Allgäu-Airport soll Tourismus beflügeln
Der Trend hält an: Urlauber entschließen sich immer kurzfristiger, wo sie erholsame Tage verbringen wollen. Außerdem bleiben sie nicht mehr so lange und wollen trotzdem möglichst viel erleben. Wie darauf reagieren? Industrie- und Handelskammer (IHK) und Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben halten es für wichtig, den Flughafen Memmingerberg schnell auszubauen, um Touristen flugs "in die Region zu holen". Das machten sie am Donnerstag in Augsburg deutlich, als sie für Schwaben die Sommer-Tourismusbilanz vorlegten.
Von unserem Redaktionsmitglied Till Hofmann, Augsburg
Verbandschef Alfons Zeller erwähnte Regionalflughäfen in Innsbruck, Kärnten oder im Wallis, die zum Teil in den ersten Monaten des kommenden Jahres total ausgebucht seien. Ein eigener Airport mit ausreichender Kapazität sei "für Allgäu und Schwaben mittel- und langfristig sehr wertvoll", sagte IHK-Vizepräsident Hannes Neusch.
Eine "außerordentlich interessante Entwicklung" sieht Zeller im Städtetourismus, der von dem Wunsch vieler, Kultur mit Einkaufserlebnis zu verbinden, stark partizipiere. "Schwaben muss sich mehr anstrengen", forderte der frühere CSU-Finanzstaatssekretär stärkere gemeinsame Marketing-Strategien. Die Grundlagen stimmten: "Es gibt keine Ecke in Deutschland, wo wir komprimiert so viele historische Stadtbilder haben."
Obwohl die Tourismus-Konjunktur - auch bedingt durch das wechselhafte Wetter in der Sommersaison - schwächelte, können Betriebe laut IHK-Vize Neusch "noch mit Erfolg arbeiten". Seine Empfehlung ist ein Dreiklang aus "Qualität, Spezialisierung und Kooperationen". Der Tourist wolle "das Profil eines Betriebes deutlich erkennen".
Die Konsumzurückhaltung macht sich auch in der Gastronomie bemerkbar, sagte Jochen Deiring. Der Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes in Schwaben klagte über die Ungleichbehandlung von Gasthäusern und dem Außer-Haus-Verkauf. "Im einen Fall wird auf die Leberkäs-Semmel 16 und bald 19 Prozent Mehrwertsteuer draufgeschlagen. Im anderen Fall muss die Metzgerei nur mit sieben Prozent Mehrwertsteuer kalkulieren." Es gebe keine "Wettbewerbsgleichheit im eigenen Land".
Auch das Ausland hat gegenüber heimischen Betrieben oft die besseren Karten. Die Bergbahn-Konkurrenz in Italien, Österreich, der Schweiz oder in Frankreich kann nach Angaben der IHK mit günstigeren Mehrwertsteuer-Sätzen attraktiver am Markt auftreten. Zeller nannte Österreichs Kniff: "Die Bergbahnen wurden dort als öffentlicher Personennahverkehr deklariert und dann steuerlich besser gestellt." Bei der Beherbergung das Gleiche: In fast allen Anrainerstaaten Deutschlands (Ausnahme: Dänemark) zahlen die Betriebe weniger Mehrwertsteuer.
In dieser Angelegenheit wurde Zeller aktiv. Schnell schrieb er vor gut zwei Wochen einen Brief an den designierten Wirtschaftsminister und forderte darin, zu überprüfen, ob touristische Leistungen steuerlich begünstigt werden können. Zeller war zu schnell. Der Adressat damals hieß Edmund Stoiber.
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