Hitzige Stimmung bei frostigen Temperaturen
Bei Begehung in Günzburg prallen die unterschiedlichen Ansichten von Stadt und Bahn gegeneinander
Von Georg Schalk
Günzburg Vor wenigen Tagen haben Vertreter der Deutschen Bahn, der Stadt und der Polizeiinspektion Günzburg die acht Bahnübergänge in der Großen Kreisstadt begutachtet. Anlass waren die beiden Unfälle an den Bahnübergängen Ulmer Straße mit zwei toten Schülerinnen und am Schützenheim im Stadtteil Wasserburg mit einer verletzten Autofahrerin. Die Stimmung war nach übereinstimmenden Aussagen von Teilnehmern angespannt bis hitzig. „Oberbürgermeister Jauernig ist mit den Bahnvertretern ein paar Mal aneinandergeraten. Das Ganze wäre fast eskaliert“, berichtet ein Teilnehmer. Während Stadt und Polizei eine Verbesserung der Sicherungseinrichtungen fordern, sollen die Bahnleute argumentiert haben: „Könnte jeder kommen“, „geht nicht“ und „zu teuer“. Das wiederum brachte den Rathauschef in Rage. An der Begehung nahmen neben OB Jauernig Mitglieder des Stadtbauamtes, Stadtbaumeister Georg Dietze, mehrere Stadträte, Ernst Maguhn und Dieter Blösch von der Polizei Günzburg sowie acht (!) Vertreter der Bahn teil. Dreieinhalb Stunden lang wurden die acht Bahnübergänge in Günzburg unter die Lupe genommen. Dabei erfuhren die Teilnehmer aus der Kreisstadt, dass die Übergänge bei der Bahn nicht in einer Hand liegen, sondern verschiedene Abteilungen für sie zuständig sind.
Breiten Raum nahm der Übergang Ulmer Straße ein, wo am 27. Dezember zwei 15-jährige Mädchen von einem Regionalzug erfasst und getötet wurden. Aus Sicht von Stadt und Polizei muss der Geh- und Radweg, der über die Gleise führt und an dem das Unglück passierte, ebenfalls mit einer Schranke versehen werden. Die Bahn blockte zunächst ab. Damit würde ein Präzedenzfall in Bayern geschaffen. Außerdem müsste, um hier eine zusätzliche Schranke zu installieren, der komplette Bahnübergang umgestaltet werden, was etwa 800000 Euro koste, wurde argumentiert. „Es muss doch im 21. Jahrhundert möglich sein, eine vorhandene Bahnschrankenanlage um eine weitere Schranke zu ergänzen und mit ihr zu kombinieren“, sagte Oberbürgermeister Jauernig. Es kam zu heftigen Wortgefechten, wird berichtet. Letztlich sicherte die Delegation der Bahn eine Überprüfung zu. Das gilt auch für das Rotlicht am Andreaskreuz kurz vor dem Fußgängerübergang stadtauswärts, das sich nach Meinung von Stadt und Polizei zu weit oben befindet und deshalb leicht übersehen werden könnte. Beim Übergang an der Ortsstraße in Wasserburg sollten Züge „auf Sicht fahren“, also nur noch mit Schrittgeschwindigkeit, schlug die Stadt vor. Das sei kurzfristig umsetzbar. Die Bahn lehnte dies erst einmal ab, weil sonst der Fahrplan nicht mehr eingehalten werden könne. Sie werde den Vorstoß dennoch prüfen. Weiteres Thema war der Rückschnitt von Hecken an Übergängen. Wo sie zuständig ist, will das die Stadt erledigen, wo nicht, auf die betroffenen Grundstücksbesitzer zugehen.
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