Sudbury-Schule ohne Lehrplan und Noten bleibt geschlossen
Viele Jahre lang hatten die Betreiber der Schule am Ammersee für ihre Bildungsidee gekämpft. Das Urteil ist auch ein Rückschlag für andere freie Schulen in Bayern.
Jahrelang hatten sie gekämpft, gestritten bis hinauf zum Verwaltungsgerichtshof (VGH). Doch die private Sudbury-Schule in Ludenhausen (Kreis Landsberg) bleibt geschlossen. Der VGH hat die Revision des Schulträgers gegen die Schließung nicht zugelassen. Damit gilt weiter die Entscheidung der Regierung von Oberbayern: Sie hatte der Grund- und Mittelschule, an der es keinen festen Lehrplan und keine Noten gab, 2016 nach zwei Jahren Probebetrieb die Genehmigung entzogen - weil die Kinder dort nach Auffassung der behördlichen Sachverständigen nicht die Grundlagen dessen lernen, was der bayerische Lehrplan vorschreibt. Ein Gutachter des VGH teilte nun diese Ansicht. Das Schulgebäude in Reichling-Ludenhausen mieteten die Betreiberinnen und Betreiber weiter. Es hätte ja sein können, dass es doch noch weitergeht. Viele von ihnen sind Eltern, die sich im Verein Sudbury München e.V. zusammengeschlossen haben.
Das Urteil ist auch ein Dämpfer für alle Bildungsaktivistinnen und -aktivisten, die in Bayern Privatschulen mit einem ähnlich freien Konzept planen. Deren Aussichten auf eine Genehmigung dürften jetzt deutlich sinken. Im Kreis Augsburg etwa bemühte sich die private "Luana"-Schule zuletzt um eine Unterrichtserlaubnis.
Beim Sudbury-Team hält sich die Überraschung nach dem Urteil in Grenzen: "Alles andere wäre ein Wunder gewesen", sagt Gründungsmitglied Simone Kosog, die sich wie einige ihrer Mitstreiter fast 20 Jahre lang für eine eigene Schule engagiert hatte. "Wie so viele Menschen" habe sich offensichtlich auch die Richterin nicht vorstellen können, "dass eine andere Art zu lernen möglich ist". In anderen Ländern, vor allem in den USA, existieren rund 70 Schulen nach dem Sudbury-Konzept. Dort entscheidet jedes Kind selbst, was es lernen möchte. Die Stimme eines Kindes gilt genauso viel wie die eines Erwachsenen. Lernbegleiterinnen und -begleiter unterstützen die Schüler darin, ihren natürlichen Wissensdurst zu stillen. An der Schule in der Nähe des Ammersees hatten in den zwei Jahren ihres Bestehens rund 45 Kinder und Jugendliche gelernt. Sie wurden nach dem Aus auf andere Schulen verteilt.
Das Gebäude der Sudbury-Schule geht an die Gemeinde Reichling zurück
Gegen das Urteil können die Kläger innerhalb eines Monats Beschwerde einlegen. Die Gruppe um Simone Kosog will erst die schriftliche Begründung für die Entscheidung des Gerichts abwarten. "Aufgegeben haben wir aktuell noch nicht." Dennoch: Das Schulhaus in Ludenhausen geht Ende September an die Gemeinde Reichling zurück, die darin einen Kindergarten plant. Auf Facebook schrieben die Schulträger, sie hätten sich mittlerweile an der Schule getroffen, "um von diesem besonderen Ort Abschied zu nehmen und mit dem Ausräumen zu beginnen". Zumindest in Ludenhausen also ist die Ära Sudbury zu Ende.
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