Andreas Gabalier: Der Volks-Rock-’n’-Roller
Andreas Gabalier gilt als Glücksfall für die österreichische Musikindustrie. Dieses Jahr geht er in Deutschland auf Tournee.
In Österreich ist der 28-Jährige längst ein Star. Andreas Gabalier wetzt über die Bühne, holt aus der Ziehharmonika raus, was rauszuholen ist, und rockt den Saal. Vor ihm tobt das Publikum: Jugendliche in bonbonfarbenen Dirndl und kurzen Lederhosen, aber auch Ältere. Gabalier füllt in der Nachbarrepublik Hallen. Mit seiner Mischung aus Rock ’n’ Roll und alpenländischen Texten („I sing a Liad für di“) macht er es besser als andere. Kritiker haben zwar einmal ergebnislos spekuliert, ob er auf dem Cover seines Albums „Volks-Rock-’n’-Roller“ ein Hakenkreuz nachstellt, in der kriselnden Musikbranche aber gilt er als Glücksfall. Jetzt, im Jahr 2013, schickt sich Gabalier an, Deutschland zu erobern: Im Herbst geht er hier auf Tournee. Unter anderem spielt er in Kempten, Ingolstadt und München.
Von "Bambi" bis "Echo"
Bereits das vergangene Jahr lief gut für Gabalier. Er heimste fast alle Preise ein, die in der Branche von Bedeutung sind, darunter den „Echo“ und den deutschen Medienpreis „Bambi“. Dazu kamen Auftritte in praktisch allen großen deutschsprachigen Schlager- und Volksmusik-Shows, unter anderem bei Florian Silbereisen und Helene Fischer. Das vergangene Jahr war großartig, aber auch „beinhart“, sagte Gabalier zuletzt. Für dieses Jahr wünsche er sich etwas mehr Zeit für sich.
Vorbild Johnny Cash
Dabei geht es erst mal arbeitsam los: Ende Januar will Gabalier in den USA neue Titel aufnehmen: in der Country-Metropole Nashville im Staate Tennessee. Der gebürtige Grazer und Nachfahre französischer Einwanderer (daher der Familienname) zählt den Countrymusiker Johnny Cash zu seinen Vorbildern. Das Haar trägt er zur Elvis-Presley-Tolle gegelt, seine Musik ist mal rockig, mal sind es langsame Balladen, mal ist Gabalier Schunkelbarde, mal Rampensau mit Sonnenbrille und Hirschgeweih am Mikrofon. Der Österreicher textet seine Titel selbst, singt live. Das kommt an. Das Jura-Studium muss warten.
Bei allem Erfolg hatte der 28-Jährige harte Schicksalsschläge zu verkraften. Vor über fünf Jahren nahm sich sein Vater Wilhelm auf tragische Weise das Leben. Seine damals 19-jährige Schwester Elisabeth beging zwei Jahre danach Suizid. Beiden hat Andreas Gabalier sein Lied „Amoi seg’ ma uns wieder“ gewidmet. Gabalier bleiben die Mutter und zwei weitere Geschwister.
Trotz Schicksalsschlägen ins Leben zurückgefunden
Das Familienschicksal vermarktet er nicht offensiv, macht daraus aber auch kein Geheimnis. „Das lässt sich eh nicht verheimlichen“, sagte er einmal. Schicksalsschläge würden passieren, man müsse ihnen die nötige Zeit geben, um darüber hinwegzukommen. Auf Dauer dürfe man ihnen aber nicht zu viel Beachtung schenken und müsse schauen, dass man zurückfinde ins Leben. Es sieht so aus, als hätte er das geschafft.
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