Der wilde Lech ist nun eine Seenkette
Eine Veloreise von Landsberg aus. Zu einer Eisenkettenkirche und einer Burgruine, die ein Biberrevier bewacht /
Um es gleich vorwegzunehmen: Brav ist er geworden, der einst so wilde Lech. Zwischen Landsberg und Augsburg wurde er zwischen 1975 und 1984 durch sechs Staustufen zu einer Seenkette degradiert. Man muss es aber anerkennen: Durch eine ökologische Ufergestaltung und durch die Anlage von Inseln ist Schlimmeres verhindert worden. Jedenfalls ist unsere 42-Kilometer-Tour zu einer Seenwanderung geworden. Vom „Tiroler Wilden“ ist nicht mehr viel übrig geblieben. Trotz allem: Der „neue“ Lech und die ihn begleitende Flussaue bilden auch im Bereich zwischen Landsberg und Augsburg eine grüne Brücke, die für unser Ökosystem sozusagen systemimmanent ist. Der Radweg – ausgehend von dem am Landsberger Lech thronenden sogenannten Mutterturm, den der zu Reichtum gekommene Porträtmaler Hubert Herkomer in den 1880er-Jahren im Stil des Historismus errichten ließ – ist vom Bahnhof aus in wenigen Minuten zu erreichen und durchgehend ausgeschildert („Augsburg“ oder „Hochablass“). Gerade recht für eine angenehme Velo-Tagesreise.
Viel kann nicht daneben gehen, denn der grüne Fluss stellt sich gerne als Kompass zur Verfügung. Etwas unangenehm ist allenfalls die Anreise, natürlich nachhaltig korrekt mit der Bahn. Aber ohne ein Umsteigen in Kaufering geht es nicht. Von Landsberg aus westlich des Lechs radelnd, wird rasch Kaufering erreicht. Dort sollte jedenfalls der kleinen Wallfahrtskirche St. Leonhard in Ketten – tatsächlich ist diese von richtigen Eisenketten „umrahmt“ – ein Besuch abgestattet werden. Klar, eiserne Ketten waren eine große Hilfe bei der Haltung von Pferden. Auf der Ostseite des Lechs geht es weiter: Bis zur Staustufe 22, die wir etwas abseits der Lechaue über Scheuring und Prittriching erreichen. Vorher ist noch die Burgruine Haltenberg eine Visite wert. Sie bewacht dankenswerterweise das sich zum Lech hin erstreckende Biberrevier „Haltenberger Aue“. Schnell sind wir dann – vorbei am jetzt in die Staumauer integrierten Ablauf des Lochbachs und den Weg westlich des Flusses und entlang des Lochbaches benutzend, an der bei Bade- und Wassersportlern beliebten Staustufe 23, die auf den schönen Namen Mandichosee getauft wurde. Der gute Mandicho war übrigens in uralten Zeiten ein tapferer bairischer Stammesfürst! Nach Erreichen der Staumauer verläuft die Tour weiter auf der Westseite des Lechs. Wir sollten dabei den unmittelbaren Uferweg benützen. Das Sträßchen am nebenan angelegten Hochwasserdamm ist zu langweilig. Ein wenig holperig geht es dort zwar her. Aber das unmittelbare Lecherlebnis gleicht dies wieder aus. Vor allem deshalb, weil hier der alpine Fluss die längste einigermaßen noch intakte Freifließstrecke seines 264 Kilometerlaufes durch Vorarlberg, Tirol, Oberbayern und Schwaben genießen darf. Schlussakkord unserer „Lechexpedition“ ist der ab 1910 nach einem schlimmen Hochwasser wiederentstandene Hochablass. Seine wasserhistorische Bedeutung war ein wesentlicher Baustein bei der erfolgreichen Bewerbung Augsburgs um den Unesco-Titel „Weltkulturerbe“. Und er ist Beweis dafür, dass technische Flussbauwerke sich gut mit der Umgebung arrangieren können.
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