Sie streichelt den Ball ins Tor
Wenn die 14-jährige, zierliche Elisa Götz aus Ettenbeuren mit ihrem langen blonden Haar, strahlenden Augen und einem Lächeln vor einem sitzt, vermutet der ahnungslose Beobachter bei ihr vielleicht Hobbys wie das Musizieren auf der Violine oder dem Klavier. Oder Malen. Oder - wenn's denn Sport sein soll - Turnen, mehr noch Rhythmische Sportgymnastik. Doch weit gefehlt. Die Achtklässlerin des Günzburger Dossenberger Gymnasiums ist Fußballspielerin - und was für eine.
Als Mädchen ließ sie seit ihrem sechsten Lebensjahr (erst beim FC Günzburg, dann sechs Jahre lang beim FC Gundelfingen) die Buben des Gegners oft wie Fußballknirpse aussehen. Vielleicht fehlt ihr rein optisch die physische Präsenz. Aber wie sie den Ball schnell in Bewegung bringt, ihn ins Tor streichelt, wie sie ihre Schnelligkeit, Wendigkeit und Technik einsetzt, das kann sich sehen lassen. Und vermittelt dem Zuschauer, dass der Ball schon früh ihr bester Freund wurde.
Eine solche Beurteilung einer 14-jährigen Fußballspielerin mag überzogen wirken. Ist sie aber nicht. Belege gibt es viele. Da stehen Einsätze bei Regionalvergleichen in der Schwaben-Auswahl, die Berufung in die U 15-Bayern-Auswahl, Lehrgänge mit der Bayern-Auswahl in der Sportschule Oberhaching. Und da gibt es Aussagen ihrer Trainer. "Sie zählte bei mir immer zu den Besten", berichtet ihr bisheriger Trainer, Walter Stutzmüller vom FC Gundelfingen. "Sie hat bei den jährlich zehn Übungseinheiten im BFV-Mädchenförderzentrum in Friedberg einen Stammplatz", versichert Zentrumstrainer Markus Vitzethum. "Wir freuen uns immer wieder, wenn sie jeden Montag in unserem Dillinger DFB-Stützpunkt trainiert", lobt Stützpunkttrainer Anton Schnelle.
Jetzt hat Elisa Götz einen neuen Schritt gewagt, sich zu einem Wechsel in die in der Bayernliga Nord spielenden U 17 des 1. FC Nürnberg entschlossen. "Wir hätten sie gerne in unserer B 2-Jugend spielen gesehen. Aber vielleicht wird das ja noch einmal was", bedauert die Jugendtrainerin Roswitha Bindel vom FC Bayern München diese Entscheidung. Doch die Münchner Ex-Nationalspielerin will ihr Bemühen um das Ettenbeurer Talent nur um ein Jahr aufschieben. Dann sollte sie gute Trümpfe in der Hand haben, denn der FC Bayern ist Elisas Lieblingsverein, der ehemalige Bayern-Star Giovane Elber noch immer ihr Fußball-Held.
Jetzt ist sie erst einmal für den FCN auf Torejagd. Zehnmal ging sie schon im schwarz-roten Traditionsdress des "Club" auf Torejagd. Allein beim jüngsten Testspiel erzielte sie vier der sieben Treffer.
Wie freilich Schule, Training und Spiel für die Jugendliche so gut wie möglich harmonieren können, ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Den Vorrang hat bei aller Fußball-Begeisterung immer noch die Schule. Und hier könnte der Stundenplan der 8. Klasse - mit wöchentlich bis zu zweimal Nachmittags-Unterricht - die aufmerksamen Eltern das Konzept neu überdenken lassen. Ein Wechsel an das Nürnberger Berthold-Brecht-Sportgymnasium ist dabei trotz vorliegender Zusage unwahrscheinlich. "Wir haben Optionen in der Familie besprochen und gefunden. Aber alles zu seiner Zeit", sagt Papa Joseph Götz. Er ist überzeugt, dass ihm seine als Trainer erworbenen Erfahrungen zu einer für Elisa guten Lösung verhelfen werden.
Elisa Götz freilich weiß trotz ihrer jungen Jahre, dass nur der, der ein Ziel hat, auch eines erreichen kann. Und das heißt für sie: "Einmal im Endspiel um die bayerische U 17-Meisterschaft stehen, zum Titelgewinn beitragen und so dem FC Bayern zeigen, dass ich gut genug für diesen Spitzenverein bin."
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