Schicksalsstunde für den Bahnhof
Wird das markante Gebäude abgebrochen? Räte sollen am Montag entscheiden
von Jens Carsten
Weißenhorn Ein Bauunternehmer will das Bahnhofsgelände in Weißenhorn kaufen und das alte Gebäude darauf abreißen. Dies wurde im Vorfeld von zwei für Montag und Dienstag anberaumten Stadtratssitzungen bekannt. An der Stelle des in den 1870ern errichteten Bauwerks könnte ein neues Haus entstehen. Ob die Abrissbirne tatsächlich in der Herzog-Georg-Straße anrollt, ist noch nicht klar. Darüber werden die Stadträte Anfang kommender Woche beraten. Unter anderem – denn während Ulm den Schwörmontag feiert, gibt es in der Fuggerstadt reichlich Gesprächsstoff: Insgesamt 29 Tagesordnungspunkte sind für beide Sitzungen eingeplant (Beginn jeweils um 18 Uhr).
Noch ist das Schicksal des Bahnhofsbaus nicht besiegelt: Auch eine Sanierung des markanten, aber optisch aus Sicht mehrerer Bürger nicht wirklich ansprechenden Gebäudes ist denkbar. Stadtbaumeister Burkhard Günther will in der Ratssitzung am Montag jedenfalls einige Alternativen für die Zukunft des Weißenhorner Bahnhofs vorstellen.
Im Dezember waren die Perspektiven des Bauwerks schon einmal Thema im Stadtrat: Ein Umbau und ein Anbau standen damals zur Debatte, eine Entscheidung gab es aber nicht. Zuerst sollte eine genaue Kostenschätzung vorgelegt werden. Was am Montag auch beschlossen wird – etwaige Bautätigkeiten am Bahnhof müssen parallel zur Errichtung des neuen Busbahnhofs erfolgen. „Das soll Hand in Hand gehen“, sagt Stadtbaumeister Günther. Ein Problem: Platz für Parkplätze gibt es nicht. Im Zuge des neuen Busbahnhofs entstehen zwar reichlich Stellflächen, zuletzt war von 122 die Rede. Doch die sollen den Pendlern vorbehalten sein.
Der Bahnhof wurde in den 1870er Jahren gebaut, ebenso wie der Witzighauser, der laut Günther unter Denkmalschutz steht. Nicht so das Weißenhorner Pendant, das oft umgestaltet wurde. In den 1930er Jahren ließ man glatten Putz auftragen, in den 1950ern erhielt das Haus neue Fenster. „Dadurch wurde es auch nicht gerade schöner“, sagt Günther. Er hat aber noch Hoffnung für das alte Haus: Die Bausubstanz könnte grundsätzlich noch saniert werden.
Im Bahnhofsgebäude befinden sich zwei Wohnungen mit einer Größe von jeweils 100 Quadratmetern, eine ist derzeit vermietet. Eine zentrale Heizungsanlage gibt es nicht, sagt Günther. Im Winter würden Ölofen angeschürt. Ob Neubau oder Sanierung: Wohnräume sind am Bahnhof wohl künftig nicht mehr gefragt. Ab Dezember werden Personenzüge regelmäßig in die Fuggerstadt rattern. Büros, Praxen oder Geschäfte wären am Haltepunkt eher denkbar, hieß es.
In der Ratssitzung am Montag wird es auch um den neuen Busbahnhof gehen: In einer Diskussionsrunde mit allen beteiligten Behörden im Juni wurden einige Verbesserungsvorschläge vorgebracht (wir berichteten). Diese sind inzwischen in die Pläne eingearbeitet und kommen nun im Stadtrat auf die Tische. Ob und wie die Kosten zwischen Stadt und Landkreis verteilt werden, ist weiter unklar. Eine Idee ist eine 50:50-Lösung. Darüber werde der Wirtschaftsausschuss des Kreistags in seiner nächsten Sitzung im November beraten, teilte das Landratsamt gestern auf Anfrage mit.
Außerdem wird es in der ausladenden Ratssitzung am Montag und Dienstag um die Erbpacht des TC Weißenhorn gehen, um den Gumpigen Donnerstag und Baugebiete.
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