Tausend Teile sparen Millionen
Alte Lufttransporter werden im Fliegerhorst Penzing zerlegt
Der neue Airbus A 400 M fliegt im November beim Lufttransportgeschwader 62 in Niedersachsen ein. Längst läuft die Außerdienststellung des seit Jahrzehnten auch international bewährten Flugzeugs Transall C-160 auf Hochtouren. Damit geht auch im Fliegerhorst Landsberg eine Ära zu Ende. Einige Transalls kommen und kamen bereits in Museen, die meisten dienen derzeit aber noch als Ersatzteillieferanten für noch im Einsatz fliegende Maschinen.
Zur Zeit des Kalten Krieges als Kampfzonentransporter konzipiert, herrscht über 50 Jahre nach Produktionsbeginn mittlerweile vereinzelt Materialknappheit bei diversen Teilen. Deswegen betreibt die Luftwaffe vor der Verschrottung die Hochwertteilegewinnung, bei der vor allem teure Einzelstücke aus alten Maschinen ausgebaut, statt kostenintensiv nachproduziert werden. Mit zunehmender Betriebsdauer gestalten sich gleichzeitig die Wartungsarbeiten immer aufwendiger. Im Mittelpunkt der Ausmusterung stehen also nicht nur sicherheitspolitische, sondern auch wirtschaftliche Überlegungen.
„Zerlegt werden die Flugzeuge, bei denen demnächst eine mehrere Monate dauernde Überholung bei der Industrie anstünde oder die ihre im Fliegerhorst Landsberg maximal vorgesehene Flugstundenanzahl erreicht haben“, erklärt der hiesige Leiter der Luftfahrzeuginstandsetzung, Oberleutnant Jan Fischer.
Die genaue Festlegung trifft aber das Kommando Unterstützungsverbände in Köln. Anhand der Lagerbestände und der bis zum voraussichtlichen Nutzungsende der Transall wohl noch benötigten Teile wird eine Liste erstellt. Das mit der Abrüstung beauftragte Systemzentrum Luftfahrzeugtechnik erhält damit eine Übersicht, welche Teile aus dem jeweiligen Flugzeug auszubauen sind. Während bei den ersten der insgesamt schon 24 ausrangierten Transalls noch mehrere tausend Teile, von einer kleinen Spezialschraube bis hin zum großen Bugfahrwerk, benötigt wurden, bauen die Techniker heute nur noch rund tausend Teile aus. Der Buchwert der Teile geht aber in die Millionen.
Für die Techniker, die sich Jahrzehnte um die Instandhaltung ihres „Engels der Lüfte“ gekümmert haben, ist das „Ausschlachten“ eine sehr gewöhnungsbedürftige Aufgabe. Den Rest erledigt dann ein Bagger, der mit brachialer Gewalt knirschend in das Cockpit greift und die Lebensadern (hunderte Meter Kabelstränge) schnalzend aus dem Rumpf reißt.
Getrennt nach Stahl und Aluminium presst er dann den Rumpf und die Tragflächen in kleinen Fetzen in den Container. „Wenn überhaupt, schauen unsere Fluggerätemechaniker dabei mit etwas starrem Blick zu“, erzählt Oberleutnant Fischer. Ein privater Entsorger führt den Schrott dann dem normalen Recycling-Kreislauf zu. Neun Transallmaschinen dürfen in teilweise privaten Museen in Deutschland, Holland und Österreich überleben. Erst kürzlich trat eine C-160 den letzten Flug zu ihrer Geburtsstätte an. Das Airbus-Werk, das die Transall gemeinsam mit den Franzosen in Hamburg-Finkenwerder gebaut hat, betreibt eine eigene Ausstellung. „Wir demilitarisieren nach der Landung im entsprechenden Museum die Maschinen, indem wir Avionik-Teile, Antennen und Zündkapseln der Feuerschutzanlage ausbauen“, so Stabsfeldwebel Herrmann Haab. Als Prüfer stellt er fest, welche Teile für einen möglichen Wiedereinbau in Frage kommen.
Sechs weitere Flugzeuge sind zur Ausmusterung vorgesehen
Für das nächste Jahr sind bereits sechs weitere Transall der noch 56 Flugzeuge umfassenden Flotte zur Ausmusterung vorgesehen. Im Jahr 2018 soll dann die letzte Transall vom Platz fliegen. Der Kommodore des Lufttransportgeschwaders 61, Oberst Markus Bestgen, betont die Bedeutung des Fliegerhorsts Landsberg für diesen Sonderauftrag: „Wir haben die einzige Werft, die Hochwertteilegewinnung bei der Transall durchführt.“ (lt)
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