Starke Mädels
Als Aufsteiger steht die Schülermannschaft des ESV Türkheim in der Landesliga gut da – auch dank dreifacher Frauenpower
Türkheim Die Regeln sind klar: Ganz gentlemanlike lassen die Jungs den Mädchen nach dem Spiel den Vortritt beim Duschen. Erst wenn Franziska Leinsle, 17, Larissa Frey, 15, und Luisa Bottner, 14, fertig sind, dürfen die Mannschaftskollegen der Eishockey-Schülermannschaft des ESV Türkheim unter die Dusche.
Auf dem Eis aber gibt es für die drei Mädchen keine Vorzugsbehandlung. „Da sind alle gleich“, sagt Trainer Bernd Schönhaar. Das wissen die drei Türkheimerinnen auch und stehen im Training wie in den Spielen in der Landesliga ihren Mann. Seit sie sieben, acht Jahre alt sind, spielen die drei Mädchen Eishockey. Über die damalige Eishockeyschule des ESV Türkheim sind sie zu diesem schnellen und mitunter harten Sport gekommen – und geblieben. „Es macht einfach viel Spaß“, sagt Franziska Leinsle. Sie ist die älteste Spielerin und auch körperlich die kräftigste. „Franzi war früher unser bester Bub“, sagt ESVT-Betreuer Peter Schregle.
„Früher“ bedeutet: in der Knabenmannschaft. Nun im Schülerbereich punkten normalerweise eher die athletischeren und schnelleren Buben. Doch Franziska und ihre beiden Mitstreiterinnen haben sich bislang immer durchgesetzt. „Manchmal ist es schon schwer, aber die Jungs respektieren einen schon“, sagt Luisa. Die 14-jährige Stürmerin kommt aus einer eishockeyverrückten Familie: Ihr Vater spielte beim EV Bad Wörishofen und trainiert die Knabenmannschaft des ESV Kaufbeuren, Bruder Tobias spielt beim ESV Türkheim in der Jugend und Bruder Jakob ist bei den Kleinschülern in Kaufbeuren aktiv. Und da die Bottners früher in Mindelheim gewohnt haben, kennt sie auch Nationalspieler Patrick Reimer persönlich.
Nach den Durchführungsbestimmungen des Bayerischen Eishockeyverbandes (BEV) dürfen „Frauen und Mädchen aller Altersklassen gemeinsam mit männlichen Spielern entsprechend ihrer Altersklasse in ein und derselben Mannschaft spielen“. Trotzdem sind Franziska, Larissa und Luisa schon eine Besonderheit in der Schüler-Landesliga. „Auf dem Leistungsniveau gibt es das sonst kaum“, sagt Peter Schregle. Ab und zu treffen die Türkheimer in der Landesliga auf Mannschaften, in denen ein Mädchen im Tor steht. Das war es dann aber auch schon. „Drei Mädchen in einer Mannschaft sind schon etwas Besonderes“, so Schregle.
Zumal die drei auch richtig gut Eishockey spielen können und nicht nur auf der Bank sitzen, nur damit der Verein die nötige Spielstärke aufweisen kann. „Franziska ist unsere Allzweckwaffe. Sie spielt sicher und ist überall zu gebrauchen“, lobt etwa Trainer Bernd Schönhaar die 17-Jährige.
Wie es für die drei Spielerinnen weitergeht, wenn sie das „Frauenalter“ erreichen, wissen sie noch nicht. Zumal der ESV Türkheim selbst bislang keine Seniorenmannschaft stellt. Es bliebe der Weg zu einer Frauenmannschaft, etwa nach Memmingen oder Kaufbeuren. Doch so ganz ist das nicht die Sache der drei Türkheimerinnen. „Wir haben in Kaufbeuren schon mal in einer Frauenmannschaft gespielt“, erzählt Larissa Frey. „Aber das war langweilig, weil ohne Körpereinsatz gespielt wird. Da wird jeder Bodycheck abgepfiffen“, ergänzt Franziska.
Mit dem bisherigen Saisonverlauf sind die Mädchen durchaus zufrieden. Sie kommen regelmäßig zum Einsatz und halten gut mit den Gegnern mit. „Sie sind ein guter Gegenpol zu den Jungs“, sagt Schönhaar. Seine Mannschaft habe als Aufsteiger in die Landesliga das Soll mit aktuell Rang sieben erfüllt: „Wenn man sieht, was andere Vereine in dieser Liga für Voraussetzungen haben und wo wir herkommen, ist das schon klasse.“ Auch dank dreier Mädchen aus Türkheim, die es verstehen, sich in diesem schnellen Kufensport durchzusetzen.
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