Kostenexplosion bei ICE-Trasse Ulm-Stuttgart
Die Kosten für die 60 Kilometer lange Bahntrasse von Wendlingen bis Ulm steigen nach Angeben von Bahnchef Rüdiger Grube um fast 50 Prozent. Von Peter Reinhardt
Die Kosten für die neue Bahntrasse von Wendlingen bis Ulm steigen um fast 50 Prozent. Bahnchef Rüdiger Grube präsentierte gestern eine neue Berechnung, in der die 60 Kilometer lange Strecke jetzt mit 2,89 Milliarden Euro veranschlagt wird. Die letzte Kostenschätzung aus dem Jahr 2004 bezifferte die Gesamtkosten auf 2,025 Milliarden Euro.
Mittlerweile seien die Genehmigungsverfahren weit fortgeschritten, so dass die zu erwartenden Bau- und Planungskosten präzise kalkuliert werden konnten, erklärte Grube die Korrektur. Die Kostensteigerungen um 865 Millionen Euro resultieren zu einem knappen Viertel aus den Preissteigerungen seit 2004. Mit 665 Millionen Euro entfällt der größere Rest auf Mehrkosten für den Bau. Der volkswirtschaftliche Nutzen des Bahnprojektes bestehe weiter, betonte Grube.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus hält die Größenordnung der Mehrkosten für absolut vertretbar. Mappus stellte klar, dass der Bund die zusätzlichen Kosten übernehmen muss: Wir haben einen Vertrag, an dem sich nichts ändert. Das Land hatte im vergangenen Jahr für das Projekt einen Zuschuss von 950 Millionen Euro zugesagt, um eine gleichzeitige Realisierung der Neubaustrecke mit Stuttgart 21 sicherzustellen. "Wir werden das Projekt im vorgesehenen Zeitplan vorantreiben und wollen die neue Bahnstrecke zusammen mit dem neu gestalteten Stuttgarter Hauptbahnhof im Jahr 2019 in Betrieb nehmen", bekräftigte Grube.
Die Landesregierung hatte die Bahn zu einer schnellen Offenlegung der Kostensteigerung gedrängt. Auf Antrag der Grünen beschäftigt sich der Landtag morgen mit dem umstrittenen Milliardenprojekt. Die Grünen wollen einen Baustopp durchsetzen, bis alle Kostenkalkulationen vorliegen. Winfried Hermann, Grünen-Verkehrsexperte im Bundestag, sprach von einer atemberaubenden Kostensteigerung um 50 Prozent. Dazu kämen noch gewaltige Baurisiken.
Die Grünen wollen ein eigenes Gutachten in Auftrag geben. Der Bundestag müsse angesichts der Kostenexplosion seine Genehmigung für das Milliardenprojekt zurücknehmen, forderte Hermann.
Seit längerem sei bereits klar, dass der Neubau des Stuttgarter Hauptbahnhofs und der Zulaufstrecken bis Wendlingen nicht die ursprünglich veranschlagten 2,5 Milliarden Euro kostet, sondern mindestens 4,1 Milliarden. Die Grünen vertreten im Landtag die Minderheitenposition. Ihr Fraktionschef Winfried Kretschmann erklärte, auch die drei Milliarden Euro würden für die Neubaustrecke nicht reichen.
Neben den Regierungsfraktionen CDU und FDP steht auch die oppositionelle SPD zu dem Schienenprojekt. Der FDP-Abgeordnete Dietmar Bachmann nannte die Kostensteigerung bedauerlich. Dennoch sei die Wirtschaftlichkeit weiter gegeben. Das Projekt sei Garant für den Erfolg Baden-Württembergs im Standortwettbewerb .
Die Diskussion ist geschlossen.