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Kampf gegen Gentechnik: Bienen finden in München Asyl

Kampf gegen Gentechnik

Bienen finden in München Asyl

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    Imker Bablok hat seine Bienen nach München umgesiedelt.
    Imker Bablok hat seine Bienen nach München umgesiedelt.

    Es ist Nachmittag und Karl Heinz Bablok (52) vermisst sie bereits, seine Bienen. Dabei sind nicht einmal zwölf Stunden vergangen, seit ein Lastwagen bei ihm zu Hause in Kaisheim (Kreis Donau-Ries) vorfuhr und die Bienenkästen aufgeladen hat. Seit mehr als einem Jahrzehnt betreibt Bablok die Imkerei als Hobby. "Ich möchte nie mehr ohne Bienen sein", sagt er.

    Nun musste sich Karl Heinz Bablok dennoch schweren Herzens von seinen Tieren trennen - zumindest für die nächsten Wochen. Gestern wurden seine Bienen nach München umgesiedelt.

    In der Landeshauptstadt bekommen sie so lange Asyl, bis der gentechnisch veränderte Mais auf dem staatlichen Versuchsfeld in Babloks Heimatgemeinde Kaisheim verblüht ist. Das Problem ist nämlich: Enthält der Honig seiner Bienen nur kleinste Spuren dieser gentechnisch veränderten Maispollen, darf er ihn nicht mehr verkaufen. Das hat das Augsburger Verwaltungsgericht im Mai so entschieden. "Und meine Bienen halten sich nun mal nicht an irgendwelche Sicherheitsabstände", sagt Bablok. Er ist nicht der einzige Kaisheimer Imker, der seine Bienen in München unterbringt. Zwei Kollegen sitzen mit im Boot. Kaisheim sei jetzt "weitgehend bienenfrei".

    Medienwirksamen Aktion

    Die mehr als zwei Millionen Bienen aus Kaisheim werden nun von Münchner Imkern betreut. Einige der Bienenkästen wurden gestern Vormittag in einer medienwirksamen Aktion in Sichtweite des Landtags und direkt vor der Staatskanzlei abgestellt. Mit ihren weißen Schutzanzügen wirkten die Imker im Betrieb der Großstadt wie Außerirdische. Beobachtet wurden sie bei ihrer Arbeit von Fotografen, Kameraleuten und einigen Abgeordneten. "Bedauerlich ist nur, dass von der CSU niemand dabei war", sagt Thomas Radetzky, der Sprecher des Bündnisses zum Schutz der Bienen vor Agro-Gentechnik.

    Den Imkern geht es um weit mehr, als um das weniger als einen Hektar große Versuchsfeld in Kaisheim, auf dem Genmais der Sorte Mon 810 angebaut wird. Sie wünschen sich auch nicht, dass das Verkaufsverbot für Honig mit Gentechnik-Spuren aufgehoben wird. Die Bienenzüchter wollen vielmehr, dass die Gentechnik generell verbannt wird aus der Landwirtschaft. "Das ist die einzige angemessene Lösung", sagt Imkermeister Radetzky, der sich bei seiner Arbeit auch an den anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners orientiert. Radetzky sieht die Menschen hinter sich: "70 bis 80 Prozent wollen keine gentechnisch veränderten Lebensmittel, das zeigen Umfragen."

    Radetzky zeichnet ein dunkles Bild von dem, was auf die Verbraucher zukommen könnte. Er fürchtet, dass künftig auch das veränderte Genmaterial von Pflanzen, die Arznei-Wirkstoffe produzieren, in den Honig gelangen könnte. Noch freilich ist das eine düstere Zukunftsvision. Ludwig Wörner, der für die SPD im Landtag sitzt, klingt optimistischer. Er hofft auf eine CSU-Schlappe bei der Landtagswahl im Herbst - sowie darauf, dass die CSU dann ihre Lehren zieht und auf Freilandversuche mit Genpflanzen verzichtet. "Ich wette, dass es das Feld in Kaisheim im nächsten Jahr nicht mehr gibt." Der Gentechnik-Sprecher der CSU-Fraktion, Christian Meißner, sieht das nicht so. Freilandversuche müsse es auch in Zukunft in Bayern geben, meint er.

    Indes macht sich das Kreisverwaltungsreferat Sorgen um die Gesundheit der Bienen, die in München weilen. Die Bienenkästen vor dem Landtag und der Staatskanzlei durften nur einen Tag dort bleiben und kommen jetzt zu den anderen Kästen, die nicht direkt in der Innenstadt stehen. Begründung: Die Feinstaub-Belastung sei zu hoch.

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