Geplante Flüchtlingsunterkunft am Schleifweg sorgt weiter für Unruhe
Als es um die geplante Flüchtlingsunterkunft geht, wird es bei der Landsberger Bürgerversammlung kurzzeitig hitzig. Am Ende gibt es aber versöhnliche Worte.
Am Schleifweg im Landsberger Osten soll eine Flüchtlingsunterkunft für 56 Personen entstehen – ein Vorhaben, das bei einer Informationsveranstaltung im März für deutliche Kritik sorgte. Bei der Bürgerversammlung der Stadt erneuerten Anwohner nun ihre Bedenken, wobei kurzzeitig die Emotionen hochkochten. Am Ende gab es aber versöhnliche Worte.
Durch den Antrag eines Anwohners war die Angelegenheit in der Bürgerversammlung zum Thema geworden. Sein Anliegen stellte er in ruhigem und sachlichen Ton dar. Er hatte bereits bei der Informationsveranstaltung das Wort ergriffen und kritisierte, dass damals Meinungen und Überzeugungen aufeinandergeprallt seien und man „aneinander vorbei gesprochen“ habe. Insbesondere an Landrat Thomas Eichinger (CSU) hatte es Kritik gegeben. Bezogen auf die vorgesehene Unterkunft am Schleifweg hatte Eichinger gesagt: „Wir überprüfen jeden Standort, die Frage ist jetzt nicht, ob jemand eine bessere Lösung hat. Es geht auch nicht um die Frage ob, es geht um die Frage wie.“
Der Anwohner ging bei der Bürgerversammlung auf die örtlichen Gegebenheiten rund um den vorgesehenen Standort ein. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Quartierspark – unter anderem mit einem Biotop, einem Beachvolleyballplatz, Tischtennisplatten, einem Fußballplatz sowie einem Spielplatz. Laut dem Mann ist anzunehmen, dass die Geflüchteten ihre Freizeit hauptsächlich im Quartierspark verbringen werden. „Es treffen zu viele Flüchtlinge auf Einheimische“, so seine Befürchtung. Letztere blieben dann weg. Man habe sich ausgerechnet für den schlechtesten Standort entschieden: Er habe fünf Grundstücke im Landsberger Stadtgebiet genannt, die für eine Unterkunft besser geeignet wären, sagte er – unter anderem eines am Penzinger Feld. Doch der Landrat habe die Vorschläge einfach abgetan. Der Mann plädierte dafür, dass sich der Stadtrat die Entscheidung noch einmal überlege. „Es ist ein brisantes Thema und betrifft den ganzen Osten.“
In die Unterkünfte am Schleifweg könnten Familien einziehen
Der Bezirk Oberbayern ist Eigentümer des Grundstücks am Schleifweg. Aus den Ausführungen von Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) ging hervor, dass die Situation baurechtlich eindeutig ist. Der Landkreis Landsberg habe als Bauherr Anspruch auf eine Baugenehmigung. Auch Jost Handtrack, ehemaliger Grünen-Stadtrat und Landsbergs Beauftragter für Asyl, Flüchtlinge und Integration, verwies auf die rechtliche Lage. Aus den Schilderungen des Anwohners habe er die „Sorge vor Übergriffen“ herausgehört. In Landsberg sei allerdings kein einziger Übergriff eines Geflüchteten auf einen Einheimischen bekannt. Daraufhin wurde es kurzzeitig hitzig und es gab einige Zwischenrufe – widerlegt wurde Handtracks Aussage aber nicht. Ein Mann warf ein, dass es in Penzing nun sogar eine Sicherheitswacht gibt. Die uniformierten Ehrenamtlichen sollen dort insbesondere auf das Verhalten einiger Gruppen Asylsuchender achten.
Als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, wies Handtrack darauf hin, dass in der Wohnmodulanlage am Schleifweg 14 Vierbettzimmer geplant sind. Dementsprechend könnten vornehmlich Familien die Unterkunft beziehen. Wenn die Mütter mit ihren Kindern zum Spielplatz gingen und diese dort mit den Buben und Mädchen der Einheimischen spielten, „dann findet Integration statt“, sagte er. Dafür gab es Applaus von den meisten Besucherinnen und Besuchern der Bürgerversammlung.
In Landsberg leben gut 300 Geflüchtete
Daniela Moritz, Integrationsbeauftragte der Stadt, knüpfte daran an. Es gehe darum, Orte zu schaffen, wo Begegnungen möglich seien. So könnten Sorgen abgebaut werden. Sie berichtete von einem „sehr bunten“ Spielplatzfest im Quartierspark vergangenes Jahr und rief die Anwohnerinnen und Anwohner dazu auf, das diesjährige Fest zu besuchen. „Lassen sie uns gemeinsam einen Weg suchen“, sagte Moritz. Versöhnliche Worte kamen am Ende von einer Besucherin der Bürgerversammlung, die offenbar ebenfalls in der Nähe des Schleifwegs lebt. „Man wird hier ernst genommen“, sagte sie, und damit eskaliere die Debatte auch nicht. „Ich wünsche mir und hoffe, dass alles gut geht.“
In einer weiteren Anfrage wollte ein Bürger wissen, wie viele Geflüchtete aktuell im Stadtgebiet leben. Laut Oberbürgermeisterin Baumgartl waren es zum 31. Dezember 2023 321 Personen und genau ein Jahr zuvor 292 Personen. Angesichts dieser nicht allzu hohen Anzahl verwies sie auf die Unterbringungsmöglichkeiten am Fliegerhorst Penzing. Der Mann fragte außerdem, welche Kosten durch die Unterbringung und Betreuung der Geflüchteten entstanden sind. Baumgartl konnte dazu keine Angaben machen und verwies an das Landratsamt.
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In diesem Zusammenhang muss man sich nur die aktuelle Kriminalstatistik ansehen. Ich glaube kaum, dass ausgerechnet LL die einzige grüne Insel darstellt. Aber wenn der Park zum Drogenumschlagplatz im Landsberger Osten verkommen ist, will es keiner wahrhaben. Begründete Bedenken einfach abzutun ist zwar Mode unserer Volksvertreter, beseitigt aber das Problem nicht.