
Altstadtjuwel in bester Lage: Was soll aus dem Mindelheimer Kloster werden?

Plus Die Fraktionen im Stadtrat haben sich Gedanken über das Maria-Ward-Kloster gemacht. Die Stadt sehen alle mehr oder weniger in der Pflicht. Aber die Herausforderungen sind gewaltig.

Soll die Stadt die Kaufoption für das Kloster Maria Ward in der Altstadt ziehen? Die Stadträte haben sich intensiv darüber Gedanken gemacht, wie es nun weitergehen kann, nachdem die Schwestern von Congregatio Jesu der Stadt das Areal für knapp fünf Millionen Euro zum Kauf angeboten haben. Die entscheidende Frage ist: Will und kann es sich die Stadt leisten, das Gebiet zu kaufen und selbst zu entwickeln? Wir hörten uns bei den Fraktionen um.
Ein Konzept fehlt: Stadtrat macht sich Gedanken über die Zukunft des Klosters
Die CSU Fraktion zeigte sich Ende 2020 von den ausgebliebenen Konzeptvorschlägen des Projektentwicklers Pro-Secur ernüchtert. Nachdem die Öffentlichkeit und der Stadtrat über das gesamte Jahr hinweg in dem Glauben gelassen wurde, dass hier seitens Pro-Secur ein Nutzungskonzept erstellt werde, „war am Ende des Jahres davon nicht mehr allzu viel übrig“, schreibt Fraktionschef Christoph Walter.
Daher hat die CSU im Stadtrat empfohlen, schnellstmöglich planungsrechtlich das Klosterareal zu überplanen. Ferner empfahl die CSU, den Stadtrat möglichst früh in diesem Jahr zu einer Klausursitzung zusammen zu rufen, um mögliche Nutzungsszenarien (kommunal, privat, gewerblich und zur Wohnnutzung) abzustimmen.
Die CSU regt ferner an, dass neben einer ausschließlich städtischen Investition eine „Konsortiallösung mit Bauträgern, Projektentwicklern und gegebenenfalls weiteren kommunalen Einrichtungen“ gesucht werde. Das Projekt Maria-Ward stelle eine wichtige städtebauliche Entwicklungsmöglichkeit dar. „Allerdings ist vor einer überhasteten Entscheidung die finanzielle Dimension und die Leistungsfähigkeit der Stadt, ihre Finanzlage und die tatsächliche städtische Nutzungsmöglichkeit sorgfältig zu ermitteln.“ Angesichts der wirtschaftlich für Gewerbebetriebe, Arbeitnehmer und Angestellten schwierigen Situation durch Corona sei der Umgang mit öffentlichen Steuergeldern daher noch sorgfältiger abzuwägen.
Soll die Stadt Mindelheim das Kloster kaufen?
Laut Fraktionschef Stefan Drexel befinden sich die Freien Wähler in der Entscheidungsfindung. „Auch wir machen uns Gedanken über die Zukunft dieses Areals“. Es eile aber nicht.
Das Areal gehöre „unbedingt in städtische Hand“, betonten Mehmet Yesil und Dominic Pfeifer in einer Pressemitteilung. Nur so sei auf Dauer sicher zu stellen, dass es entsprechend den städtischen Belangen genutzt werde. Die Stadt sollte das Areal erwerben. Es bestehe die einmalige Chance, die Stadtentwicklung in der unteren Maximilianstraße in der Hand zu behalten. Um den städtischen Haushalt nicht direkt zu belasten wäre es denkbar, eine Stadtentwicklungsgesellschaft als kommunale GmbH oder Genossenschaft zu gründen. Unter Umständen könnten daran auch die Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden.
Für die untere Maximilianstraße mit dem Maria-Ward-Kloster, Büchereigebäude und Mauritia-Febronia Gebäude sollte ein Gesamtkonzept erstellt werden. Die Innenstadt müsse ein Ort zum Wohnen, für die Gastronomie, den Handel, für Bildung und Kultur im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger bleiben.
Die Grünen haben schon 2019 im Stadtrat gefordert, dass sich die Stadt um den Erwerb des Grundstücks bemühen sollte. Das Gelände im Herzen der Altstadt habe das Altstadtviertel für Jahrhunderte geprägt, schreiben der Ortssprecher Julian Windscheid und Stadtrat Josef Doll.
Neue Nutzung des Klosters könnte der gesamten Altstadt helfen
Nach Ansicht der Grünen müsse das Klostergelände einer weitestgehenden kommunalen, öffentlichen und altstadtförderlichen Nutzung zugeführt werden. Dies sei auch der erklärte Wunsch der Schwestern.
Die Stadt stehe in der Pflicht, sich aktiv um die Entwicklung des Geländes zu kümmern . „Dies darf nicht einem privaten Investor überlassen werden“. Die Gründung einer Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft schlagen die Grünen vor, an der verschiedene öffentliche und private Akteure beziehungsweise Geldgeber beteiligt sein können. Der städtische Einfluss sei zu sichern.
Die Entwicklung müsse behutsam erfolgen und dürfe einen längeren Zeitraum umfassen. Alle potenziellen Nutzer und gesellschaftlichen Gruppen, die einen Raumbedarf haben, sollten angesprochen werden, um ihre Ideen und Vorstellungen einbringen zu können.
Die Stadt und mit ihr verbundene Institutionen könnten einen Teil des Klosters selbst nutzen. Anmietungen für das Depot der Museen könnten wegfallen. Die städtische Musikschule könnte großzügiger untergebracht werden. Für die Zeit der Sanierung der Stadtbücherei könnte diese im Kloster untergebracht werden. Auch das Stadtarchiv könnte brandgeschützt untergebracht werden. Die Volkshochschule könnte ihre im Stadtgebiet verstreut genutzten Kursräume an einem Ort zusammenlegen. Auch Fundus und Nähstube des Frundsbergfestrings könnten räumlich besser untergebracht werden.
Es gibt viele Ideen, doch welche sind umsetzbar?
Für die AfD schlug Christian Sedlmeir vor, die Bevölkerung einzubinden und sie zu fragen, ob die Stadt hier aktiv werden soll.
Die Stadt Mindelheim müsse sich hier engagieren. Dies sei eine einmalige Chance für eine innerstädtische Entwicklung der unteren Stadt. Zu bedenken sei auch, dass die Stadtbücherei sanierungsbedürftig sei und barrierefrei gemacht werden müsse. Eine Bücherei würde sehr gut in das Kloster passen. Das Mauritia-Febronia-Gymnasium mit VHS, Musikschule und Fundus der Frundsberggewänder müsse in den nächsten Jahren ebenfalls saniert werden. Hier sei eine Nutzung durch Einzelhandel und ein Café gut vorstellbar. Beides würde die untere Maximilianstraße beleben.
Im Kloster wären Bildungseinrichtungen gut aufgehoben. Beim Stadtarchiv im Unteren Tor bestehe kein akuter Handlungsbedarf. In der Verwaltung der Stadt herrscht räumliche Enge und einige Abteilungen sind bereits ausgelagert. Diese könnten im Kloster wieder zusammengefasst werden. Nicht zuletzt bestehe Raumnot auch beim Landratsamt. Sobald zumindest in Grundzügen ein lohnendes Konzept für das gesamte Areal abzusehen ist, könne überlegt werden, ob die Stadt sich an einem Ankauf beteiligt, aber nicht vorher. Denkbar sei auch, dass die Stadt das Kloster lediglich zur Sicherung erwirbt. „Keinesfalls kann die Stadt selbst Ankauf und Umbau allein stemmen.“ Die ÖDP erinnert an andere Aufgaben, wie den Ausbau des Radwegnetzes oder eine Umgestaltung des Bahnhofareals.
„Einen nüchternen Blick und ehrlichen Faktencheck“ fordert die Mindelheimer Bürgergemeinschaft in Sachen Kloster Maria Ward. Die Stadt könnte das Gebäude für fünf Millionen Euro kaufen. Ursula Kiefersauer teilte mit, die Freude bei einigen Fraktionen dürfe nicht über die „Mammutaufgabe“ hinwegtäuschen, in welche sich die Stadt stürze, wenn sie „etwa das Kloster selbst entwickelt, eine eigene Projektgesellschaft gründet oder öffentlich-private Modelle mit Bauträgern anstrebt.“ Das Haus sei denkmalgeschützt, 5000 Quadratmeter Nutzfläche zu belegen. „Wer VHS, Bücherei, Musikschule oder andere im Haus ansiedelt, erzeugt neue Leerstände“, so Kiefersauer.
Die Stadt sollte in jedem Fall die Art der Bebauung festlegen, auch wenn sie nicht kauft. Der BG ist der Erhalt des Klostergartens oder großer Teile davon für die Bürger wichtig. Den Ausbau von seniorengerechten Wohnungen gehobenen Standards oder auch betreutes Wohnen sehe man als sinnvolle Nutzung des Klosters.
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