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Interview
23.03.2018

Stefan Niggemeier: "Für ARD und ZDF geht es ums Überleben"

Der Ärger über das ARD- und ZDF-Programm oder über den Rundfunkbeitrag ist groß. Und die öffentlich-rechtlichen Sender verlieren offenbar stark an Akzeptanz.
Foto: Arno Burgi, dpa

Der Druck auf die Öffentlich-Rechtlichen wächst. Der Ruf nach Reformen wird immer lauter. Medien-Experte Niggemeier meint: Sender müssen nun Überzeugungsarbeit leisten.

Herr Niggemeier, wenn Sie an das gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche ARD- oder ZDF-Programm denken – was hat Sie zuletzt richtig geärgert?

Stefan Niggemeier: Ich ärgere mich über die politischen Talkshows. Bei "Hart aber fair" zum Beispiel ist man als Zuschauer hinterher oft nicht klüger als vorher, sondern eher dümmer. Da müssten die Redaktionen besser arbeiten.

Gerade die Polit-Talks werden häufig kritisiert wegen ihrer Themen- und Gästeauswahl, wegen angeblich zu linksliberaler Moderatoren…

Niggemeier: Manche Kritik trifft zu, klar. Zunächst einmal sind die Polit-Talks aber ein Ort, an dem über Politik diskutiert wird. Sie erreichen auch Zuschauer, die sich etwa für Polit-Magazine nicht so interessieren. Hier leistet der öffentlich-rechtliche Rundfunk prinzipiell eine wichtige Aufgabe für die Gesellschaft. Was die angeblich linke Meinungsmache angeht: Ich halte das in weiten Teilen für einen Mythos. Gerade die AfD kombiniert diesen geschickt mit dem verbreiteten Ärger über den Rundfunkbeitrag.

Wie sollten ARD und ZDF am besten auf Kritik, auf den wachsenden öffentlichen Druck reagieren?

Niggemeier: Am wichtigsten ist, dass sie das ernst nehmen. Sie müssen die Fragen beantworten: Warum gibt es uns? Warum muss jeder Haushalt für uns zahlen? ARD und ZDF werden nur überleben, wenn es diesen breiten Konsens in der Gesellschaft gibt: Die machen etwas Gutes und etwas, auf das wir nicht verzichten wollen. Wir wollen uns das leisten!

Es geht um das Überleben von ARD und ZDF?

Niggemeier: Ja, natürlich: ARD und ZDF können nur überleben, wenn es einen breiten Konsens in der Gesellschaft gibt, dass sie einen Wert haben. Trotz aller Kritik gibt es den nach meiner Einschätzung noch. Dennoch müssen ARD und ZDF den Menschen verstärkt beweisen, dass sie ihnen einen Dienst leisten, den private Anbieter, die sich auf dem freien Markt finanzieren müssen, nicht leisten können.

Mit mehr Programmen wie dem "ZDF-Fernsehgarten" dürfte das nicht funktionieren.

Niggemeier: Stimmt. ARD und ZDF müssten deutlich mehr Programme machen, die besonders sind, die ein klares öffentlich-rechtliches Profil haben. Zum anderen müssen sie eine breite Masse ansprechen. Das ist immer wieder ein schwieriger Spagat.

Um die breite Masse anzusprechen, produzieren ARD und ZDF vor allem "Tatort"-Folgen und Vorabendkrimis wie am Fließband.

Niggemeier: Dass regelmäßig zehn Millionen Menschen den "Tatort" schauen, ist ja zunächst mal etwas Gutes, auch als Gemeinschaftserlebnis. Wenn es aber in der ARD heißt: Wir wollen uns weniger "Tatort"-Experimente leisten, weil bei denen die Quoten zurückgehen – dann löst das bei mir ein Unbehagen aus. Ein noch größeres Problem habe ich mit der Krimi-Inflation im ZDF: Wie viele "Sokos" es da mittlerweile gibt! Solche Monokulturen und Fließbandproduktionen entsprechen einer kommerziellen Logik, der die Öffentlich-Rechtlichen nicht nacheifern dürften.

Warum sind ausgerechnet ARD und ZDF so quotenfixiert?

Niggemeier: Sie stecken in einem Dilemma. Einerseits müssen sie Programme machen, die nicht auf die große Masse schielen. Andererseits müssen sie auch versuchen, möglichst viele Menschen zu erreichen. Nur so lässt sich rechtfertigen, dass alle den Rundfunkbeitrag zahlen. Aber die Fixierung auf die Quoten ist bei ARD und ZDF zu groß. Die Verantwortlichen sollten sich überlegen, welche Programme gut und wichtig sind. Und sich dann erst fragen: Wie schaffen wir es, dafür möglichst viele Menschen zu begeistern?

Wie können ARD und ZDF wieder höhere Akzeptanzwerte erreichen?

Niggemeier: Sie müssen einsehen, dass sie nicht immer weiter wachsen können. Und sie müssen zeigen, dass sie wirklich bereit zu Einsparungen sind.

Das heißt weniger Sender?

Niggemeier: Natürlich wäre das ganze System viel kostengünstiger, wenn man etwa die ARD-Sender zusammenlegen würde. Aber das würde dem Gedanken nicht gerecht werden, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Vielfalt im Land gerecht werden soll. Eine derartige große Reform wollen die Politiker, die darüber letztlich entscheiden, übrigens am allerwenigsten. Sie haben ein Interesse daran, dass ihre jeweilige Landesrundfunkanstalt erhalten bleibt.

Wo sollen dann die unter anderem von den Gebühren-Prüfern der KEF geforderten massiven Einsparungen herkommen?

Niggemeier: Es gibt gewiss noch viele Möglichkeiten zu sparen, indem Synergien geschaffen werden. Das ARD-"Mittagsmagazin" wird neuerdings im ZDF-Studio produziert – das wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen. Dagegen sprachen vor allem Eitelkeiten, die man sich heute nicht mehr leisten kann. Das wirkt wie ein kleines Beispiel, aber es steht für ein grundsätzliches Umdenken, das noch mehr ermöglicht. Es darf da keine Tabus geben.

Eine deutliche Mehrheit der Schweizer stimmte kürzlich für die Beibehaltung der Rundfunkgebühren. Dennoch kündigte die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft Reformen wie eine Abkehr vom Quotendenken an.

Niggemeier: Ich verstehe aber auch, dass man nicht ganz von den Quoten wegkommen kann. Denn wären sie überwiegend schlecht, würden sich die Menschen zu Recht fragen: Warum zahlen wir eigentlich für Programme, für die sich nur wenige interessieren?

ARD- und ZDF-Verantwortliche sagen: Je mehr sie sparen müssen, desto schlechter wird das Programm.

Niggemeier: Für mich wird die Debatte falsch geführt, nämlich so: Wie hoch darf der Rundfunkbeitrag sein? Und daraus folgt, welches Programm die Sender machen können. Richtig wäre es, die Debatte umzudrehen. Wir müssten diskutieren: Was erwarten wir von ARD und ZDF, was sollen sie leisten? Und daraus folgt dann, was das kostet. Ich habe das Gefühl, dass diese Debatte langsam in Gang kommt.

Im Moment wird vielmehr darüber diskutiert, wie stark der Rundfunkbeitrag – derzeit 17,50 Euro pro Haushalt und Monat – ab dem Jahr 2021 steigen könnte. Wahrscheinlich ist, dass er sich um bis zu zwei Euro erhöht. Angenommen, er liegt künftig bei 19,50 Euro – wäre das für Sie ein angemessener Preis für das öffentlich-rechtliche Angebot?

Niggemeier: Mir wäre es das wert. Ich glaube jedoch, dass die Höhe des Rundfunkbeitrags für die meisten Menschen gar nicht so entscheidend ist. Wesentlich entscheidender ist die Grundsatzfrage: Wollen wir überhaupt, dass jeder für ARD und ZDF etwas zahlen muss? Das ist keine Selbstverständlichkeit mehr, das macht die Debatte so gefährlich für die Sender.

In Dänemark werden die Rundfunkgebühren abgeschafft, die Sender über Steuern finanziert. Zudem wird ihr Budget um 20 Prozent gekürzt.

Niggemeier: Durch eine Steuerfinanzierung wird die Abhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks von den Regierenden nur noch größer. Das ist gefährlich.

Wie sieht also Ihre Vision von einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus?

Niggemeier: Ich wünsche mir einen Rundfunk, der mit dem Geld, das ihm zur Verfügung steht, ein innovativeres und mutigeres Programm anbietet. Im Englischen gibt es den Begriff "public value", den man mit "Mehrwert für die Gesellschaft" übersetzen kann. Das müssten ARD und ZDF stärker definieren und ausstrahlen.

Und der Rundfunkbeitrag sollte stabil bleiben, sinken oder steigen?

Niggemeier: Ich glaube, dass ein Inflationsausgleich schon richtig ist.

Dem ARD-Vorsitzenden Ulrich Wilhelm schwebt eine "gemeinsame Plattform für die Inhalte der unterschiedlichsten Qualitätsanbieter" vor, sogar auf europäischer Ebene. Ist dieses öffentlich-rechtliche "Netflix" ein schöner, aber unerfüllbarer Traum?

Niggemeier: Als langfristige Vision ist das vielleicht faszinierend und es kann auch helfen, dass gute Inhalte, egal von wem, in der Unübersichtlichkeit des Netzes besser gefunden werden. Aber es beantwortet nicht die Fragen der Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, seiner Aufgabe und der Qualität.

Stefan Niggemeier ist ein bundesweit bekannter Medienjournalist.
Foto: Jens Kalaene, dpa

Zur Person: Stefan Niggemeier ist ein bundesweit bekannter Medienjournalist. Mit Boris Rosenkranz gründete er Übermedien.de, ein über die Branche hinaus viel beachtetes und 2017 mit dem Bert-Donnepp-Preis geehrtes Portal für Medienkritik. Er ist zudem Bildblog-Gründer und -Herausgeber. Niggemeier, 1969 bei Osnabrück geboren, ist Diplom-Journalist. Er arbeitete unter anderem für Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Spiegel.

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