Mit den "gelben Taxifliegern" ins Allgäu?
Der ehemalige Militärflughafen Memmingerberg soll schon in naher Zukunft optimale Bedingungen für den zivilen Luftverkehr bieten. Wie der Geschäftsführer der air+park allgäu, Ralf Schmid, gestern gegenüber unserer Zeitung sagte, sollen im Winter 2006/2007 die ersten Charterflieger in Memmingerberg landen, im Frühjahr 2007 dann der "klassische Ferienverkehr" starten.
Von unserem Redaktionsmitglied Jörg Sigmund, Memmingerberg/Augsburg
Schmid rechnet damit, dass Mitte des kommenden Jahres das dringend notwendige Instrumentenlandesystem installiert ist. Bisher wird in Memmingerberg "auf Sicht geflogen", was vor allem bei schlechtem Wetter problematisch ist. Außerdem laufe die Planung für den Ausbau des einstigen Tornado-Hangars zu einem Terminal, in dem jährlich 350 000 Passagiere abgefertigt werden können. Schmid zeigte sich optimistisch, mit Memmingerberg in eine Lücke stoßen zu. Der Flughafen Innsbruck könne an Samstagen bereits keine zusätzlichen Flüge mehr aufnehmen, in Friedrichshafen gebe es Kapazitätsengpässe und der Münchner Airport sei "an zehn Stunden pro Tag dicht". Interesse am Allgäuer Standort habe inzwischen die Fluggesellschaft Hapag-Lloyd-Express ("Die gelben Taxiflieger"). Das Unternehmen sehe vor allem die Nähe zu Augsburg und Ulm wie auch die "hohe touristische Attraktivität" als Pluspunkte für Memmingerberg. Schmid schließt deshalb nicht mehr aus, dass neben Geschäfts- und Charterflügen in Zukunft auch Linienverkehr angeboten werden kann.
Der Oberallgäuer Landrat und Vorsitzende der Allgäu-Initiative, Gebhard Kaiser, bezeichnet Memmingerberg schon heute als "Flughafen für die gesamte Region. Die Ressourcen sind da und wir ein gutes Stück weiter." Für die erforderlichen Investitionen in Höhe von rund 19 Millionen Euro sollen die Wirtschaft sechs und die Kommunen zwei Millionen Euro beisteuern. An staatlichen Fördermitteln erwartet er rund acht Millionen Euro. Kaiser: "Jetzt ist die Solidarität des Allgäus gefragt." Der neue bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber betonte gestern auf Anfrage, der Flughafen sei eine Chance für den gesamten schwäbischen Raum. Sobald alle Unterlagen vorliegen, soll über eine Förderung gesprochen werden.
Schwabens CSU-Chef Markus Ferber nennt 2006 als "entscheidendes Jahr für den Allgäu-Airport". Die "großen Ankündigungen" müssten nun in die Tat umgesetzt werden. Ferber sieht aber auch eine Perspektive für den Flughafen in Augsburg, der verstärkt auf den Geschäftsverkehr setzen müsse.
Augsburgs Oberbürgermeister Paul Wengert (SPD) blieb gestern bei seiner Meinung, dass es in Schwaben zu Lagerlechfeld keine ernsthafte Alternative gebe. Für den Wirtschaftsraum Augsburg sei Memmingerberg "nicht attraktiv genug, da München schneller zu erreichen ist". Für den Flughafen in Augsburg kündigte Wengert einen "Masterplan" an. Vor allem der Geschäftsverkehr müsse weiterentwickelt werden. Der Freistaat hat für den Ausbau bereits eine Förderung von 12,3 Millionen Euro zugesagt.
Auch Schwabens SPD-Vorsitzender Harald Güller erwartet von Memmingerberg "keine Ausstrahlung bis Augsburg". Er sieht in dem Airport jedoch durchaus eine "Chance für das Allgäu".
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