Kabinett beschließt: Das Augsburger Uniklinikum wird neu gebaut
Der Freistaat Bayern spricht sich für das Milliardenprojekt aus. Ministerpräsident Söder spricht von einer „ganz großen Chance, in der Top-Liga der Medizin zu spielen.“
Die Augsburger Uniklinik wird neu gebaut. Das bayerische Kabinett beschloss am Dienstag, für das in die Jahre gekommene Krankenhaus in der Nähe des jetzigen Standorts ein neues Gebäude zu errichten. Eine Sanierung bei laufendem Betrieb ist damit vom Tisch. „Augsburg hat damit die Riesenchance, in der Top-Liga der Medizinentwicklungen zu spielen“, betonte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in einer Pressekonferenz. Wo genau gebaut wird, wie der Zeitplan aussieht und wie viel Geld der Freistaat investieren muss, dazu hat sich Söder noch nicht geäußert.
Das Großkrankenhaus mit 1700 Betten ist in die Jahre gekommen und muss auf den neuesten Stand gebracht werden. Einiges ist schon passiert: Zuletzt entstanden ein neuer OP-Trakt, eine Hubschrauber-Landeplattform sowie eine Kinderklinik. Aktuell wird außerdem ein Anbau für die Intensivstation errichtet. Über den größten Brocken, die Sanierung der vier zwölfstöckigen Bettentürme, wurde dagegen immer wieder diskutiert. Hatte man sich zunächst entschlossen, den Bau bei laufendem Betrieb zu sanieren, mehrten sich zuletzt die Stimmen für einen Neubau. Dies sei einerseits verträglicher für Patienten und Mitarbeiter, andererseits auch effizienter.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Das Klinikum neu zu bauen ist die einzig richtige Entscheidung. Aber auch die Software, Logistikabläufe und die Qualifikation des Personals bedarf einer Überarbeitung und Reformation.
Welch vorhersehbare Entwicklung!
Die Redakteure der STAZ haben in ihrem Artikel anlässlich des Übergangs der Trägerschaft an den Freistaat Bayern bereits am 07.03.2018 ("Ein Machtwort änderte alles - Augsburgs langer Weg zur Uniklinik") orakelt, dass eine "gewaltige Kostenexplosion" droht. Damals war noch von Sanierungskosten von "nur" 280 Millionen Euro die Rede.
Nun also gleich ganz dicke Bretter bohren. Neubau statt Sanierung!
Das in den 1970er Jahren geplante, 1982 fertiggestellte Zentralklinikum ist also nach knapp über 40 Jahren nicht mehr sanierbar.
Legt man die damaligen Baukosten von 660 Millionen DM zugrunde, müssten bei der aktuellen Baupreisentwicklung bereits heute rund 1,7 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt werden. Angesichts des medizinischen Fortschritts und der damit verbundenen technischen Anforderungen wird auch das bei Weitem nicht ausreichen. Und wenn uns die Diskussion um die 2. Stammstrecke in München eines lehrt, dann, dass die Neubaukosten bis zur Fertigstellung in vielleicht 20 Jahren sich mindestens verdoppeln werden. Was die inzwischen bewilligten und verbauten Gelder in dreistelliger-Millionenhöhe für die bereits laufende Sanierung des Klinikums angeht, bleibt im Dunkeln. Aber warum dem guten Geld noch schlechtes hinterherwerfen?
Ob es das im Videobeitrag kolportierte "Übergangskrankenhaus" – in welchem Umfang auch immer – überhaupt gebraucht hätte oder nicht im Klinikum Süd entsprechende Flächen übergangsweise zur Verfügung gestanden hätten, werden wir wohl nie erfahren.
Auch in Zeiten von Klimaschutz sowie gesellschaftlich und politisch stets betonter "Nachhaltigkeit" ist ein Neubau offensichtlich immer noch die beste Lösung. Um der folgenden Diskussion gleich vorzugreifen: Ein Gebäude kann und wird auch nach einer Sanierung den heutigen (technischen, medizinischen und arbeitsrechtlichen) Standards genügen. Es gibt im kommunalen Klinikbereich viele Beispiele für eine gelungene Krankenhaussanierung.
Klar ist, dass das Geld an anderer Stelle fehlen wird. Sei es für dringend benötigte Investitionen im Bildungsbereich oder zur Verbesserung der Situation von Pflegekräften.
Ich bin geteilter Meinung:
Für das Klinikum ist es bestimmt eine gute Nachricht, da ein einmaliger Umzug das kleinere Übel ist, als jahrelange Bauarbeiten im Haus zu haben, die sich von Stockwerk zu Stockwerk langsam voran arbeiten (zumal unter strengen medizinischen Auflagen). Dass es nicht unmöglich ist, zeigt die Renovierung des Josefinums.
Generell sollten wir als Gesellschaft m.E. jedoch dem Aspekt nachhaltiges Bauen mehr Bedeutung zuordnen. Die Baubranche ist allein aufgrund energieintensiver Materialien wie Stahl oder Beton einer der Haupt-CO2-Emittenten. Angesichts dessen kann man sich schon die Frage stellen, wie nachhaltig es ist, einen riesen Koloss von Gebäude aus tausenden Tonnen eben dieser energieintensiver Materialien in die Landschaft zu setzen und nach nicht mal 50 Jahren (Einzug war im Jahr 1982) wieder komplett niederzureißen, mit bescheidenen und ebenso energieintensiven Recyclingquoten.
Generell sollte unser Anspruch sein, Gebäude von derartiger Bedeutung für einen Nutzungszeitraum von mind. 100 Jahren auszulegen, ggf mit modularer Erweiterung um zusätzliche Stockwerke. Ein neuer Putz ist schnell aufgetragen und gestrichen, ein neuer Boden schnell verlegt, Schlitze für neue Elektrik schnell gefräst. Das Gerippe aus Stahl, Beton & Co. ist deutlich energieintensiver und hält im Normalfall (bei sachgemäßer Ausführung und Nutzung) auch deutlich länger. Man stelle sich vor ein Elias Holl hätte so geplant…
Lassen Sie sich mal die Größe des ZK und des Josefinums auf der Zunge zergehen, überlegen Sie wie beide genutzt werden (früher und heute) und dann denken Sie mal nach was Ihnen wichtiger ist, wenn Ihre eigene Pumpe versagt oder der Darm platzt, ein bestens ausgestattetes Klinikum nach neuestem Standard, oder der durch den Bau entstandene CO2 Ausstoß..... dann denke ich sollte Sie eigentlich keine geteilte Meinung mehr haben. - Kann mich aber auch irren?
Man muss die alten Gebäude ja eigentlich nicht notwendigerweise abreißen. Als (Studenten-) Wohnheim sicher noch gut zu gebrauchen.
@Jürgen A.: Ein gut ausgestattetes Krankenhaus hat erst Mal nichts mit einer mehr oder weniger neuen Gebäudehülle zu tun, sondern eher mit dem Personal und den Gerätschaften - oder werden die Patienten im aktuellen Gebäude medizinisch schlechter versorgt als künftig? Ja, das Platzangebot und übervolle Abteilungen sind ein Thema. Könnte man aufs Gebäude noch mehrere Stockwerke draufsetzen, wäre auch das kein Problem. Und hätte man mit der Renovierung vor Jahren schon angefangen, wäre man heute schon deutlich weiter. Im Großen ist es halt wie im Kleinen: Wer an seinem Gebäude Jahrzehnte lang fast gar nichts macht (in diesem Fall v.a. außen), der braucht sich nicht wundern, dass sich irgendwann so viel anstaut, dass der Neubau attraktiver erscheint als die Renovierung.
Falls Sie mich in die Schublade "Klimafanatiker" stecken wollen, die alles der Reduktion des CO2 Ausstoßes unterordnen, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Trotzdem kann man ja Wert legen auf einen weniger verschwenderischen Umgang mit unseren Ressourcen (hier sehe ich eher die Materialien als das CO2). Und hier sehe ich gerade beim Thema Bau Handlungsbedarf, weil dort unsere Wegwerf- und Neubaumentalität leider auch sehr verbreitet ist. Ob das Klinikum der richtige Diskussionspunkt ist, darüber kann man streiten. Ich lehne den Neubau ja nicht kategorisch ab. Da finde ich den Vorschlag von Manfred M. schon konstruktiver, das Gebäude wenigstens nicht abzureißen, sondern z.B. als Wohngebäude umzubauen. Bedarf wäre ja mehr denn je vorhanden…
@Michael K.
So einfach ist das nicht. Man hat immer mehr Technik. Gerätschaften und Apparate werden immer größer. Es hat mehr Personal pro Station. Auch die Patienten werden immer übergewichtiger und die Betten von heute sind durch die viele Technik ziemlich groß und schwer geworden.
Ein Bett in ein Zimmer rein und rauszuschieben ist inzwischen Milimeterarbeit, diese Arbeit fällt aber mehrfach am Tag an. Der Pausenraum hat geschätzt 8m2 und soll ~20 Mitarbeiter beherbergen.
In den Behandlungszimmern sind die Geräte aus Platzmangel teilweise improvisiert untergebracht. Es zeichnet sich also doch langsam ab, dass das Gebäude von innen nicht mehr optimal für moderne Medizin geeignet ist.
Womit sie aber recht haben, dass allein ein neues Gebäude nicht die Probleme des Gesundheitswesen lösen wird.
Aber es ist ja auch nicht so, dass das Gebäude so jung ist. Man muss bedenken, dass bis zur Fertigstellung sicherlich nochmal mindestens 10 Jahre vergehen. Das Klinikum wird also bei Fertigstellung des neuen, je nach Fertigstellung 60-70 Jahre drauf haben.
Und man darf nicht vergessen, dass das keine 60 Jahre Wohnhaus waren, sondern ein intensiv genutzter Betrieb, wo tausende Menschen und Lasten ständig in Bewegung sind. Das nutzt ein Gebäude natürlich völlig anders ab.
Eine gute Entscheidung für Augsburg und Bayern! Dass die Debatte über einen Neubau im April 2022 von der SPD-Landtagsabgeordneten Simone Strohmayr findet im Artkel leider keine Erwähnung. Das bewährte Handlungsmuster der CSU, sich gute Ideen der Opposition zu eigen zu machen, hätte hier durchaus beleuchtet werden können.
Daß die Opposition "gute Ideen" zur Lösung politischer und gesellschaftlicher Fragen besteuert .... Naja - wann soll das gewesen sein ?!
Zuletzt bei Helmut Schmidt und dessen Durchsetzung der Nachrüstung gegen die SPD !
Danach nie mehr
Großartige Neuigkeiten.
Jedoch würde mich der genaue Standort interessieren. Sehe mit großer Sorge, dass sich der Standort verstreut. Wir hatten in Augsburg das große Glück, dass alles in einem Turm ist. Die Kinderklinik/Mutter-Kind ist auch, ohne das Gebäude verlassen zu müssen, zu erreichen. Selbiges gilt für die neue Intensivstation und IMC
Die Tramgleise werden wohl auch nicht mal eben zum neuen Gebäude gezogen.
Bleibt noch zu hoffen, dass das alte Gebäude nicht aus politischer Dummheit abgerissen wird, anstatt es in Wohnraum bzw. Appartements umzuwandeln, was kein allzu großer Aufwand sein dürfte.
Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass die Freifläche westlich vom alten Gebäude genutzt wird, ist ja auch am billigsten umzusetzen. Der Weg von der Tram dürfte kaum weiter sein, weil man dann einfach nur den Bahnsteig in Richtung Westen verlässt anstatt wie bisher nach Osten.
Das Gebäude im Westen würde es aber komplett von der Kinderklinik und Intensiv abtrennen, das wäre schade. Aber kein Weltuntergang.
Das Gebäude ist baufällig und sanierungsbedürftig. Keine Ahnung ob das so ohne weiteres umfunktioniert werden kann. Auch fände ich einen 13 Stöckigen Wohnblock mit Uniklinik im Westen, Kinderklinik im Osten, Psychatrie im Norden und Campus im Süden doch etwas fehl am Platz. Solch gigantische Wohnanlagen haben immer gerne mal das Potential zu einem sozialen Brennpunkte zu verkommen.
Und ob bedarf da wäre da jetzt 1000+ Medizinstudenten einquartiert.. das sehe ich auch nicht kommen
Als mögliche Wohnimmobilie hat das Zentralkilinikum ein weitaus schöneres Umfeld als die drei derzeit trostlosen Schwabencenterblocks und ist zudem noch 11 Jahre jünger. Von wegen sozialer Brennpunkt, auch in den drei Wohntürmen gehen die Leute nicht regelmäßig aufeinander los. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gebäude abgerissen wird und sich eine Abbruchfirma eine goldene Nase verdient ist natürlich hoch. Unsere Politiker bevorzugen immer die teuerste und oft auch damit die schlechteste Lösung.
"Und ob bedarf da wäre da jetzt 1000+ Medizinstudenten einquartiert.. das sehe ich auch nicht kommen"
In Augsburg gibt es auch noch ein paar andere Fakultäten - mit der geplanten 5er ist man relativ gut an Uni und Hochschule angebunden.
@Gerold R.
Und genau das Schwabencenter ist ja zu einem schwierigen Pflaster geworden. Hinzu kommt das verkommende Areal darunter und darum herum.
Idee(ologie) trifft hier auf Realwirtschaft.
@Mandred M.
Das Studentenwerk hat Dutzende Immobilien in der Nähe der jeweiligen Fakultäten und baut auch noch fleißig neu. In Uninähe sind auch noch genug Freiflächen, wo dann nach neusten stand der Technik gebaut werden kann.
Eine Studentenwohnung ans exakt andere Ende der Stadt zu bauen ist also nicht das gelbe vom Ei.
Ich bin weiterhin skeptisch