Simon Schwarz und Sebastian Bezzel: "Klischees sind griffig, aber Schmarrn"
Zum dritten Mal machen sich die beiden Schauspieler, der Österreicher Simon Schwarz und der Bayer Sebastian Bezzel, für ihre Sendung "Grenzgänger" auf die Reise zu verschiedenen Orten in Bayern.
Herr Schwarz, als „Grenzgänger“ in der gleichnamigen Sendung des BR-Fernsehens loten Sie zusammen mit Sebastian Bezzel auch Befindlichkeiten zwischen Bayern und Österreich aus. Mal ganz direkt gefragt: Mögen Sie als Österreicher eigentlich die Bayern so grundsätzlich?
Simon Schwarz: Grundsätzlich ja, schon.
Wie steht’s mit Bayern und Österreichern?
Sebastian Bezzel: Bin der gleichen Meinung, aber halt nicht alle Österreicher. Den Simon mag ich allerdings besonders gern.
Schwarz: Die Frage ist schwierig, weil es ja den Bayern als solchen nicht gibt, dazu sind das Land und die Menschen zu vielfältig.
Bezzel: Darum geht es übrigens auch in unserer Sendung, die zeigen will, wie unterschiedlich und bunt die Gesellschaft hierzulande ist.
Aber es gibt trotzdem immer wieder Animositäten zwischen Bayern und Österreich, als Beispiel seien nur Verkehrsfragen wie die Autobahnmaut aufgeführt. Liegt das einfach daran, dass sich Nachbarn gerne kabbeln?
Bezzel (lacht): Natürlich, das kennt man doch vom Fußball. Am heißesten geht es bei den Lokalderbys her. Ich beispielsweise habe wenig Kontakt zu Finnen. Da gibt es auch keinen Anlass, sich zu streiten. Zwischen Bayern und Österreich ist aber grundsätzlich viel Liebevolles dabei, sogar in umstrittenen Fragen des Verkehrs.
Natürlich gibt es nicht den Bayern oder den Österreicher, gegenseitige Vorurteile gibt es trotzdem eine Menge. Was sind die größten Vorurteile hüben wie drüben?
Schwarz: Ich überlege gerade. Vielleicht die gegen Bayern München! Ich bin nämlich Bayern-Fan. Und wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, war das größte Vorurteil, dass die Deutschen alle reich waren. Die hatten nach dem Zweiten Weltkrieg einen schnelleren Wirtschaftsaufschwung als Österreich. Deswegen haben wir in den deutschen Wirtschaftswunderjahren erlebt, dass Bayern mit dicken Autos und viel Geld nach Österreich gekommen sind und da Villen und Häuser gekauft haben. Das waren Häuser, die wir uns nicht leisten konnten. Ansonsten waren mir die Bayern oder München immer nah. Im Gegensatz zu, sagen wir: Bonn. Die Bonner waren für mich als Österreicher Aliens! Und wir als Österreicher schimpfen gerne auf die Preußen, aber eigentlich nicht auf die Bayern.
Weil man eine ähnliche Kultur pflegt?
Schwarz: Klar. Sprachlich gesehen, sind das ja alles bajuwarische Dialekte. Was ich auch festgestellt habe, ist, dass es in der Musik viele Gemeinsamkeiten gibt. Wir haben in meiner Jugend zwar Austro-Pop-Hits gehört, aber für uns waren auch die bayerischen Liedermacher und Bands relevant. Im Fernsehen war es freilich so: Wir konnten in Österreich das Bayerische Fernsehen nicht sehen, die Bayern lange Zeit schon den ORF.
Wie ist es mit den Vorurteilen gegenüber Österreich bei Ihnen, Herr Bezzel?
Bezzel: Bei mir war es weniger ein Vorurteil. Mich haben die Österreicher immer genervt, weil die, als ich noch ein Bub war, die meisten Skirennen gewonnen haben. Damals waren mir Skirennen noch sehr wichtig. Inzwischen bin ich da gelassen. Diese Klischees sind übrigens ganz griffig, aber eigentlich ein totaler Schmarrn. Denn man kann sagen: Auch wenn so viele Österreicher Skirennen gewinnen, ist nicht jeder Österreicher ein hervorragender Skifahrer. Und übrigens ist auch nicht jeder Österreicher rechtsradikal oder korrupt.
Schwarz: Mit der Bemerkung wäre ich vorsichtig.
Bezzel: Also gut. Ich bin mit Herz und Seele Europäer, aber die Grenzen innerhalb Europas waren ja verschwunden und sind uns erst durch Corona wieder vor Augen geführt worden.
Wie ist es eigentlich zur Sendung „Bezzel & Schwarz - Die Grenzgänger“ gekommen, wo Sie bereits in der dritten Staffel auf Suche nach Kuriositäten gehen?
Bezzel: Die Idee dazu hatte unser Produzent Torsten Berg. Der wiederum ist mit der befreundeten Kollegin Lisa Maria Potthoff verheiratet, die wir aus den Eberhofer-Filmen gut kennen. Bei privaten Treffen hatte er die Idee, ob er Simon und mich auf Reise schicken soll. Die erste Staffel lief gut, dann kam Corona. Das hatte zur Folge, dass wir in Staffel zwei vor einem Jahr in zwei Wohnwagen unterwegs waren. Wir mussten leider zwei nehmen, weil das aufgrund der Corona-Vorschriften und mangels Testmöglichkeiten damals nicht anders ging. Dieses Jahr haben wir es auf einen Wohnwagen reduziert. Das ist auch gut so, denn was müssen zwei Typen in zwei Wohnwagen durch die Gegend kurven?
Schwarz: Sebastian und ich kennen uns ja schon länger, haben uns auch schon vor den Eberhofer-Filmen gekannt. Und wir zwei haben durch die Grenzgänger aber noch einmal einen anderen Umgang gelernt und uns weiterentwickelt. Wir gehen heute im Vergleich zur ersten Staffel auch viel lockerer mit den Leuten um. Und mit uns entwickelt sich eben auch das Format mit.
Worauf stoßen Sie als „Grenzgänger“ diesmal?
Schwarz: Mal ganz grundsätzlich gesagt: auf Menschen. So wie es immer war. Diesmal allerdings durften wir erstmals selbst mitentscheiden, mit welchen Menschen wir uns treffen. Wir wollen Leute treffen, die wir aufgrund ihrer Biografie, ihres Tuns als interessant empfinden. Wir wollen sie ihre Geschichten erzählen lassen.
Bezzel: Ja, unsere Protagonisten müssen unser Interesse wecken.
Haben Sie da eine Lieblingsgeschichte?
Schwarz (lacht): Nein. Es wäre natürlich sensationell, wenn wir mal eine Leiche im Keller finden würden. Aber das ist uns bisher nicht gelungen.
Bezzel: Wir haben auch noch niemandem ein Geständnis entlockt oder gar Teile des Bernsteinzimmers gefunden. Spaß beiseite. Das ist eine Reise, und das Schöne ist die Summe der Eindrücke aus den Begegnungen
.
Es heißt, Sie und Bezzel seien Freunde. Das ist selten in der Branche oder?
Schwarz: Nein, das ist gar nicht so ungewöhnlich. Ich glaube aber, dass in der Gesellschaft eher die Egomanen unter den Schauspielern auffallen. Deswegen kann man in der Öffentlichkeit vielleicht den Eindruck gewinnen, Schauspieler seien sehr eitel und egoistisch. Diese Egoisten mögen nicht darauf bedacht sein, Freundschaften zu schließen. Ich lege mich aber fest: Die Mehrheit in der Filmbranche ist durchaus an Freundschaften und einem guten Miteinander interessiert.
Bezzel: Ich glaube auch, dass das wie in jedem anderen Beruf auch ist. Allerdings findet unserer oft auch in der Öffentlichkeit statt. Und da generieren Geschichten von Leuten, die sich gegenseitig fetzen, mehr Aufmerksamkeit als ganz normale Beziehungen. Bei uns Schauspielern ist es nicht anders als in einem Lehrerkollegium, da mögen sich auch die einen mehr, die anderen weniger. Simon und ich haben uns einfach von Anfang an gut vertragen. Und unser Verhältnis wurde von Film zu Film intensiver.
Was schätzen Sie gegenseitig aneinander am meisten?
Bezzel: Ich schätze an Simon seinen Humor und seine Sicht der Dinge, die meiner sehr ähnlich ist. Außerdem ist er ein wahnsinnig guter, beruhigender Autofahrer!
Schwarz: Also ich mag das am Sebastian auch sehr. Vor allem aber mag ich, dass wir beide voneinander nichts erwarten und vielleicht gerade dadurch viel bekommen.
Wann steht der nächste Eberhofer-Krimi an?
Bezzel (lacht): Ich kann gerade nicht antworten, ich weine vor Rührung aufgrund der letzten Antwort.
Schwarz: Dann übernehme das ich: Der nächste Eberhofer wird im Herbst gedreht.
Bezzel: Einer, das "Kaiserschmarrn-Drama", ist abgedreht, aber noch nicht gestartet. Er kommt wohl im August ins Kino. Den nächsten Eberhofer-Krimi drehen wir dann tatsächlich im Herbst.
Sauerkraut oder Leberkäs, Kaiserschmarrn oder Dampfnudel - was können Sie am wenigsten leiden?
Bezzel: Mag ich alles gerne. Bei übermäßigem Genuss kann man jedoch all diese Spezialitäten auch sehr schnell leid werden.
Schwarz: Am liebsten entscheide ich mich für Sauerkraut. Aber all das hat, in Maßen genossen, seine Berechtigung.
Infos zur Sendung: Ein Bayer und ein Österreicher machen sich im Wohnmobil auf die Reise zu verschiedenen Orten des Freistaats. Für "Die Grenzgänger" schickt der BR die Schauspieler Sebastian Bezzel und Simon Schwarz bereits zum dritten Mal auf Entdeckungstour in alle vier Himmelsrichtungen – zu Menschen, die in ihrem Leben selbst zu Grenzgängern geworden sind.
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