Partylokal Sausalitos im Visier von Polizei und Stadtpolitik
Nach dem Unglück in Augsburg scheint das Unternehmen "Sausalitos"ratlos, wie man auf den Vorfall reagieren soll. Dem Lokal könnte sogar die Schließung drohen. Jörg Heinzle
Party, Spaß und Cocktails. So einfach war bisher das Erfolgsrezept bei "Sausalitos". Die Sache lief gut. Vor 16 Jahren eröffnete das erste Lokal in Ingolstadt, heute sind es 27 Filialen zwischen Hamburg und Garmisch-Partenkirchen.
Doch seit dem Wochenende ist der Spaß getrübt. Bei einer missglückten Feuershow im Augsburger "Sausalitos"-Lokal wurden zwei Gäste verletzt, darunter eine 18-Jährige, die schwerste Verbrennungen an Kopf, Hals, Brust und Armen erlitt. Die selbst ernannte "Spaßmarke" der Gastroszene hat ihre Unschuld verloren.
Betreiber und Mitarbeiter des Sausalitos im Visier der Polizei
Für die Restaurantkette könnte der Fall zu einem echten Problem werden. Denn die riskanten Feuerspiele waren in den "Sausalitos"-Filialen offensichtlich gang und gäbe. Videos im Internet zeigen, wie Barkeeper mit hochprozentigem Alkohol Feuer spucken, die Flammen schlagen bis an die Decke. Junge Besucherinnen tanzen auf der Theke, während neben ihnen die Flammen lodern.
Betreiber und Mitarbeiter des "Sausalitos" sind nach dem schlimmen Feuerunfall jetzt im Visier der Augsburger Polizei. "Wir werden akribisch prüfen, was passiert ist und wer die Verantwortung trägt", sagt Kripo-Chef Klaus Bayerl. Die Kriminalpolizei hat eine eigene Arbeitsgruppe gebildet, die sich um den Fall kümmert.
In der "Sausalitos"-Zentrale in München scheint derweil Ratlosigkeit zu herrschen, wie man mit dem Unfall umgehen soll. Das auf Partystimmung getrimmte Unternehmen tut sich schwer damit, die richtigen Worte für das Unglück zu finden. "Wir bieten dem Mädchen und ihrer Familie jegliche Hilfe an", sagt Sprecher Andreas Steinbeißer zwar.
Gleichzeitig weist die "Sausalitos"-Führung aber jede Verantwortung für den Unfall von sich. Feuerspiele seien in den Filialen verboten gewesen, sagt Steinbeißer, wenngleich es "in der Vergangenheit wohl Verstöße" gegeben habe.
Fotos im Internet zeigen die Feuer-Shows
Die Fotos, die am Montag noch auf der Internetseite von "Sausalitos" zu sehen waren, sprechen eine andere Sprache. Flammen auf der Theke sind da zu sehen. Und Menschen, die in das Feuer noch weiteren Alkohol nachschütten. Besucher des Augsburger "Sausalitos" berichten davon, dass es auch schon früher bei Feuerspielen riskante Situationen gegeben habe.
In Augsburg schlagen die Wogen inzwischen hoch. Der Stadtverband der Grünen geht sogar so weit, von der Stadt eine mögliche Schließung des Partylokals zu fordern. Vorstandssprecher Matthias Strobel sagt, die Stadt müsse alles dafür tun, "dass eine solche Körperverletzung nicht wieder geschehen kann".
Ordnungsreferent Walter Böhm (CSU) meldet sich sogar aus seinem Sommerurlaub zu Wort und kündigt an, man werde "alle rechtlich möglichen Schritte" prüfen. Auch einen Entzug der Konzession schließt der Ordnungsreferent nicht aus.
Fest steht offenbar, dass die Stadt dem Lokal bereits Ende Juni untersagte, Feuerspiele zu betreiben. Ein Mitglied der freiwilligen Feuerwehr hatte nach einem Besuch im "Sausalitos" eine besorgte E-Mail an die Stadt geschrieben. Eine Aktennotiz bei der Stadt soll belegen, dass es am 21. Juni ein Telefongespräch mit dem Augsburger "Sausalitos"-Geschäftsführer gab. Darin soll der Leiter des Ordnungsamtes auf einen Verzicht von Feuershows gedrängt haben. Bewirkt hat das Gespräch offenbar nichts.
Die Ereignisse des Unglücks-Abends werden rekonstruiert
Auch an der juristischen Aufklärung des Unfalls will man bei "Sausalitos" derzeit offensichtlich nicht mehr mitwirken. Zuerst haben sie ausgesagt, doch nun schweigen Betreiber und Mitarbeiter gegenüber der Polizei.
Die Beamten versuchen jetzt mit Hilfe von Zeugenaussagen zu klären, was genau geschehen ist. Die Rede ist davon, dass ein Barkeeper hochprozentigen Rum in eine Rinne auf der Theke schüttete und entzündete. Als er weiteren Schnaps in die Flammen schüttete, soll es zu einer Explosion gekommen ist. Andere Zeugen erzählen dagegen, dass ein Barkeeper mit Hochprozentigem Feuer gespuckt habe.
In den "Sausalitos"-Lokalen geht die Party weiter. Selbst direkt nach dem schweren Unfall in der Nacht zum Sonntag wurde weitergefeiert, berichten empörte Retter. Erst die Polizei beendete den Spaß. Jörg Heinzle
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