"Kein Verständnis": Augsburger Politik fordert Klarheit zu Karstadt
Die CSU hat noch Hoffnung, dass sich in Sachen Karstadt etwas bewegen könnte. Die SPD dagegen kritisiert die Stadtregierung. OB Weber will für den Erhalt kämpfen.
Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) ist über das Aus der Augsburger Karstadt-Filiale verärgert: "Diese Schließung lasse ich so nicht stehen", betonte sie am Montagabend in einer Pressemitteilung. Der Standort sei bis zuletzt auf der "Haben-Seite" gestanden, was auch daran lag, dass der Vermieter Solidas dem Unternehmen immer wieder entgegengekommen sei. "Insofern sind die Konditionen für Karstadt in dieser 1a-Innenstadtlage sehr gut." Umso irritierender sei jetzt die Streichliste, "und ich finde es sehr befremdlich, dass so wenig Bereitschaft besteht, miteinander ins Gespräch zu kommen", so Weber. Sie will sich nun dafür einsetzen, das Karstadt bleibt. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen."
Weber will "Gespräche in alle Richtungen führen und mit den Verantwortlichen von Karstadt Kontakt aufnehmen, um auszuloten, wo die Schmerzpunkte tatsächlich liegen." Die Innenstadt brauche große Anker-Geschäfte, von denen die kleineren Inhabergeführten Geschäfte profitieren können, so Weber. Karstadt sei hier "ein wichtiger Player“. Die Kundenfrequenz in der Bürgermeister-Fischer-Straße und auch bei Karstadt selbst sei zudem gut, wie man anhand anonymisierter Mobilfunkdaten wisse. Um Warenhäusern eine Perspektive zu geben, seien aber Zukunftsstrategien nötig, wie sich das Warenhaus für die Zukunft aufstellen muss und wie es mit der Warenhauslandschaft weitergehen soll. "Dazu fehlen bislang Ideen und Konzepte. Tatsache ist: Angebot, Service und Qualität müssen stimmen", so Weber.
Politiker: "Kein Verständnis für Vorgehen der Karstadt-Investoren"
Auch aus den Rathausfraktionen ist Bestürzung über das verkündete Aus der Augsburger Karstadt-Filiale vernehmbar. CSU und Grüne äußerten Unverständnis über die Entscheidung und forderten weitere Gespräche. CSU-Fraktionschef Leo Dietz sagte, er habe kein Verständnis für das Vorgehen der Investoren, da der Umsatz in Augsburg dem Vernehmen nach gestimmt habe. Auch die Frequenz habe im Haus gestimmt. "Alle diese Punkte lösen bei uns ein großes Fragezeichen aus", so Dietz. Karstadt sei ein "zentraler Anlaufpunkt". Dietz betont, dass eine endgültige Entscheidung noch nicht getroffen sei, weil diese der Gläubigerversammlung Ende Mai vorbehalten sei. Dass Augsburg auf der Streichliste auftauche, müsse nicht zwingend eine endgültige Standortschließung bedeuten. "Deswegen müssen jetzt weitere Gespräche geführt und Lösungen gefunden werden", so Dietz.
Grünen-Fraktionschef Peter Rauscher sagte, es müsse nun endgültig geklärt werden, was es bedeute, dass Augsburg auf der Streichliste steht, bevor "Panik und Spekulation" entsteht. Rauscher äußerte sich aber etwas verhaltener, was die künftigen Chancen von Karstadt betrifft. Man müsse sich bereits jetzt Gedanken machen, welche Möglichkeiten es gibt, um die Auswirkungen der voraussichtlichen Schließung auf Mitarbeiter und Einzelhandelsstandort abzufedern. Man sei in jedem Fall aber enttäuscht, dass es nun, nachdem Millionen Euro Steuergelder in die Rettung von Karstadt geflossen seien, womöglich auf eine Schließung hinauslaufe. Dies sei für die Beschäftigten schlimm, ebenso wie für den Einkaufsstandort Augsburg.
SPD zu Karstadt-Aus in Augsburg: "OB Weber steht in der Pflicht"
Auch die SPD kritisierte die Schließungspläne. Es sei verantwortungslos, Beschäftigte als Druckmittel in den Miet-Verhandlungen einzusetzen, so SPD-Rätin Christine Wilholm. Der Plan der Investoren beruhe offenbar, Mietsenkungen zu erzwingen. Fraktionsvize Dirk Wurm verband die Kritik an Karstadt mit Kritik an der schwarz-grünen Stadtregierung. "Die Stadt mit OB Weber steht in der Pflicht, nachhaltige Impulse für die Belebung der Einkaufsinnenstadt zu setzen", so Wurm. Man habe den Eindruck, dass die Entwicklung dort seit Jahren nicht angemessen angepackt worden sei. Sollte nun Karstadt tatsächlich schließen, verschärfe sich die Situation dort noch.
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80 Menschen. 80 Existenzen.
Springen wegen einem österreichischen Zocker über die Klinge während Profilierungssüchtige sich wichtig machen. Makaber.
>> Auch die SPD kritisierte die Schließungspläne. Es sei verantwortungslos, Beschäftigte als Druckmittel in den Miet-Verhandlungen einzusetzen, so SPD-Rätin Christine Wilholm. Der Plan der Investoren beruhe offenbar, Mietsenkungen zu erzwingen. Fraktionsvize Dirk Wurm verband die Kritik an Karstadt mit Kritik an der schwarz-grünen Stadtregierung. <<
SPD und Gewerkschaft könnten doch Karstadt übernehmen und uns allen zeigen wie man es besser macht ;-)
Naja, vielleicht nochmals 680 Millionen Steuergelder? Davon hätte man die Beschäftigten bequem in Rente schicken können...