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  3. Leverkusen: Nie mehr „Vizekusen“: Ein Besuch in der Bayer-Stadt

Leverkusen
14.04.2024

Nie mehr „Vizekusen“: Ein Besuch in der Bayer-Stadt

Wird Bayer 04 Leverkusen am Wochenende Deutscher Meister? Fan Hans-Peter, 63, läuft immer so herum: Trainingsjacke, Schal, Hut.
Foto: Andreas Bretz

Leverkusen ist die Stadt des Bayer-Konzerns und der Wortspiele. Und von Bayer 04 Leverkusen. Die Werkself, die nun erstmals deutscher Fußballmeister werden kann.

Im Schaukasten am Rande der Fußgängerzone wirbt der Fanshop für ein Sondertrikot. Die Preise erscheinen angesichts der Marktverhältnisse bescheiden: Kindergrößen kosten 45 Euro, Erwachsene zahlen 60 Euro. Dafür beträgt die Lieferzeit bis zu vier Monate, und es gibt die Trikots nur ohne Rückennummern, "um die Unterscheidbarkeit zu den Mannschaftstrikots zu gewährleisten", wie es heißt. Darüber steht: "Im Herzen Schwarz-Gelb". Wie bitte? Sind das nicht die Farben von Borussia Dortmund? Und das ausgerechnet hier, in Leverkusen? In der Stadt also, die sich möglicherweise bereits an diesem Wochenende über den Gewinn der Fußballmeisterschaft freuen kann?

Bayer 04 Leverkusen könnte die Meisterschale holen, zum ersten Mal. Und zwar am Sonntag, aus eigener Kraft, im eigenen Stadion. Leverkusen wäre "eine Stadt, ganz in Schwarz und Rot", den Vereinsfarben, schwärmt man im Rathaus. Vor dem hat der Oberbürgermeister Bayer-04-Fahnen hissen lassen.

Bayer-Trainer Xabi Alonso kann auf eine sensationelle Saison zurückblicken

Und dann das: Schwarz-Gelb! Nun, es sind auch die Farben des SV Schlebusch 1923 e.V. Schlebusch, das ist einer von vier Ursprungsteilen Leverkusens, und an diesem Mittwoch ist Markttag. Das Ordnungsamt verteilt Knöllchen, der Bäcker verkauft Brot, und ein Mann, der mitteilt, er interessiere sich überhaupt nicht für Fußball, isst ein Fischbrötchen. Im Café unterhalten sich zwei ältere Frauen über den hausärztlich verordneten Medikamentenplan. Die eine sagt: "Ich schlucke alles, was sie mir geben." Doch, das hier muss die Stadt unter dem Bayer-Kreuz sein, jenem mächtigen Konzern-Logo, das auch zu ihrem Symbol wurde.

Xabi Alonso und Bayer Leverkusen stehen vor der Meisterschaft.
Foto: Britta Pedersen, dpa

Sollte der Fußballlehrer Xabi Alonso nicht auf die Idee gekommen sein, seine Spieler in die Nachmittagsvorstellung des Kommunalen Kinos zu schicken, um den Film "Überflieger: Kleine Vögel – Großes Geklapper" zu verfolgen, dürfte er das Bayer-Team an diesem Tag auf das historische Ereignis, auf die Meisterschaft vorbereiten. Der frühere Bundestrainer Hansi Flick hypnotisierte seine Mannschaft während der WM ja einst mit einem Film über Graugänse, der unrühmliche Ausgang ist bekannt. 

Alonso wird Flicks Beispiel gewiss nicht folgen. Er kann auf eine sensationelle Saison zurückblicken: 42 Spiele lang sind die Leverkusener bislang ungeschlagen. Am Donnerstag erst bezwangen sie West Ham United mal wieder auf die spezielle Bayer-Art. Den Gegner müde spielen und dann kurz vor Schluss zuschlagen. Nach dem 2:0 stehen die Chancen gut, ins Halbfinale der Europa League einzuziehen. Im DFB-Pokalfinale steht das Team schon, ist haushoher Favorit gegen Kaiserslautern. So wie das Team mittlerweile gegen beinahe jede Mannschaft Favorit ist. Im Februar entledigte man sich des FC Bayern mit einem lässigen 3:0-Sieg. Mittlerweile erfreute Alonso die Fans mit der Aussage, er werde auch kommendes Jahr die Mannschaft trainieren. Dabei hätten sie ihn auch in München oder Liverpool ganz gerne verpflichtet. Hier wächst zusammen, was ja nun nicht ganz zwingend zusammengehört. Ein charismatischer Trainer von Weltrang und ein Verein, der lange als Pillenklub galt.

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Das ist die sportliche Seite. Doch was ist in Leverkusen los? Was ist das für eine Stadt? Für was steht sie? Was macht sie aus – und die Fußballmeisterschaft womöglich mit ihr? Und wo, um Himmels Willen, will die "Werkself" eigentlich feiern, schließlich hat die Stadt keinen "Meister-Balkon"? Alles Fragen, die den Rest der Republik gerade umtreiben.

Der FC Bayern München hat einen Rathausbalkon, auf dem es sich augenscheinlich ganz gut feiern lässt – Leverkusen nicht

In der Fußballgeschichte hat man als leidgeplagter Leverkusen-Fan allerhand Städte kennengelernt, Homburg, Cottbus oder Wolfsburg. Meister wurde zuletzt immer der FC Bayern München. Der hat die Alpen vor der Tür, eine schöne Altstadt und, natürlich auch das, einen Rathausbalkon, auf dem es sich augenscheinlich ganz gut feiern lässt. In Leverkusen-Schlebusch spielt die bevorstehende erste Meisterschaft der Werkself, vorsichtig formuliert, am Mittwoch keine Rolle. Wie das Pfannkuchenhaus an der Ecke für bayerische Spezialitäten wirbt und der Schaukasten für die schwarz-gelben Trikots des heimischen SV Schlebusch, Landesliga, zwölfter Platz, das wirkt fast schon provokant.

1930, kurzer Geschichtsexkurs, schloss sich Wiesdorf mit Steinbüchel, Rheindorf und eben Schlebusch zur Stadt Leverkusen zusammen, die 1975 deutlich erweitert wurde. Der Name der Stadt geht auf den Chemiker Carl Leverkus zurück, der ab 1860 eine Fabrik zur Herstellung von Ultramarinblau in Wiesdorf ansiedelte.

Und wo ist hier ein Balkon für die Meister-Feier? Das Rathaus von Leverkusen. Vor dem ließ der Oberbürgermeister bereits Bayer 04-Fahnen hissen.
Foto: Andreas Bretz

Aber zurück in die Gegenwart: Vor dem Fanshop von Bayer 04 in der Wiesdorfer Einkaufsstraße ist Hans-Peter, 63, mit seiner Schwester unterwegs. Er ist seit 37 Jahren Leverkusen-Fan und freut sich auf die Meisterschaft. Gerade allerdings, erzählt er, sei er angepflaumt worden. "Zieh das Ding aus", habe ein Mann gerufen, "das bringt Unglück!" Dabei läuft Hans-Peter immer so herum, wie seine Schwester versichert. Bayer-Trainingsjacke, Bayer-Schal, Bayer-Hut. Das muss wahre Liebe sein. Eine leidgeprüfte Liebe.

Fans wollen endlich den "Fluch von Vlotho" hinter sich lassen

Als das erste Unglück über Leverkusen hereinbrach, am 20. Mai 2000, stand Wilfried Schmickler auf einem Parkplatz in Vlotho und hörte im Radio, wie Michael Ballack ins eigene Tor schoss. Ein Punkt hätte Bayer damals zur Meisterschaft gereicht. Spätestens 2002 wurde die Mannschaft dann zu "Vizekusen". Der Kabarettist und Bayer-Fan Schmickler sagt am Telefon: "Ich habe alles erlebt mit diesem Verein." Schmickler lebt zwar in Köln, ist aber Leverkusener. Geboren und aufgewachsen. Sein Vater hat 40 Jahre bei Bayer gearbeitet und ihm das "Bayer-Gen" vererbt. Wenn man Schmickler nun also fragt, wie es sich anfühlt, bald Meister-Fan zu sein und den "Fluch von Vlotho" hinter sich zu lassen – da wird er durchaus etwas lauter: "Jetzt passen Sie mal auf: So lange die Schale nicht in der Vitrine steht, glaube ich gar nichts."

Und weiter geht's durch die Stadt, jetzt zur BayArena. Die Leverkusener gehen unbeirrt ihren Geschäften nach, als wäre nichts. Orhan Ekicioglu immerhin ist vorbereitet. Er lächelt wissend und öffnet die Türen zu seinem dunkelblauen Kleintransporter. Darin stapeln sich die Kisten Bier, vor allem Kölsch. Vor jedem Heimspiel kommen die Bayer-Fans zu ihm und, wenn die Mannschaft gewinnt, auch danach. Seit er das Stadionbüdchen führt, seit Oktober, hat Bayer nicht mehr verloren. "Glücksbringer" nennen ihn die Fans deswegen, erzählt er. 

Ins Stadion laufen sie vom Büdchen aus bloß fünf Minuten, einmal die Unterführung durch, gleich gegenüber von McDonald’s geht es rein. Von Fußball verstehe er nicht viel, sagt Ekicioglu, aber er hat sie lieb gewonnen, die Fans. Und die ihn. Er hat mittlerweile einen eigenen Kühlraum, nur um an Spieltagen pausenlos kaltes Bier zu haben. Mehr als 75 verschiedene Sorten hat er vorrätig. Als Leverkusener hat man wohl gern die Wahl.

"Dann bauen wir halt eine Tribüne", meint Bayer-Fan Wilfried Schmickler

Als der frühere Nationalspieler Julian Draxler mal gefragt wurde, was er an Wolfsburg so schätze, antwortete er: die Nähe zu Berlin. Leverkusen bietet Nähe zu Köln und Düsseldorf, die selbst Trainer Xabi Alonso schätzt. Er wohnt in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens, Düsseldorf, und wird dort gelegentlich beim Kaffeetrinken erspäht. Und Leverkusen? Zwischen zwei Metropolen am Rhein hat es sogar eine Stadt mit rund 169.000 Einwohnerinnen und Einwohnern schwer. Gewiss ist in Leverkusen nur der Spott. Vizekusen eben. Oder: Ob es denn zur Meisterschaft eine Glyphosat-Dusche gebe? Oder: Wo denn bitte gefeiert werden solle, das Rathaus habe ja nicht einmal einen Balkon? Das ist auch Wilfried Schmickler gefragt worden, er kann es nicht mehr hören. "Dann bauen wir halt eine Tribüne", meint er und fügt hinzu: An der Stadt habe er immer das Überschaubare geschätzt. Und die gute kulturelle Szene. "Das war eine sehr kreative Zeit in den 80er-, 90er-Jahren."

Leverkusen, das ist aber vor allem die Stadt von Bayer 04, des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer – und der gewagten Wortspiele. Ein paar Minuten vom Stadion entfernt liegt das Freizeitbad "CaLEVornia", gegenüber von Bayer-Tor 1 das Restaurant "Leckerkusen", das übrigens einen exzellenten Griechischen Salat serviert. Bayer-Mitarbeiter und -Fans sucht man dort vergeblich. Zum vornehmen Kasino der Bayer Gastronomie GmbH läuft man dann an Kirschblüten vorbei, die einen vergessen lassen, dass man sich in einem Chemiepark befindet. Auf der digitalen Infotafel wirbt das Kasino für einen Weinabend und das zugehörige Restaurant Löwe. Zwischendurch erscheint ein schwarz-rotes Bild, sonst deutet nichts auf eine besondere Nähe zwischen Bayer 04 und Bayer hin.

An diesem Wochenende, glaubt Fan Hans-Peter, könnte Leverkusen Kopf stehen

Jahrzehntelang profitierte die Werkself von dem erfolgreichen Weltkonzern. Mittlerweile könnte die angeschlagene Bayer AG, die sich mit dem höchst umstrittenen Pestizid Glyphosat herumplagt, ein Stück vom Glanz gebrauchen, den Alonsos Mannschaft verströmt. An diesem Wochenende, glaubt Fan Hans-Peter, könnte Leverkusen Kopf stehen. Glaubt auch Wilfried Schmickler. Als Bayer 04 Leverkusen im Jahr 1988 den Uefa-Pokal gewann, mit Rüdiger Vollborn im Tor und Erich Ribbeck auf der Trainerbank, da verfolgte er den kleinen Autokorso. "So was habe ich noch nicht gesehen", sagt er. Die Leute seien kopfschüttelnd dran vorbeigegangen. Diesmal werde alles besser.

Aus dem Rathaus hieß es allerdings bereits, dass es am Sonntag kein Public Viewing des Heimspiels geben werde. Stattdessen präsentierte das Stadtmarketing eine Seite mit Links zur lokalen Gastronomie – "eine nicht vollständige Auswahl von Kneipen, Bars oder Gasthäusern in der Stadt, in denen 'Rudelgucken' möglich ist". Und was ist nun mit dem fehlenden Balkon für die Meister-Feier? Oberbürgermeister Uwe Richrath ließ sich kürzlich so zitieren: Der Balkon sei nicht entscheidend. "Wenn wir das wirklich schaffen sollten, wird das nachhaltig in die Stadtgeschichte eingehen. Dann werden wir es gut knallen lassen, davon bin ich überzeugt." (mit time, wida)

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