Lokets Bürgermeister pflanzt Baum für lange Freundschaft zu Illertissen
Die Feier der 25-jährigen Städtepartnerschaft war voll schöner Symbole. Mit über 100 Gästen aus Tschechien sind so Viele zu Besuch in Illertissen wie noch nie.
Am Ortseingang von Illertissen an der Staig steht jetzt gegenüber der alten Linde eine junge Sommerlinde aus einer Baumschule der tschechischen Partnerstadt Loket. Sie ist eines von etlichen Geschenken und zahlreichen Gesten anlässlich des 25-jährigen Städtejubiläums. Beide Bürgermeister, Zdeněk Bednář und Jürgen Eisen, haben sie mit Unterstützung von Forstdirektor František Kolár sowie Stadtgärtner Christian Haller gepflanzt. Gefeiert wurde das ganze Wochenende mit der Bürgerschaft, danach machten sich die 109 tschechischen Gäste in Bus und Auto wieder auf den Heimweg.
Zum Empfang Freitagabend traf die Delegation aus Loket/Elbogen fast gleichzeitig ein und die Historische Schranne in Illertissen war schlagartig voller Gäste: darunter Bürgermeister, Stadträte, Partnerschaftspräsidentin und Dolmetscherin Jana Motliková, aber auch der ehemalige Bürgermeister Petr Adamec sowie Vertreter von Vereinen wie Feuerwehr, Imker und Forst. Bürgermeister Eisen und Susanne Asam als Partnerschaftspräsidentin in Illertissen begrüßten die tschechischen Ankömmlinge, und Bürgermeister Bednář betonte, dass es sich um kein gewöhnliches Jubiläum handele, sondern innerhalb von Freunden gefeiert werde. Der tschechische Chor Cubitus mit Repertoire aus Barock bis Gegenwart umrahmte feierlich.
Zur Feier der 25-jährigen Städtepartnerschaft kamen mehr als hundert Gäste
Am Samstag wurde Illertissen erkundet, zumal etliche "Loketer" erstmals mitgereist waren: Einige nahmen die Stadtführung wahr, andere wanderten auf dem Bienenweg zum Museum der Gartenkultur, sogar ein Blitzbesuch nach Ulm war dabei. Besonders gut aufgenommen wurde die Vesperrunde mit "Bretzeln und verschiedenen Würstchen" – sogar von Fleischverächtern.
Bürgermeister Zdeněk Bednář wollte Josef Kränzle aber noch ganz persönlich etwas zeigen: Er führte ihn in die Vöhlinstuben, wo sich das beim damaligen Kommerzialdirektor Bednář in der Porzellanfabrik Loučky in Karlovy Vary/Karlsbad vor 27 Jahren bestellte umfangreiche Geschirr mit Vöhlinwappen befindet. Die beiden kannten sich nicht, Kränzle vergab den Auftrag aber mit Blick auf die Patenstadt und die böhmische Porzellantradition.
Der abendliche Festakt – umrahmt durch die ZUŠ-Band unter Marek Rotbauer und mit Musikschuldirektor Jan Zapf in der Schranne – war geprägt von historischen Momenten. Denn es gab einiges zu erzählen: von der 1953 entstandenen Patenschaft des Marktes Illertissen für die aus Elbogen Vertriebenen und in Illertissen Gestrandeten, und wie daraus 1999 eine Städtepartnerschaft wurde. Diese wurde zwischen dem heutigen Loket, Illertissen und den Sudetendeutschen oder genauer den Egerländern geschlossen.
Illertissen schloss Partnerschaft mit Loket noch vor EU-Beitritt Tschechiens
Nahegehende Beiträge, die Unrecht und aufkeimende Freundschaft gleichermaßen beleuchteten, gab es von den Präsidentinnen Motliková und Asam. Bürgermeister Eisen zitierte unter anderem die Seniorin Emilie Asam als Egerländer Kulturwartin, die mit Hintergrundwissen das Museum und die Elbogener Stube in Illertissen aufgebaut habe. Bednář nannte die Zeit zur Aufarbeitung "für gekommen", und freute sich über die noch vor dem tschechischen EU-Beitritt 2004 geschlossene Partnerschaft.
Sodann erzählte Ehrenbürger Josef Kränzle in eindrücklicher Weise, wie er als Achtjähriger nicht verstand, warum Leute "Flüchtlinge" genannt, sie zwangsvertrieben wurden. Beeindruckt habe ihn das erste Elbogener Heimattreffen 1952 in Illertissen mit vielen schönen Trachten und Egerländer Gruppen. "Der Partnerschaftsvertrag symbolisiert ein vereintes demokratisches Europa", so Kränzle. Lebendige Beispiele dafür gaben Helmut Kinast, ein gebürtiger Elbogener, der sich immer wieder freue, seinen Freund Jaromir Unger, Stadtrat in Loket, zu treffen. Dieser wiederum betonte, eine deutsche Großmutter zu haben und dass Illertissen seine zweite Heimat sei.
Der feierliche Gottesdienst am Sonntag mit Stadtpfarrer Andreas Specker, Weihbischof Anton Losinger sowie Jiři Majkov unter den Mitzelebranten war dem Thema Frieden in Europa gewidmet: sei es in Erinnerung des Ulrichsfriedens in Illertissen, an den der vor 20 Jahren von Josef Kränzle gestiftete Friedensbrunnen am Martinsplatz mahnt, oder eben mit der vor 25 Jahren geschlossenen Städtepartnerschaft zwischen Illertissen und Loket. Zum Auszug nach dem Gottesdienst spielte Kirchenmusiker Wolfram Seitz am Stockspieltisch des Carillons im Turm die tschechische Nationalhymne. Beim zünftigen Weißwurstfrühstück in der Schranne endete ein denkwürdiges Jubiläumsfest.
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