
Naukorn-Manufaktur ist insolvent: Was wird aus den Bäckerei-Filialen?

Plus Mehrere Bäckereien rund um Ulm wurden von der Naukorn-Manufaktur übernommen. Doch die Firma ging insolvent, viele Standorte sind geschlossen.

Groß war die Hoffnung, als im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass unter anderem die Filialen der einstigen Bäckerei Aschenbrenner von der Naukorn-Manufaktur übernommen werden. Doch ziemlich schnell machte sich Trübsal breit. Mancher Standort öffnete erst gar nicht. Inzwischen sind weitere längst geschlossen, und Geschäftsführer Felix Kozlik, der nach einer Hochzeit jetzt Gutsmann heißt, musste Insolvenz anmelden. Wie geht es nun mit den verbliebenen Verkaufsstellen und ihren Beschäftigten weiter?
Gutsmann selbst war für unsere Redaktion nicht zu sprechen. Weder telefonisch noch per E-Mail oder über ihm nahestehende Personen kam ein Gespräch zustande. "Mit unglaublicher Motivation" sei der Jungunternehmer gestartet, berichtet hingegen der nun zuständige Insolvenzverwalter Tobias Sorg von der Kanzlei DMP Solutions in Ulm. Das aufgebaute Unternehmensgeflecht rund um die Marke Naukorn bezeichnet er als "relativ kompliziert".
Die Naukorn-Idee: Bäckerei-Standorte sollten ihre Spezialitäten behalten
Mehrere eher kleinere Bäckereien aus der Region rund um Ulm wurden von Gutsmann übernommen, weil die zum Teil einstigen Familienunternehmen zum Beispiel keinen Nachfolger für ihre Betriebsführung fanden. So kamen nach und nach einige Firmennamen zusammen, dann von Gutsmann geführt wurden, zum Beispiel die Bäckerei Buck in Langenau, das Café Adelbert in Ulm, die Bäckereien Rohde in Hüttisheim, Bader in Dietenheim oder Stenzel in Bernstadt. Die Idee bei der Übernahme: Jeder Standorte sollte seine charakteristische Eigenschaft sowie besonderen Produkte behalten. Produziert werde aber in einer Backstube im Ulmer Dichterviertel.

"In der Praxis nicht so einfach", sagt Sorg. Neben Energiekrise habe die Sache noch einen anderen Knackpunkt, so zum Beispiel: Jene kleineren Familienbetriebe hätten einst aus Räumlichkeiten herausverkauft, die auch ihnen gehörten. Sprich, sie mussten dort keine Miete bezahlen. Kommt ein Fremder, sei die Kalkulation eine ganz andere. Hinzu komme ein absolute Knappheit beim Personal, das in der Branche händeringend gesucht wird. "Ich muss fast schon einen Sicherheitsdienst einstellen, damit die Konkurrenz die Mitarbeiter nicht abwirbt", schildert Sorg die Lage.
Insolvenz: Motivierter Naukorn-Chef wieder "auf dem Boden der Tatsachen"
Der Bäckermeister und Betriebswirt Gutsmann scheint nun wieder "auf dem Boden der Tatsachen" angekommen. Mit seiner Naukorn Manufaktur GmbH war in finanzielle Schieflage geraten, im Dezember musste er einen Insolvenzantrag stellen für jene Gesellschaft, die auch die Aschenbrenner-Filialen zum Mai 2022 übernahm. Von den wirtschaftlichen Problemen bislang nicht betroffen sind unter anderem das Café Adelbert oder die Backstube im Ulmer Dichterviertel, die einst von der Bäckerei Staib betrieben wurde. Für die gibt es jeweils eigene Unternehmen. Aber auch das könnte mit ein Grund gewesen sein, warum es Gutsmann "über den Kopf gewachsen" ist: Mehrere Firmen bedeuten schließlich auch mehr Verwaltungsaufwand, so der Insolvenzverwalter. Zwar ist dazu bislang nichts bekannt, aber es könnte sein, dass womöglich noch weitere seiner Unternehmen in ein schwieriges Fahrwasser kommen.
Von der betroffenen Gesellschaft sind drei Standorte noch übrig geblieben, bei denen die Zukunft offen ist: die Bäckerei im CAP-Markt in Jungingen, die Verkaufsstelle der ehemaligen Bäckerei Dreihäupl im Neu-Ulmer Donaucenter sowie die frühere Aschenbrenner-Filiale in der Magirusstraße in Ulm-Söflingen. Hier würden derzeit Verhandlungen mit zwei großen Bäckereien laufen, die großes Interesse haben, sagt Sorg. Mehr dazu will er nicht verraten. Nur so viel: Sie würden unbedingt auch das Personal wollen. Noch im Februar, so hofft er, könnte eine Entscheidung fallen. Arg viel länger könne er die Beschäftigten auch nicht mehr hinhalten. Einige hätten sich zwischenzeitlich schon eine neue Arbeitsstelle gesucht, zehn würden noch auf eine Nachricht warten. Entscheidend seien nun insbesondere die Gespräche mit den jeweiligen Vermietern. Doch je nach Standort würden denen offenbar auch andere Angebote vorliegen. "Eine Hängepartie", sagt Sorg.
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