Nur jeder 45. im Landkreis bezieht Hartz IV
Arbeitsagentur und Landkreis sind mit der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zufrieden. Mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Landkreis Gut 100 Tage ist es jetzt her, dass der Landkreis Günzburg der Agentur für Arbeit Donauwörth zugeschlagen wurde. Nicht allzu begeistert sei man darüber gewesen, meinte Landrat Hubert Hafner. Der Kreis Günzburg fühle sich doch eher dem Wirtschaftsraum Neu-Ulm und dem Unterallgäu zugehörig. Dennoch, so Hafner jetzt, habe die Umstellung von Memmingen zu Donauwörth gut geklappt. „Der Normalbürger hat nichts gespürt.“
Das sieht auch Hans-Carol Roth so. Er ist der operative Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Donauwörth. Gemeinsam mit Landrat Hafner und dem Leiter des Jobcenters in Günzburg, Ralf Schreyer, informierte Roth bei seinem Jahresrückblick 2012 über Arbeitslosigkeit, Stellenentwicklung, Pendlerentwicklung und Beschäftigung im Landkreis. Sein Fazit: „Es war ein sehr gutes Jahr in Nord- und Westschwaben.“
Arbeitslosenquoten Seit Einführung der sozialen Grundsicherung werden arbeitslose Menschen von der Arbeitsagentur oder vom Jobcenter des Landkreises betreut. In der Arbeitslosenversicherung (SGB III) gab es im Kreis Günzburg im vergangenen Jahr eine leichte Zunahme der Quote von 1,5 Prozent 2011 auf 1,6 Prozent im Vorjahr. Beim Jobcenter des Landkreises verringerte sich die Zahl der arbeitslosen Menschen dagegen etwas. In der Grundsicherung (SGB II) betrug die Quote 1,2 Prozent gegenüber 1,3 Prozent 2011. Insgesamt lag die Arbeitslosenquote 2012 im Landkreis wie 2011 durchschnittlich bei 2,8 Prozent. Dazu Geschäftsführer Roth: „Unterm Strich eine passable Entwicklung. Seit Sommer gibt es eine leichte Tendenz nach oben, was am Saisonausschlag und an der Eintrübung der Konjunktur liegt. Wir müssen davon ausgehen, dass es ein klein bisschen negativer wird. Die Verhältnisse bleiben aber stabil.“
Junge Menschen Bei einigen Personengruppen gab es nach Angaben der Arbeitsagentur eine deutlich bessere Entwicklung. Dazu gehörten Jugendliche und junge Menschen. Im Kreis Günzburg waren im Schnitt nur 2,5 Prozent von ihnen ohne Job. „Wenn wir von einer Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent in Spanien lesen, dann befinden wir uns hier beinahe auf einer Insel der Seligen“, meinte Roth.
Hohe Dynamik Im Kreis Günzburg gab es 2012 einen „hohen Durchsatz“. 7548 Zugängen in Arbeitslosigkeit standen 7147 Abgängen aus der Arbeitslosigkeit gegenüber – das sind etwa 400 Menschen ohne Job mehr im Jahresdurchschnitt als 2011.
Offene Stellen Die Wirtschaft im Landkreis meldete 2012 insgesamt fast 3500 Stellen. Das waren beinahe 900 weniger als 2011 (minus 20 Prozent). Der Bestand mit 874 war vergleichbar mit der Zahl des Vorjahres. Die durchschnittliche Vakanzzeit erhöhte sich von 72 auf 84 Tagen. „Das bedeutet, dass es etwas länger dauert, Stellen zu besetzen“, erläutert der operative Geschäftsführer. Das liege daran, dass die Wirtschaft gut ausgebildete Mitarbeiter und Fachkräfte suche. „Die haben wir oft nicht“, so Roth.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 44800 waren es laut Arbeitsagentur im vergangenen Jahr – ein Plus von zwei Prozent im Landkreis. „Das ist ein Höchststand“, betont Roth. Die Zahl der Zeitarbeiter lag bei 1030. Im Nebenjob seien 5162 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen, knapp 6900 geringfügig Beschäftigte. Macht insgesamt etwas mehr als 12000, was fast exakt der Zahl des Vorjahres entspricht.
Pendlerströme 2011 pendelten etwa 3000 Personen weniger in den Landkreis Günzburg zur Arbeit ein, als diese zur täglichen Arbeit verließen.
Fazit: „Ein erfreuliches Jahr für die Agentur für Arbeit. Wenn es gelänge, diese Ergebnisse 2013 zu wiederholen, wären wir sehr zufrieden“, sagt der Geschäftsführer. Allerdings hat Roth ein bisschen Sorge, dass es schwieriger wird, zumal der Winter inzwischen mit Macht Einzug gehalten hat. „Da besteht die Gefahr, dass das Bau- und Baunebengewerbe Mitarbeiter entlassen.“ Laut Arbeitsagentur-Leiter ist die Saisonabhängigkeit des Landkreises relativ groß.
Grundsicherung Landrat Hafner ist sehr froh darüber, dass nur jeder 45. im Landkreis Hartz-IV-Bezieher ist. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt ist es jeder Siebte. „Das ist das beste Ergebnis im Kreis seit Einführung der Grundsicherung für Arbeitssuchende im Jahr 2005“, stellt Jobcenter-Leiter Schreyer fest. „Das Problem sind Alleinerziehende. Sie sind relativ häufig arbeitslos“, ergänzt der Landrat. Die Bemühungen des Landratsamtes bei der Integration von Alleinerziehenden seien jedoch auf fruchtbaren Boden gestoßen. Das gelte auch für Langzeitarbeitslose. Ihre Zahl sei deutlich gesunken. „Wir wollen uns nicht ausruhen. Je geringer die Zahl, desto schwerer wird es“, so Hafner.
Geld vom Bund Bei den finanziellen Rahmenbedingungen stehen dem Landkreis in diesem Jahr für die Eingliederung und Betreuung der erwerbsfähigen Hilfsbedürftigen aus dem Gesamtbudget des Bundes etwa 2,8 Millionen Euro zur Verfügung. Das sind 13,8 Prozent weniger als 2012. „Wir haben damit weniger Geld zum Schulen und Qualifizieren zur Verfügung“, sagt Schreyer. Folglich werde es verstärkt auf Eigenbemühungen ankommen, um Arbeitslose in Lohn und Brot zu bringen.
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