Karstadt-Kunden in Augsburg drücken ihre Solidarität auf bunten Zetteln aus
Von persönlichen Erinnerungen bis zu Appellen für die Mitarbeiter: So drücken Augsburger Kunden ihr Bedauern über das geplante Karstadt-Aus aus.
Am Donnerstag um die Mittagszeit ist im Erdgeschoss der Augsburger Karstadt-Filiale einiges los. Eine junge Mitarbeiterin meint, es sei tendenziell etwas mehr Betrieb, als in den Tagen vor Bekanntwerden der geplanten Schließung. Tatsächlich machen manche Kundinnen und Kunden keinen Hehl daraus, dass sie noch einmal vor Ort sein wollten, ehe Karstadt in Augsburg Geschichte ist, andere haben auf erste Schnäppchen gehofft. Wieder andere drücken stattdessen ihre Gedanken zum Aus schriftlich aus und pinnen diese, geschrieben auf bunten Zetteln, an eine Leinwand im Eingangsbereich. Teilweise wird es emotional.
"Karstadt muss bleiben", steht auf den meisten der grünen, gelben, roten und blauen Zettel. Auf einigen wird es persönlicher: "Karstadt steht für Vertrauen, Sicherheit und gute Qualität. Schon mein ganzes Leben lang!" Auch Bettina Eickhoff pinnt am Donnerstag ihre Gedanken an die Wand. Sie schreibt: "Lassen Sie Karstadt in Augsburg, denken Sie an die Mitarbeiter. Wir Kunden brauchen Karstadt!!!". Sie schätze an dem Warenhaus die Vielfalt, die sie mit nur einem Besuch erhält. "Ich kann von der Bettwäsche, über Short Bread bis hin zu Kniestrümpfen alles bei einem Einkauf bekommen", sagt sie. Vor allem die Kniestrümpfe habe sie stets bei Karstadt gekauft, weil es die im Sommer sonst nirgendwo gebe. Sich neu zu orientieren wäre wohl nicht nur für sie schwierig, meint sie.
Karstadt-Aus: Kunden machen sich Gedanken über Zukunft der Innenstadt
Schon kurz nach Bekanntwerden der Schließungspläne durch den neuen Eigentümer sowie den Insolvenzverwalter hatten sich Augsburgerinnen und Augsburger besorgt über die Entwicklung geäußert - manche sprachen von einer "Katastrophe". Die Gedanken dahinter sind unterschiedlich: Während die einen das Angebot des Warenhauses vermissen würden, legen andere den Fokus auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Job verlieren werden. Auch die Sorge vor einem großen Leerstand in einer der besten Lagen der Innenstadt treibt Bürgerinnen und Bürger, aber auch umliegende Händler, um.
Während die Gewerkschaft zusammen mit der Stadt und mit Unterstützung von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) versucht, noch rettende Ideen zu entwickeln und das Ruder herumzureißen, beschäftigt sich der Eigentümer, der Projektentwickler Solidas, auch mit möglichen Ideen für eine Nachnutzung. Es soll weiter Einzelhandel geben. In höheren Etagen sei man für neue Nutzungskonzepte offen, heißt es. Die SPD-Fraktion erwartet unterdessen schnelles Handeln. Die bisherige Untätigkeit der Stadtregierung lasse erwarten, dass eine Lösung schwierig werde, heißt es in einer Pressemeldung. Es sei daher Zeit für einen Plan B. "Wir müssen vorbereitet sein, falls die Rettung nicht gelingt. Denn ein langer Leerstand in der Innenstadt in dieser Größenordnung wäre für die Innenstadt und vor allem auch für die umliegenden Geschäfte fatal", so der Fraktionsvorsitzende Florian Freund.
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