Rentner können gratis auf Nahverkehr umsteigen
Der Landkreis führt im nächsten Jahr Seniorentickets ein. Die sind jedoch an eine Bedingung geknüpft
Kostenlos sämtliche Nahverkehrsangebote nutzen? Das ist bislang im Landkreis noch nicht möglich, doch bald bekommt eine bestimmte Altersgruppe die Chance dazu: Frauen und Männer ab 65 sollen sich ab 1. Januar 2020 einmalig ein Seniorenjahresticket holen können. Das beschloss jetzt der Wirtschafts- und Verkehrsausschuss des Landkreises. Doch die Gratisfahrkarte für den Verkehrsverbund Ding hat einen entscheidenden Nachteil, was dann auch zu Diskussionen unter den Politikern führte.
Der Landkreis Neu-Ulm ist nicht der erste, der auf diese Idee setzt. Vergleichbare Angebote existieren bereits in Ulm, Biberach sowie den Kreisen Unterallgäu und Günzburg. In Ulm etwa haben sich vergangenes Jahr 168 Menschen eine solche Fahrkarte mit Namen „Ticket65plus“ besorgt. Die Kosten in Höhe von rund 90000 Euro teilen sich die Stadt und der Nahverkehrsverbund Ding je zur Hälfte. In den Kreisen Günzburg und Unterallgäu nutzten 2018 insgesamt 135 Menschen die „VVM-Senioren-Jahresnetzkarte“. Auch im Kreis Neu-Ulm sieht das Landratsamt entsprechendes Potenzial. Andreas Reimann, Leiter des Fachbereichs Verkehr, sprach von 100 Interessierten im Neu-Ulmer Stadtgebiet und von 60 im übrigen Kreis. Die wesentlichste Bedingung, um das Gratis-Jahresticket zu bekommen: Die Betreffenden müssen freiwillig ihren Führerschein abgeben. Reimann sagte, das sei eine gute Möglichkeit, um Menschen an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) heranzuführen. Es gebe ja auch regelmäßig Fälle, in denen ältere Autofahrer „auffällig“ würden. Meist gehe es nur um Parkrempler, aber ab und zu auch um schwerere Fälle. Diese Aussage gefiel wiederum der Kreisseniorenbeauftragten Hildegard Mack (CSU) gar nicht. Sie möchte nicht, dass „Senioren unter Generalverdacht gestellt werden“. Die Karte sei zwar eine Ergänzung zum selbstbestimmten Leben, aber dann müsse auch der Nahverkehr im ländlichen Bereich verbessert werden. Ludwig Daikeler (SPD) ging die Sache mit Humor an: „Ich habe festgestellt, 65, das bin ja ich!“ Den Führerschein in diesem Alter abzugeben, stelle ein Riesenproblem dar, „auch für mich“. Wenn die Fahrlizenz abgegeben werde, bedeute das, dauerhaft Radler zu werden? Im Prinzip ja. Nach den Worten von Reimann ist die Trennung endgültig. Wer das Seniorenticket wolle, müsse seine Fahrerlaubnis für immer bei der Führerscheinstelle abgeben. Dann sei er dagegen, sagte Daikeler: „Das war für mich ein Schock, erst der dünne Kaffee hier und dann die 65 ...“ Bei dieser Altersgrenze mache er nicht mit. Josef Kränzle, der diese Grenze schon seit einiger Zeit hinter sich gelassen hatte, regte an, die Seniorenkarte ab 67 anzubieten, denn schließlich müssten die Menschen ja bis zu diesem Alter schaffen: „Wir müssen dann den Leuten klarmachen: Lieber Freund, es gibt ein Nimmerwiedersehen mit deinem Pappendeckel.“ Zuspruch bekam die Idee aus den Reihen der Grünen und der CSU. Herbert Pressl („Ich bin auch 65“) forderte aber, den Nahverkehr im ländlichen Raum zu verbessern.
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