"Der Horst holtzum Gegenschlag aus"
Im Machtkampf um den CSU-Vorsitz sorgt Horst Seehofer für neuen Ärger. Er droht seinen Gegnern in der Partei offenbar seinerseits mit der Enthüllung privater Affären.
Von Uli Bachmeier
München/Berlin - Im Machtkampf um den CSU-Vorsitz sorgt Agrarminister Horst Seehofer für neuen Ärger in der Partei. Bereits zu Jahresbeginn hatte er die Enthüllungen über seine schwangere Geliebte als Teil einer "Vernichtungsstrategie" gegeißelt. Jetzt droht er seinen Gegnern in der Partei offenbar seinerseits mit der Enthüllung privater Affären.
Das Magazin Stern berichtet von Briefen enttäuschter Frauen und "kompromittierendem Material über andere CSU-Spitzenleute" in Seehofers Schreibtisch und zitiert ihn in diesem Zusammenhang mit den Worten: "Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material." In der CSU-Spitze schlug die Nachricht gestern ein wie eine Bombe. Intern wurde hektisch telefoniert. Für die einen war klar: "Der Horst holt zum Gegenschlag aus." Andere zeigten sich erschüttert: "Wenn das stimmt, dann ist das Erpressung im großen Stil." Und prompt machte der Vergleich mit der "Dossier-Affäre" der früheren Kultusministerin Monika Hohlmeier die Runde. Sie hatte wegen angeblicher Drohungen gegen Parteifreunde zurücktreten müssen.
Offiziell herrschte betretenes Schweigen. Weder Seehofers Konkurrent um den CSU-Vorsitz, Wirtschaftsminister Erwin Huber, noch der designierte Ministerpräsident Günther Beckstein wollten sich zu dem Stern-Bericht äußern. Auch CSU-Generalsekretär Markus Söder und CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann wollten nicht Stellung nehmen. Und Seehofer war für eine Stellungnahme gar nicht erreichbar.
Deutliche Worte allerdings fand der schwäbische CSU-Bezirkschef Markus Ferber. Er sagte: "Wir müssen in der CSU aufpassen, dass wir nicht in ein Schmierentheater abrutschen." Ferber fühlt sich auch in seiner Warnung vor einer langen Übergangszeit beim Wechsel an der Spitze bestätigt: "Es zeigt sich einmal mehr, dass acht Monate zwischen der Rücktrittsankündigung von Edmund Stoiber und der Neuwahl seiner Nachfolger eine zu lange Zeitspanne sind."
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