Für die Erbauung wahrer Christen
In jenen Jahren, da der von Augsburg nach Salzburg gezogene Leopold Mozart seine Violinschule schrieb, verfertigte der von Salzburg nach Augsburg gezogene Johann Wolfgang Baumgartner Dutzende von Ölskizzen, die dann - in Kupfer gestochen - als Illustration zu dem vierbändigen Werk "Tägliche Erbauung eines wahren Christen" dienten. Die Violinschule wie die "Tägliche Erbauung" mit ihren kalendarisch geordneten Heiligen-Viten erschienen erstmals Mitte der 1750er Jahre in der damaligen Verlagsmetropole Augsburg und wurden auch wiederholt aufgelegt.
51 der Baumgartner'schen Ölskizzen sind heute überliefert - und gut die Hälfte davon hat in diesem Sommer das Salzburger Barockmuseum im Mirabellgarten versammelt, wobei etliche der Leihgaben aus den Kunstsammlungen Augsburg stammen. Nicht jedem sagt mittlerweile der Name des auf der Wende vom Barock zum Rokoko wirkenden Baumgartners noch etwas - obwohl er bei Augsburg und im großschwäbischen Raum gewichtige, ja Hauptwerke hinterlassen hat: Ölbilder und Fresken für die Pfarrkirche Gersthofen (wobei nur seine Bilder für die Seitenaltäre erhalten sind), Fresken für die Loretokirche auf dem Kobel bei Augsburg, vor allem die Deckenmalereien in der Wallfahrtskirche Bergen bei Neuburg an der Donau.
Nahe Kufstein wurde Baumgartner 1702 geboren; in Salzburg erlernte er von einem Musiker die Hinterglasmalerei - und da er damit niemandem Konkurrenz machen konnte in Augsburg, wurde ihm hier das Bürgerrecht verliehen, gefolgt später vom Recht, in Öl zu malen. 1761 starb der Künstler in Augsburg an "Auszehrung".
Auch fünf Hinterglasbilder Baumgartners zeigt das Salzburger Barockmuseum, nämlich Veduten italienischer Hafenstädte, imponierend durch Finesse und wohl singuläres Malverfahren: Zuerst entstanden flächendeckend Wasser, Architektonik und Himmel, dann kratzte Baumgartner die Farben im Vordergrund wieder weg, um Personenstaffagen einzusetzen. Schließlich zog er mit einer Nadel Umrisslinien sowie feinste Gesichtskonturen und hinterlegte das fertige Bild mit schwarz gefärbtem Papier.
Die Heiligendarstellungen wiederum, ergänzt um alttestamentarische Ölskizzen und Erdteil-Allegorien als Vorlagen für Grafik, beeindrucken in ihrer belebten Theatralik und in ihrer wirkungsvollen Lichtführung hin zum thematischen Zentrum der hauptsächlich in warmem Braun getönten Skizzen.
Wie bedeutsam diese Schau ist, zeigt sich daran, dass in ihrem bisherigen Verlauf das bekannte Baumgartner-Oeuvre durch Publikumshinweise um eine Ölskizze und ein Hinterglasbild erweitert werden konnte - sowie um einen unbekannten Nachstich zu einer in den Augsburger Kunstsammlungen befindlichen opulenten alttestamentarischen Ölskizze.
Ausstellungsdauer bis 6. September
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