Interaktive Karte: Hier liegen in Bayern Stolpersteine
75.000 Stolpersteine erinnern in Europa an die Opfer des Holocaust. Auch in Bayern gibt es einige von ihnen. Eine Übersicht.
75.000. Diese magische Marke hat Künstler Gunter Demnig im Dezember 2019 erreicht. 75.000 sogenannte Stolpersteine hat Demnig seit Beginn der Aktion 1996 verlegt, den Jubiläumsstein kurz vor dem Jahreswechsel in Memmingen. Die Stolpersteine sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Sie sind etwa 10 mal 10 Zentimeter groß und werden in den Gehweg eingelassen.
Stolpersteine sollen zum Anhalten und Lesen bewegen
Wirklich ins Stolpern geraten Fußgänger dabei nicht, vielmehr soll der goldfarbene Stein überraschend wirken und die Leute zum Anhalten und Lesen bewegen. Bayernweit hat Demnig in den vergangenen Jahren mehr als 1500 verlegt. In über 90 bayerischen Städten und Gemeinden war der 72-Jährige in den vergangenen 23 Jahren zu Besuch. Denn Demnig verlegt seine Steine meistens selbst. Das ist ihm wichtig, sagte er unserer Redaktion im Dezember im Rahmen der Verlegung in Memmingen. Wenn er vor dem Haus stehe und die Steine verlege, werde ihm das Schicksal der Menschen erst so richtig klar, sagte Demnig.
Jeder Stolperstein wird in Handarbeit gefertigt
Für jedes Opfer des Holocaust wird ein eigener Stein verlegt. In die Messingplatte werden die Daten der Opfer hineingeschlagen, das Datum der Deportation und das Datum der Ermordung. Alles geschieht in Handarbeit, sagte der Künstler: "Mir ist das sehr wichtig, dass die Platten nicht in einer Fabrik hergestellt werden. Auschwitz war eine Fabrik. Wir machen das alles selbst." Jeder einzelne Buchstabe werde in die Messingplatte eingehauen, das erfordere viel Konzentration und Kraft, erklärte Demnig.
In Bayern hat der Künstler bislang etwa 1500 Stolpersteine verlegt, die mit Abstand meisten davon in Würzburg. In Schwaben sind die meisten Steine in Memmingen zu finden. Doch nicht alle Städte erlauben Stolpersteine auf öffentlichem Grund. In München gab es vor Jahren große Diskussionen im Stadtrat, ob dort Stolpersteine verlegt werden dürfen. Das Gremium entschied sich dagegen, es will lieber mit Stelen an die Opfer gedenken. Trotzdem gibt es in München auch 90 Stolpersteine. Die sind aber nicht auf öffentlichem, sondern auf privatem Grund.
Künstler Demnig sieht sein Projekt noch lange nicht am Ende
270 Tage im Jahr ist Demnig nach eigenen Angaben unterwegs, um die Steine zu verlegen. Er sieht sich mit seinem Projekt noch lange nicht am Ende. "So lange es möglich ist", möchte er noch weitere Steine verlegen, notfalls würde er mit einem Rollator kommen, um die Steine zu verlegen.
Wichtig ist laut Demnig auch die Pflege und Reinigung der Stolpersteine, da sie der Witterung, dem Straßenlaub oder auch den Exkrementen von Hunden oder Vögeln ausgesetzt seien. In zahlreichen Städten gibt es Vereine und Initiativen, die sich um die Reinigung kümmern. Vor allem Gedenktage würden dafür genutzt, wie etwa der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar. (dol)
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