Stoiber vor CSU-Wahlanalyse am Montag: "Ich bin mit mir im Reinen"
München (dpa/lby) - Ungeachtet aller parteiinternen Kritik an Edmund Stoibers Rückzug aus Berlin hat sich der CSU-Chef zufrieden über seine Entscheidung geäußert. "Ich bin mit mir im Reinen", sagte Stoiber am Samstag. Die CSU will an diesem Montag auf einer Vorstandssitzung den Ausgang der Bundestagswahl und die künftige Strategie diskutieren. CSU-Generalsekretär Markus Söder kündigte bereits an, dass es in Zukunft keine Koalitionswahlkämpfe mehr geben solle und sich die CSU künftig patriotischer präsentieren wolle.
Stoiber sagte, er habe noch viel für Bayern vor. Ob er 2008 noch einmal für das Amt des Ministerpräsidenten kandidiere, ließ er offen: "Darüber sprechen wir, wenn es an der Zeit ist." Dagegen bekräftigte Söder gegenüber der Tageszeitung "Die Welt": "Ich gehe davon aus, dass Edmund Stoiber 2008 wieder antritt."
An der Vorstandssitzung am Montag nimmt auch der Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter teil. Die Vorstandsmitglieder wollen unter Leitung von Stoiber laut CSU-Angaben diskutieren, "wie wirtschaftliche Stärke und sozialer Zusammenhalt im 21. Jahrhundert unter den Bedingungen der Globalisierung gesichert werden können". Weiteres Thema sind die Ergebnisse des EU- Finanzgipfels in Brüssel und ihre Konsequenzen für Bayern. So sollen die bayerischen Grenzgebiete weniger EU-Strukturhilfen erhalten als bisher geplant.
Anfang November hatte Stoiber einen Rückzieher aus dem angestrebten schwarz-roten Kabinett unter Angela Merkel (CDU) gemacht. Als Grund hatte er angegeben, Franz Müntefering trete nicht mehr als SPD-Chef in die Bundesregierung ein. Stoibers Entscheidung sorgte für Verärgerung in München und Berlin. In Bayern hatten Staatskanzleichef Erwin Huber und Innenminister Günther Beckstein (beide CSU) bereits das Rennen um Stoibers Nachfolge eröffnet.
Dass die CSU in Bayern weniger als 50 Prozent erreicht hat, hat nach Einschätzung Söders auch an der Koalitionsaussage für die FDP gelegen. "Mit einer solchen Aussage werden wir nicht mehr in eine Wahl gehen. Die Menschen haben unseren Wahlkampf teilweise nur noch als schwarz-gelbes Gemeinschaftsprojekt gesehen und deswegen auch sehr stark Erst- und Zweitstimmen geteilt. Künftig gibt es nur noch CSU pur", sagte Söder.
Stoiber kündigte in dem Zeitungsinterview an, er wolle sich 2006 mehr Zeit für die Familie nehmen. "Seit Frühjahr habe ich mit meiner Frau praktisch keinen Tag zum Ausspannen mehr gehabt - das war einfach nicht drin, wenn man eine so preußische Dienstauffassung hat wie ich und alles hundertprozentig machen will. Etwas Urlaub wollen wir im nächsten Jahr nachholen", sagte Stoiber.
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