Erneut mehr berauschte Straftäter
Polizei hält Alkoholverbot an Brennpunkten für sinnvoll
Ulm Die Zahl der Straftaten im Bereich der Polizeidirektion Ulm ist voriges Jahr leicht um 1,7 Prozent auf 16343 gestiegen. Vor allem Diebstähle und Sachbeschädigungen haben zugenommen. Sorge bereitet der Polizei die steigende Zahl der Delikte im Alkoholrausch.
2009 betrug der Anteil der Verdächtigen, die zur Tatzeit unter Alkoholeinfluss standen, noch 10,3 Prozent, voriges Jahr bereits 14,1 Prozent. Das ergibt sich aus der Kriminalstatistik, die der Ulmer Polizeichef Karl-Heinz Keller gestern vorstellte. „Gerade die Wochenenden sind für uns eine Herausforderung“, sagte der Leitende Kriminaldirektor. Das Verkaufsverbot für alkoholische Getränke ab 22 Uhr in Baden-Württemberg hält er zwar für richtig – in Ulm schlägt die Maßnahme aber nicht durch, weil die Leute, die sich betrinken wollen, zu späterer Stunde einfach nach Neu-Ulm gehen, um sich ihren Stoff zu besorgen. Dort bekommt man nachts nach wie vor Alkohol an der Tankstelle.
Weniger Jungtäter bei Gewaltdelikten
Eine positive Entwicklung verzeichnete die Polizei bei den Rohheitsdelikten. Diese gingen erstmals seit Jahren wieder leicht zurück. Der Anteil der Jungtäter bei Gewaltdelikten geht zurück. „Unsere Maßnahmen gegen Jugendgewalt und Alkoholmissbrauch scheinen Erfolg zu zeigen“, sagte der Leiter der Ulmer Kriminalpolizei, Bernd Ziehfreund. „Eine gesetzliche Grundlage für ein Alkoholkonsumverbot an innerstädtischen Brennpunkten könnte ein weiterer Baustein bei der Bekämpfung der Gewaltkriminalität sein.“ Denkbar wäre ein solches Verbot aus Sicht der Polizei beispielsweise rund um den Hauptbahnhof und auf der Donauwiese. Polizeichef Karl-Heinz Keller glaubt, dass die Stadt mitziehen würde. Allerdings müsse erst das Land die rechtlichen Voraussetzungen schaffen.
Auch bei den Raubdelikten, deren Zahl um 13 Prozent auf 132 gestiegen ist, spielt Alkohol eine traurige Rolle. Zum Jahreswechsel 2010/2011 wurden in Ulm nachts vermehrt Betrunkene in der Innenstadt und rund um den Bahnhof ausgeraubt. Eine Ermittlungsgruppe der Polizei identifizierte eine Gruppe Algerier aus dem Kreis Neu-Ulm als Verdächtige. Nach Einschätzung der Polizei werden allein dieser Gruppe 35 Straftaten angelastet. Von den Räubern stand ein Viertel unter Alkoholeinfluss. 79 Prozent waren polizeibekannt.
Zugenommen hat die Zahl der Wohnungseinbrüche, der Diebstähle und der Sachbeschädigungen – hier verzeichnet die Polizei vor allem einen deutlichen Anstieg bei Schäden durch Graffiti. Rückläufig ist hingegen die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte. Computer- und Internetkriminalität ist weiter auf dem Vormarsch. Wie berichtet, werden sich in dem künftigen Polizeipräsidium Ulm Spezialisten verstärkt um diesen Bereich kümmern.
Die Aufklärungsquote der Polizeidirektion Ulm liegt mit 61 Prozent über dem Landesdurchschnitt (59 Prozent). „Dieses Ergebnis ist mit einem hohen Aufwand verbunden“, sagte Karl-Heinz Keller – zumal Delikte mit üblicherweise hoher Aufklärungsquote, etwa Betrug, rückläufig und Delikte mit vergleichsweise niedriger Aufklärungsquote, wie schwerer Diebstahl deutlich angestiegen seien.
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