Neue Sex-Vorwürfe gegen die Hundeschule
Die bayerischen Polizeihundeschule im oberpfälzischen Herzogau kommt nicht aus den Schlagzeilen: In einem zweiten anonymen Schreiben sind neue Sex-Vorwürfe gegen einen Diensthundeführer aufgetaucht. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen wieder aufgenommen.
Von Uli Bachmeier
München - Die Nachricht von neuen, wiederum anonymen Sex-Vorwürfen gegen einen Diensthundeführer platzte mitten in die Debatte des Landtags über die Vorgänge in der bayerischen Polizeihundeschule im oberpfälzischen Herzogau.
Der SPD-Innenpolitiker Stefan Schuster erfuhr erst während seiner Rede von den neuen Ermittlungen der Regensburger Staatsanwaltschaft. Innenminister Joachim Herrmann gab in seiner Antwort schon erste Ermittlungsergebnisse bekannt: Die ersten drei Zeuginnen, die bisher vernommen wurden, hätten den Vorwurf sexueller Nötigung gegen den Diensthundeführer nicht bestätigt. Sie hätten sich "eher positiv" über den Polizisten geäußert. Nach Angaben des Innenministeriums handelt es sich um einen Beamten, der nicht fest als Ausbilder in Herzogau stationiert ist.
Im Zusammenhang mit angeblichen Alkoholexzessen, entwürdigenden Aufnahme-Riten, sexuellen Anzüglichkeiten und rechtsextremistischen Sprüchen, die in einem ersten anonymen Schreiben angeprangert wurden, sicherte Herrmann der Opposition zu: "Jeder Hinweis auf Fehlverhalten wird sorgfältig geprüft und aufgeklärt." Gleichzeitig betonte er mit Blick auf die anonymen Briefeschreiber aber auch: "Wir werden es nicht zulassen, dass der hervorragende Ruf der bayerischen Polizei in Mitleidenschaft gezogen wird."
Die SPD gab sich damit fürs erste zufrieden. Landtagsvizepräsident Peter Paul Gantzer (SPD) sagte: "Die Vorfälle in Herzogau sind nicht symptomatisch für die bayerische Polizei."
Die Grünen dagegen ließen nicht locker. "Das Problem ist nicht ein anonymes Schreiben, das Problem sind die Zustände", sagte die innenpolitische Sprecherin Christine Kamm (Augsburg) und fügte hinzu: "Verharmlosung und Beschwichtigung sind hier fehl am Platz." Ihre Kollegin Christine Stahl fragte nach den Grundwerten bei der Polizei: "Was ist das für eine Mentalität, die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte nichts daran finden lassen, auf allen Vieren zu laufen?"
Wie berichtet, hatten es Teilnehmer als "Mordsgaudi" bezeichnet, wenn bei "Erstlingshundeführertaufen" junge Beamte an der Leine geführt wurden, Hundefutter essen oder unappetitliche Flüssigkeiten trinken mussten. Den Antrag der Grünen, die Hundeschule zu schließen und die Ausbildung neu zu organisieren lehnten CSU und SPD ab.
Die Diskussion ist geschlossen.