Das Update zum Ukraine-Krieg vom 23. November
Mit unserem Update zum Krieg in der Ukraine behalten Sie den Überblick über die Nachrichtenlage. Wir senden Ihnen jeden Abend die wichtigsten Meldungen des Tages.
Schon einmal blickte die Welt in der jüngeren Vergangenheit bange auf die Ukraine. Doch nachdem 2014 Russland die Krim annektiert hatte, wurde das von vielen nach wenigen Wochen einfach hingenommen, die Kämpfe im Donbass an der russischen Grenze wurden zu trauriger Normalität und einem Konflikt von vielen weltweit. Fußballfans hingegen wurden alle paar Wochen daran erinnert, dass im Osten des Landes weiter Kämpfe tobten: Weil sein erst zur EM 2012 modernisiertes Stadion zerbombt und die Stadt zu unsicher geworden war, trägt der ukrainische Spitzenklub Schachtar Donezk seine Heimspiele schon seit Jahren fernab der Heimat aus, zunächst in Lwiw, inzwischen in der Champions League sogar in Hamburg. Und bleibt dabei erfolgreich: Kürzlich schlug der Europapokalsieger von 2009 sogar den FC Barcelona. Der Fußball bietet einigen Ukrainerinnen und Ukrainern zumindest ein wenig Ablenkung. Vielleicht auch im kommenden Sommer.
Denn zur EM in Deutschland kann sich das Land noch qualifizieren. Im März muss die Nationalmannschaft erst im in den Neunzigern ebenfalls kriegsgeplagten Bosnien-Herzegowina gewinnen, um das Entscheidungsspiel um das letzte EM-Ticket zu erreichen. Der Gegner dort: entweder Island – oder Israel. Ausgerechnet, tobt doch auch im Land am Mittelmeer aktuell ein grausamer Krieg gegen die Terroristen der Hamas. Solidarität und Sympathie werden beide Länder sicher aus weiten Teilen Europas erfahren, zur EM kann jedoch nur eines der beiden Teams – auch wenn das vor Ort zu Kriegszeiten aktuell sicher ein vergleichsweise kleines Problem ist. Echte Heimspiele hatte die Ukraine im Übrigen seit 2021 keine mehr: Auf ihrem Weg zur EM tingelt die Mannschaft um Starspieler Oleksandr Zinchenko durch verschiedene Stadien Europas, trug zuletzt ihr formales Heimspiel gegen Italien in Leverkusen aus. Schon da hätte es mit der Qualifikation klappen können, ein Tor fehlte, doch in der Nachspielzeit wurde der Mannschaft ein Elfmeter verwehrt. Nun stehen die Play-off-Spiele an, sollten die Ukrainer sich durchsetzen, haben sie bei der Endrunde endlich gleiche Chancen: Bis auf Gastgeber Deutschland sind dann alle Teams Gäste. Für Aggressor Russland war die EM hingegen schon beendet, bevor die Qualifikation begonnen hatte: Die Uefa hat den russischen Verband wegen des Überfalls auf die Ukraine ausgeschlossen.
Der Tag: Unterdessen gerät Russland immer stärker in Konflikt mit einem weiteren Nachbarland. Angeblich ohne dessen Zutun, wie der Kreml behauptet, sind täglich viele Migranten auf dem Weg aus Russland zur finnischen Grenze. In Europa vermutet man dahinter den Plan, dass dem Westen mit einer Vielzahl von Migranten eine zusätzliche Belastung aufgebürdet werden soll, die die Länder im Inneren destabilisiert.
Die finnische Regierung hat nun mit der Schließung von drei weiteren Übergängen nach Russland reagiert. Seit Donnerstag ist nur noch der nördlichste Posten offen – Rajaa Joseppi liegt jenseits des Polarkreises. Doch auch dort ist die Spannung auf den ersten Blick sichtbar. Auf finnischer Seite werden Panzersperren und Stacheldraht bereitgehalten. Es gibt Informationen, nach denen in der russischen Stadt Murmansk weitere 400 Asylsuchende darauf warten, an die Grenze zu Finnland gebracht zu werden, wie Jens Mattern aus Skandinavien berichtet.
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Die Lage: Polnische Landwirte haben sich den Protesten von Transportunternehmern angeschlossen und einen weiteren Grenzübergang zum Nachbarland Ukraine blockiert. Am Donnerstag begannen die Bauern mit der Blockade des Grenzübergangs Medyka für den Güterverkehr, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Autos, Busse sowie Lastwagen mit Lieferungen von humanitärer Hilfe von Waffen für die Ukraine würden weiter durchgelassen, sagte ein Vertreter der Landwirte dem Sender TVN24. Die Bauern fordern unter anderem staatliche Subventionen für den Kauf von Mais und die Beibehaltung von Liquiditätskrediten.
Damit sind alle großen Grenzübergänge zwischen Polen und der Ukraine für den Güterverkehr weitgehend gesperrt. Die polnischen Transportunternehmer protestieren gegen die billige Konkurrenz aus der Ukraine, die sie für den Einbruch ihres Geschäfts verantwortlich machen. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine exportierte das Land einen Großteil seiner Waren auf dem Seeweg. Seit Kriegsbeginn wurde vieles auf die Straße verlagert. Die EU hob die vorher notwendigen Transportgenehmigungen für den ukrainischen Güterverkehr auf. Nun fordern die Blockierer, dass die Genehmigungen wieder eingeführt werden.
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(mit dpa)
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