Mit allen Sinnen
Hörgeschädigte lernen in einem speziellen Kindergarten in Dillingen, Geräusche zu unterscheiden und Buchstaben richtig zu artikulieren – und ganz normale Kinder zu sein. Doch Vorurteile bleiben
Jakob rennt durch den Raum, bewegt seine Arme auf und ab, als hätte er Flügel und ruft laut „Kikeriki“. Ein paar Meter weiter liegen Buchstaben auf dem Boden. Jakob greift sich ein H und klebt es an die Tafel. Auch die anderen Kinder schnappen sich Buchstaben und nach und nach entsteht das Wort Hahn – mit diesem Tier beschäftigen sich die Kinder an diesem Morgen im Sitzkreis. Eigentlich sieht es auf den ersten Blick aus, wie an einem ganz normalen Vormittag in einem ganz normalen Kindergarten. An den Wänden hängen bunte Blumenbilder, auf einem Regal steht ein Piratenschiff. Aber die fünf Kinder, die fleißig Buchstaben an die Tafel heften, sind nicht in einem regulären Kindergarten, sondern in die Dillinger Außenstelle der schulvorbereitende Einrichtung (SVE) des Förderzentrums Augsburg.
Das Förderzentrum ist eine gemeinsame Einrichtung des Bezirks Schwaben und der Regens-Wagner-Stiftung Dillingen. Die Kinder, die in diesen speziellen Kindergarten kommen, sind hörgeschädigt – wie der vierjährige Jakob, der unter einem Gendefekt leidet. „Er kam mit einem einseitigen Hörschaden auf die Welt“, erzählt seine Mutter Cordula Stadtmüller. Als Jakob ein Jahr alt war, hörte er auch auf dem anderen Ohr immer schlechter. Mit drei Jahren hörte er so gut wie nichts mehr. Die damalige Kindergärtnerin sagte den Eltern, der Junge würde in einem Regelkindergarten untergehen. Über die Beratungsstelle in Augsburg kam die Familie schließlich in die Dillinger Einrichtung in der Prälat-Hummel-Straße, in die Kinder aus ganz Nordschwaben kommen. Eine Stunde sitzt der Junge jeden Tag im Bus – er wird von Zuhause in Möttingen im Landkreis Donau-Ries abgeholt und wieder zurück gefahren. Die Eltern bezahlen nichts.
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