Haderthauer mag nicht
Die CSU-Sozialministerin verweigert dem Augsburger Projekt Papilio die Unterstützung. Scharfe Kritik kommt aus der eigenen Partei. Von Uli Bachmeier
Von Uli Bachmeier
München/Augsburg - Wenn ein CSU-Abgeordneter in Bayern seiner eigenen Sozialministerin Ignoranz vorwirft, dann muss einiges vorgefallen sein.
Auch in diesem Fall ist das so: Seit Jahren schon setzt sich der CSU-Landtagsabgeordnete Max Strehle (Kreis Augsburg) dafür ein, das preisgekrönte Projekt zur Gewaltprävention "Papilio" auch in Bayern zu fördern. Strehle und das Augsburger beta Institut, wo das Projekt für Kinder entwickelt wurde, haben prominente Unterstützer: Schirmherr ist der Fernsehjournalist Ulrich Wickert. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) lobt das Projekt in höchsten Tönen. Und in zehn Bundesländern wird es bereits staatlich gefördert.
"Nur von Bayern wird es ignoriert", schimpft Strehle und geht direkt auf Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) los: "Ich kritisiere, dass Ministerin Haderthauer sich nicht einmal dafür interessiert." Sein Argument: "Das Projekt ist etwas ganz Besonderes und nicht vergleichbar mit anderen." Auch Strehles Kollegin Simone Strohmayr (SPD) nennt die Haltung des Ministeriums "nicht nachvollziehbar".
Die Ministerin aber zeigt sich unbeeindruckt. Auf Nachfrage erklärte sie: "Mir ist bekannt, dass hier mit Alleinstellungsmerkmalen argumentiert wird. Und ohne Zweifel ist dies ein sehr gutes Projekt. Es gefällt mir. Aber wir fördern in Bayern grundsätzlich keine derartigen Projekte - egal wie toll sie sind und egal wie viele Preise sie bekommen." Laut Haderthauer ist Bayern mit seinen Kindergärten auf der Höhe der Zeit. "Wir haben in Bayern - im Unterschied zu anderen Ländern - umfassende Qualitätsvorgaben als Fördervoraussetzungen in unserem Bildungs- und Erziehungsplan. Darüber hinaus wollen wir keine inhaltlichen Vorgaben machen." Außerdem wolle sie "keines der zahlreichen guten Projekte auf diesem Markt durch staatliche Förderung gegenüber anderen herausheben."
Der Entwicklungspsychologe Herbert Scheithauer, Professor an der Freien Universität Berlin, listet dagegen gleich eine ganze Reihe von Qualitätsmerkmalen auf, die das Projekt von anderen unterscheidet. Es fördere bei Kindern systematisch jene Aspekte, die für ihre sozial-emotionale Entwicklung relevant seien. Es helfe den Erzieherinnen ganz konkret in ihrer täglichen Arbeit. Und es sei wissenschaftlich fundiert. Scheithauer: "Ich möchte die Ministerin sehr herzlich einladen, mit uns in Dialog zu treten."
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