölner Milieu und ist heute ein einflussreicher Rockerboss in der Türkei. Allein die Beweise fehlten.
Die spanischen Ankläger gingen davon aus, dass sie unter anderem illegale Geschäfte mit dem Bau einer Rennstrecke beweisen können. So sollten die Rocker dafür rund 500 Millionen Euro in bar bei sich getragen haben. Sie seien am Flughafen in Istanbul sichergestellt worden, sagen die Ankläger. Sollte es diese Summe tatsächlich gegeben haben, hätte die Rocker aber schwer daran zu tragen gehabt. Selbst bei der größtmöglichen Stückelung hätte das Geld noch über eine Tonne gewogen.
Olaf R. bestreitet, dass er mit Rockern zusammenarbeitet. Als vor einigen Jahren bekannt wurde, dass Mitglieder der Hells Angels die Tür des Augsburger Colosseums bewachen, habe R. sich umgehend von diesen Männern getrennt, sagt sein Rechtsanwalt. Ob R. sich künftig öfter wieder in Augsburg aufhalten will, bleibt unklar. Offiziell ist er schon seit einiger Zeit nicht mehr bei dem Sexklub engagiert, auch seinen offiziellen Wohnsitz hatte er seit Jahren auf Mallorca. Derzeit erhole sich der Ex-Bordellchef von den Strapazen der Haft noch im sonnigen Süden, heißt es.
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