Seehofer übernimmt VdK-Vorsitz
Ein Abschied von der Politik sei diese Entscheidung nicht, sagt Horst Seehofer: "Ich bin weiter politisch tätig." Der Ingolstädter, der für "Sozialpolitik mit Maß und Menschlichkeit" steht, hat sich aber dafür entschieden, künftig zweigleisig zu arbeiten: für seine Partei, die CSU, und für Deutschlands größten Sozialverband, den VdK, zu dessen bayerischem Landesvorsitzenden er am 23. April in Nürnberg gewählt werden soll.
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Bomhard, München/Ingolstadt
Vor einigen Monaten hat sich Horst Seehofer (55) mit Walter Hirrlinger (78), dem Bundesvorsitzenden des VdK, getroffen. Das war noch vor dem Unionskonflikt um die Gesundheitspolitik, die in seinem Rücktritt als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU gipfelte. Hirrlinger, der 2006 abtreten will und auf der Suche nach einem Nachfolger mit entsprechendem Einfluss war, sagte: "Mensch, das wäre doch was für Sie." Seehofer reagierte mit Zurückhaltung, denn sein politisches Hauptziel war und ist ein Regierungswechsel in Berlin - damals noch mit ihm als voraussichtlichem Gesundheitsminister.
Wie er gestern in Interviews berichtete, kann er nun nach den parteiinternen Auseinandersetzungen nicht mehr automatisch mit einem Ministeramt rechnen - egal, ob Angela Merkel (CDU) oder Edmund Stoiber (CSU) ins Kanzleramt einziehen sollte. So gewann die Alternative "VdK" erneut an Fahrt. Die Bayern, größter Landesverband in dem Sozialverband, wollten ihn für den seit Herbst verwaisten Posten des Landesvorsitzenden gewinnen. VdK-Mitglied (seit 25 Jahren) Seehofer erbat sich Bedenkzeit. Gestern sagte er "Ja" und der VdK Bayern erwiderte, er "freut sich auf Horst Seehofer".
490000 Mitglieder zählt die Organisation in Bayern. Mit diesem Potenzial im Rücken und einer gehörigen Portion "Herzblut" will der frühere Minister für die älteren Menschen kämpfen, ohne jedoch einen Generationenkonflikt heraufzubeschwören. Für ihn sei das neue Amt die "Fortsetzung dessen, was ich mein ganzes Leben gemacht habe". Er bekräftigte nochmals, "ein strikter Gegner des neoliberalen Kurses in der Sozialpolitik" zu sein. Der VdK will mit ihm an der Spitze für die Beibehaltung eines Sozialstaates kämpfen, "der diesen Namen noch verdient".
CSU-Generalsekretär Söder begrüßte die Entscheidung des in jüngster Zeit wegen seiner Alleingänge umstrittenen Parteifreundes: "Das ist gut für den VdK und für die CSU", sagte er. Auch mit dessen Amt als stellvertretender CSU-Chef sei das neue Engagement vereinbar. Ob das auch noch gilt, falls Seehofer die Nachfolge von Walter Hirrlinger auf Bundesebene antreten sollte, blieb gestern offen. Doch diese Frage stellt sich für den 55-Jährigen vorerst nicht: "Das Thema ist auf meinen Wunsch hin bei allen Gesprächen ausgeklammert worden", sagte Seehofer. Vor der Bundestagswahl 2006 passiere da sicher nichts.
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