Hohn und Spott für die Politiker
Viel Spott mussten Bayerns Politiker bei der Fastnacht in Franken in Veitshöchheim über sich ergehen lassen. Die meisten nahmen's mit Humor und kamen selbst verkleidet.
Durch den Kakao gezogen wurde die Polit-Prominenz wie eh und je - dennoch zeigten sich die Narren beim zweiten Auftritt von Horst Seehofer (CSU) in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim am Freitagabend auch versöhnlich.
Zwischen den teils derben Frotzeleien wurde die geschundene Politikerseele des bayerischen Ministerpräsidenten ab und an sogar mit Schmeicheleien verwöhnt. So gratulierte etwa Sitzungspräsident Bernd Händel dem Regierungschef zu Beginn der dreieinhalbstündigen Sendung "Fastnacht in Franken" am Freitagabend zum "Einjährigen":
"Sie werden es nicht glauben - es ist heuer derselbe wie letztes Jahr", witzelte der gebürtige Nürnberger. Seehofer zeige gar erste Anzeichen von Konstanz, schließlich wechsle der Ministerpräsident im Freistaat normalerweise jährlich.
Der Willkommensfriede hielt bei der 23. TV-Ausgabe der Prunksitzung des Fastnacht-Verbandes Franken allerdings nicht lange. Nachdem Stimmenimitator Händel Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur "Mutti der Nation" erhob, rechneten die fränkelnden Büttenredner und Kabarettisten mit weiteren Politikern ab.
"Er war der allerletzte, der einen Quelle-Katalog finanziert hat, weil er wusste, dass die nach der Pleite als Sammlerstück mehr wert sein werden als der Spaß gekostet hat", scherzte der Nürnberger Oliver Tissot. Seehofer war übrigens wie bereits im vergangenen Jahr kostümlos nur im Smoking erschienen - schwarz mit roter Fliege. "Das eine bin ich selbst, und das andere braucht Unterstützung."
CSU-Gesundheitsminister Markus Söder schoss in diesem Jahr als Gandalf der Weise aus "Herr der Ringe" den Vogel ab. Damit übertrumpfte er auch Seehofers Amtsvorgänger Günther Beckstein (CSU), der in den Vorjahren verlässlich mit der originellsten Verkleidung des Abends aufwartete. Er kam als Martin Luther mit Ehefrau "Käthe".
Frenetisch gefeiert wurde das Comedy-Duo Martin Rassau und Volker Heißmann, das zunächst nicht wie sonst als schrulliges Witwenpaar "Waltraud und Mariechen", sondern als Polizisten über die Bühne marschierte.
Von "ihrem Chef" - Innenminister Joachim Herrmann (CSU) - verlangten die Fürther Ordnungshüter eine Lohnerhöhung; Söder erklärten sie zum Sieger im "Gehirnfasten 2009". SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher, der als Star-Trek-Figur erschien, musste sich bei seiner Premiere in Veitshöchheim gar den Titel "Rinderwahnsinnspacher" gefallen lassen.
Überhaupt ließen die scharfzüngigen Büttenredner kein gutes Haar an den Sozialdemokraten. Krankenschwester Gerlinde Heßler aus Karlstadt diagnostizierte bei der SPD nach etlichen Wahlschlappen Schwindsucht. "Die bräuchten eine Wiederbelebung", feixte die Unterfränkin, auch wenn die Medizin hier an ihre Grenzen stoße.
"Wie will man auch einem Patienten auf die Beine helfen, wenn der Kopf fehlt!" Die FDP titulierte die lästernde Karnevalistin als "unnützer Wurmfortsatz" und "Blinddarm der CSU", ohne den man ja bekanntlich problemlos leben könne.
Die Sendung "Fastnacht in Franken" wird am 6. Februar, um 20.15 Uhr und am 16.Februar um 12.05 Uhr im Bayerischen Fernsehen wiederholt. (lb)
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