
Viel Lob und ein bisschen Schelte für „Don Pasquale“

Besucher sind nach der Premiere der Donizetti-Oper am Theater Ulm von den Sängern angetan
Ulm „Don Pasquale“ von Gaetano Donizetti hauchte der „opera buffa“ einst neues Leben ein – dabei war diese Form des Musiktheaters im Jahre 1843, als der Italiener seine komische Oper schrieb, eigentlich schon passé. So wie Donizetti die alten Formen mit karikierendem Witz neu belebt, so bemühte sich auch die Inszenierung des Ulmer Theaters um frische Details. Wenn auch in Schulnoten ausgedrückt keiner der befragten Premierengäste eine „Eins“ vergeben mochte, war das Publikum doch angetan. Besonderes Lob gab es für die Sänger, vor allem für Katarzyna Jagiello als Norina.
So findet Lenard Lemke aus Neu-Ulm, dass die Sängerin mit „großer Empathie und vorzüglicher Stimme“ ihre Rolle zwischen Ernst und Groteske gemeistert habe: „Das hat mich sehr überzeugt!“. Durchaus enthusiastisch reagiert der passionierte Opernfan auf Tenor Marco Antonio Lozano in der Rolle des Ernesto: „Am Anfang wirkte er etwas gehemmt, er musste sich freisingen. Dann aber ragte er aus dem Ensemble heraus“. Insgesamt habe ihn die Oper „begeistert“.
Anerkennung für reduziertes Bühnenbild
Ähnlich beurteilt die Leistung des jungen Sängers auch Jürgen Rasemann aus Leutkirch: „Eine sehr schöne Stimme, in kleinen Details noch etwas rau, aber ein Sänger, der eine große Karriere vor sich hat – wenn er sich nicht verheizen lässt.“ Ansonsten findet Rasemann die Inszenierung „niedlich und nett“, wobei das Bühnenbild in seiner reduzierten Form „richtig gut“ sei.
Friedrich Müller aus Weissenhorn ist vom Bühnenbild ebenfalls angetan. Es nehme sich zurück und gebe so dem Geschehen auf der Bühne Platz. Allerdings findet er: „Der erste Teil ist mir etwas zu statisch, die Sänger stehen etwas verloren herum.“ Das sieht auch Silvia Weber aus Memmingen so: „Im zweiten Teil löste sich die starre Szenerie auf, im ersten Teil gab es fast keine Bewegung.“ Die Opernliebhaberin aber ist der Meinung: „Die Sänger haben durchweg das Beste gegeben.“
Besonders vorbereitet hatte sich Veronika Pfrommer aus Blaustein, die über ein Volkshochschulseminar alles über die Oper im Allgemeinen und den „Don Pasquale“ im Besonderen erfahren wollte. Entsprechend pendelte sich ihr Eindruck der Premiere zwischen Begeisterung und einem „Fragezeichen“ ein: „Gewöhnungsbedürftig“ empfand sie die Anpassungen der Rollen, die ja im 19. Jahrhundert angesiedelt seien – was man der Inszenierung nicht ansah. „Das Bühnenbild erinnerte mich an die Kasematten der Wilhelmsburg, das hat mich zuerst erstaunt, aber es hat mir zunehmend gut gefallen.“ Herausragend auch für sie: die Sänger Jagiello und Lozano.
Johannes Schubert aus Mindelheim ist aber mit diesem „Don Pasquale“ durchweg zufrieden: „Wohltuend zurückhaltend“ empfand er die Inszenierung. Sie habe Humor gezeigt, sei aber nie in „Ulk und Klamauk“ abgedriftet.
Dagegen ist der Aspekt des Komischen für Ralf Wepler aus Ulm zu kurz gekommen. Zu oft stünden die Sänger „etwas verloren im Bühnenbild herum“ und generell erwarte er von einer komischen Oper mehr Mut zu Humor. Nur lobende Worte findet Beate Dammer aus Dornstadt: „Die guten Stimmen, das Bühnenbild, die Musik und ihre Umsetzung – es war richtig gut.“ Allerdings hat sie Bedenken wegen der „platten“ Moral: „Dass man im Alter nicht mehr heiraten soll – das kam als Moral am Ende sehr dröge rüber und ist in unserer Zeit auch nicht passend.“ "NUZ-Kritik Seite 20
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