Hohe Lawinengefahr - 130 Zentimeter Neuschnee im Allgäu möglich
Das Schneechaos in den Bergen nimmt zum Teil dramatische Ausmaße an. Viele Menschen sitzen in eingeschneiten Dörfern fest, die Lawinengefahr ist extrem.
Der starke Schneefall in den Alpen hält Einwohner, Touristen, und auch die Rettungsdienste weiter in Atem. Und die Situation wird sich am Wochenende nur kurz entspannen - vor allem im Allgäu wird weiter massiv Schnee fallen. Ein Überblick über die aktuelle Lage in Bayern und in Österreich (Infos zu Schulausfällen gibt es hier).
Schüler werden von Lawine erfasst und überleben
Sechs Schüler aus Deutschland sind in Österreich von einer Lawine erfasst und zum Teil verschüttet worden. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, überlebten alle den Vorfall nahezu unverletzt. Die Schneebrettlawine löste sich im Bereich des Skigebiets Wildkogel unterhalb der Bergstation. Die Ausläufer der Lawine erfassten die Schüler an einer Skiwegquerung. Zwei der Jugendlichen (16 und 17) wurden dabei ganz, zwei (beide 17) zum Teil verschüttet. Zwei weitere (16 und 17) wurden von der Lawine erfasst, jedoch nicht verschüttet.
Die 29 Jahre alte Lehrerin und eine weitere Schülerin hatten Glück und kamen mit der Lawine nicht in Kontakt. Innerhalb kürzester Zeit gelang es nachfolgenden Skifahrern und den übrigen Mitgliedern der Schülergruppe, alle Personen zu orten und zu bergen. Die vier Erfassten wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.
Auch im Berchtesgadener Land ist eine Lawine abgegangen und hat eine Straße in Marktschellenberg teilweise verschüttet. Rettungskräfte suchten am Mittwoch nach möglichen Verschütteten, wie die Polizei mitteilte. Zunächst war unklar, ob Fahrzeuge oder Menschen von dem Abgang betroffen waren.
Schneechaos: 350 Menschen sitzen in den Alpen fest
Besonders dramatisch ist die Lage in den Alpen: Bei Berchtesgaden sitzen rund 350 Menschen fest und müssen per Lastwagen mit Lebensmitteln versorgt werden. Die einzige Straße zum Ortsteil Buchenhöhe in der Nähe des Obersalzbergs sei bis auf weiteres gesperrt, sagte ein Sprecher des Landratsamtes Berchtesgadener Land am Mittwoch.
Am Vormittag sei damit begonnen worden, die Strecke zu räumen. Mehrere Bäume drohten unter der schweren Schneelast umzustürzen und sollten gefällt werden. Nur Einsatzkräfte konnten die eingeschneiten Bewohner über die Straße erreichen.
Auch die Menschen in der oberbayerischen Gemeinde Jachenau bei Bad Tölz sind auf Lebensmittellieferungen angewiesen, weil die Zufahrtsstraße gesperrt ist. Bewohner und Rettungskräfte können das Dorf aber über eine kleine Forststraße erreichen.
Zweithöchste Lawinenwarnstufe in den bayerischen Alpen
Wegen des starken Schneefalls gilt in den bayerischen Alpen jetzt die zweithöchste Lawinenwarnstufe. Die Behörden warnten vor einer großen Gefahr von Abgängen. Der massenhafte Neuschnee werde durch den starken Wind verfrachtet und habe keine Bindung zur alten Schneedecke, erklärte die Lawinenwarnzentrale in München. Skifahrer könnten an nicht präparierten Hängen sehr leicht Schneebretter auslösen. Auch in den kommenden Tagen bleibe die Lawinengefahr hoch.
Die Experten warnen vor zahlreichen Locker- und Staublawinen sowie Schneebrettern. In den Nordalpen sei ab 2200 Meter Seehöhe mitunter mit einzelnen, extrem großen Abgängen zu rechnen. Von Aktivitäten abseits der gesicherten Pisten wird dringend abgeraten.
Salzburg ruft höchste Lawinenwarnstufe aus
Das österreichische Bundesland Salzburg hat die Lawinenwarnstufe erhöht. Ab Mittwochnachmittag gilt in weiten Teilen des Landes die höchste Warnstufe, wie der Lawinenwarndienst des Landes mitteilte. Dem nächtlichen Sturm folgte demnach viel Neuschnee. Bis Mittwochabend werden laut Lawinenwarndienst rund 60 bis 80 Zentimeter Schnee in den Nordalpen, der Osterhorngruppe und in den Hohen Tauern dazukommen.
Die Experten warnen vor zahlreichen Locker- und Staublawinen sowie Schneebrettern. In den Nordalpen sei ab 2200 Meter Seehöhe mitunter mit einzelnen, extrem großen Abgängen zu rechnen. Von Aktivitäten abseits der gesicherten Pisten wird dringend abgeraten.
Am Hochkönig seien am Morgen bereits große Lawinen der Stufe vier abgegangen, sagte der stellvertretender Leiter der Lawinenzentrale Salzburg, Michael Butschek, der Deutschen Presse-Agentur. Für eine genaue Lagebeurteilung zu abgegangenen Lawinen seien weitere Erkundungsflüge nötig. "Die Wolken stehen im Moment zu tief, um in die Anbruchgebiete fliegen zu können."
Winterwetter in Bayern geht nächste Woche weiter
Bis mindestens Mitte nächster Woche ist vor allem im Alpenraum mit Schnee zu rechnen. Das sagt der Leiter der Regionalen Wetterberatung München des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Guido Wolz. Eine aktuelle Unwetterwarnung des DWD gilt bis Freitag. Am Samstag könnte sich die Lage dann vorübergehend etwas entspannen. "Die Schneefälle werden nicht so massiv sein, der Tiefläufer ist dann so gut wie durch", sagte Wolz.
Anschließend folgt das nächste Tief mit kräftigen Niederschlägen, die am Sonntag wegen höherer Temperaturen unterhalb von 1000 Metern wohl als Regen fallen. Zum Wochenstart wird es voraussichtlich bis in tiefere Lagen wieder schneien.
Bis Mittwoch nächster Woche seien im Allgäu, im Werdenfelser Land um am östlichen Alpenrand Neuschneemengen von vereinzelt bis zu 130 Zentimetern möglich. "Das ist schon immens viel", sagte Wolz. (dpa/AZ)
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