Mit Wohnwagen und Baracken fing es im Fischerholz an
Anrührend wird bei einem theatralen Spaziergang die Geschichte des zu unrecht verrufenen Stadtteils Augsburgs erzählt
Mit so viel Publikum hatte Dorothea Schroeder nicht gerechnet. Über 100 Menschen waren der Einladung gefolgt, das Fischerholz zu erkunden, jenen legendären Bereich zwischen Schönbachstraße, Klärwerk und Wertach, in dem einst die so genannten Zigeuner in Wohnwagen und Baracken lebten. In der Nachkriegszeit war das „eher eine Favela, heute ist es eine hübsche Wohngegend“, wie Marcella Reinhardt, Vorsitzende der Augsburger Verbandsgruppe Deutscher Sinti und Roma, zur Begrüßung sagte. Auch viele Sinti aus Augsburg, Ingolstadt und München sind gekommen, um sich ein Kapitel ihrer Geschichte anzusehen.
So ziehen die Besucher in drei Gruppen los – an Reihen- und Einfamilienhäusern vorbei, wo in einigen Gärten abgestellte Wohnwagen daran erinnern, dass die Bewohner einst regelmäßig auf die Reise gingen, um ihren Berufen als ambulante Händler oder Handwerker nachzugehen. Wo die Gruppen stehenbleiben, erzählen ihnen, teilweise in inszenierten Spielszenen, die Schauspieler Stefan Lehnen, Gabriele Graf, Romana, Sami und Selina Herzog, Thomas Kitsche und Alexander Adler vom Fischerholz: Von der Nachkriegszeit, als die für Zwangsarbeiter des Nazi-Regimes errichteten Baracken mit Wohnungslosen belegt wurden; als die Sinti, die den Holocaust überlebt hatten, dazukamen und ihre Wohnwagen aufstellten; als Jenische und reisende Artisten dort Wohnung nahmen. Von der beruflichen Flexibilität der Stoff- und Metallhändler, der Scherenschleifer, Korbflechter und Schausteller erzählen sie. Ebenso von dem bis heute herrschenden Misstrauen der Mehrheit gegen die angeblich verdächtigen Zigeuner, und von deren Misstrauen gegenüber der meist nicht wohl gesonnenen Mehrheit. Die Zuschauer sind beeindruckt, am stärksten die Nicht-Sinti, die sagen: „Das haben wir nicht gewusst.“ Auch die jungen Sinti sind beeindruckt, die mit ihren Kindern gekommen sind.
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